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„Bleiben sie bitte zurück", weiß mich einer der Polizisten an, als ich nach vorne stürzen wollte.
„Aber das ist mein Vater!"
Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen, als ich sah wie die Autotür hinter Dad geschlossen wurde.

„Ihr Vater wurde soeben festgenommen- Wenn auch nur auf Verdacht" Der Polizist schaute mir in die Augen. „Es ist möglich, dass er wichtige Informationen an die Attentäter weitergegeben hat, und wird nun auf der Wache befragt. In etwa drei bis vier Tagen wird er wieder da sein- soweit er für unschuldig befunden wurde." Er wandte sich ab, und ich ballte hilflos die Fäuste. „Mein Vater würde nie...", flüsterte ich unterdrückt.

„Was... oh mein Gott, Elizabeth!" Ich drehte mich um, als ich realisierte wer sich gerade einen Weg durch die Schaulustigen nach Foren bahnte.
„Kyle!" Mein Herz machte einen Satz. Er kam vor mir zum stehen, die Haare ganz verwuschelt, und einen besorgten Ausdruck im Gesicht. „Geht es dir gut?"
„Ja, ich... sie haben meinen Dad fest genommen!"
„Was?"

„Zu Befragung", bestätigte der Polizist knapp. Dann stieg auch er in eines der Autos und sie fuhren davon. Mein Kopf schwirrte. „Was soll ich denn jetzt machen", fragte ich leise. Plötzlich fühlte ich mich, als würde jemand mir alles Kraft aus dem Muskeln ziehen.
Mein Vater war gerade verhaftet worden. Und er war unschuldig!
Irgendetwas stach mir heftig in die Brust.

Eine Berührung an meinem Arm ließ mich den Kopf heben. „Soll ich dich nach Hause bringen?", bot Eric zu meiner Überraschung an und hielt mir fragend seinen Helm hin.
„Äh, warte mal", schaltete Kyle sich ein, „Kennst du diesen Kerl?"
„Seit heute", gab ich zu.

„Ey! Seit dem Kindergarten!"
Und wenn schon. Ich sollte ihm lieber nicht trauen, mich so weit weg zu fahren.
„Kyle, kannst du mich nach Hause bringen?"
„Natürlich."

Es wurde Zeit dass ich endlich meinen Fühererschein machte, dachte ich, während ich in Kyle's Auto stieg. Bisher hatte ich dafür einfach keine Zeit gefunden.
Fast hätte ich Eric übersehen, bis er plötzlich vor dem Fenster stand. „Mach's gut, Teufeline. Viel Glück mit deinem Vater." Er sah angespannt aus.
Ich nickte. „Klar. War nett, dich nochmal gesehen zu haben." Er wirkte, als wolle er noch etwas sagen, aber da schloss Kyle das Fenster und fuhr los.
„Wer war das denn?", wollte er sofort wissen.
„Jemand von früher." Ich lehnte müde den Kopf an die Scheibe.
„Tut mir leid, aber mir ist gerade nicht nach Plaudern.
Kyle schwieg. Doch während der Fahrt spürte ich immer wieder seine kurzen Blicke auf mir.

Als ich zu Hause ankam war ich platt. Wie ein Reifen, dem man alle Luft rausgelassen hatte.
Gerade wollte ich mich von Kyle verabschieden, der mich noch bis zur Tür gebracht hatte, als er plötzlich ganz dicht an mich heran trat und mich prüfend musterte.
Ich vergaß für einen Moment, wie man atmete. Er roch nach Zimt. Oh mein Gott. Wie konnte man so gut riechen?
Eigentlichtlich hatte ich gedacht, mein Herz wäre fest eingequetscht von meterweise Stacheldraht, aber nun brachte es es auf irgendeine Weise fertig, noch einmal wild zu klopfen.

„Du siehst nicht gut aus", sagte Kyle, und seine Finger strichen über meine Stirn. Prüften ihre Temperatur.
„Ich glaube, du wirst krank."
„Nein. Ich brauche nur etwas Ruhe", quetschte ich heraus.
„Viel Ruhe." In seinen honigfarbenen Augen schwamm Sorge. „Leg dich ins Bett. Ich komme morgen noch mal vorbei."
Plötzlich weiteten sich seine Augen, als hätte er gerade erst realisiert, was er gesagt hatte. Dann verschloss er sich plötzlich. Klappte zu wie ein Fisch, der das Maul schließt. Alle Gefühle verschwanden aus seinem Blick.
„Ruh dich aus", schob er noch einmal tonlos nach, dann war er weg.
Und ich taumelte verwirrt ins Haus.

...

Als ich erwachte, war es mitten in der Nacht. Ich hatte mich auf dem Sofa zusammen gerollt und in meinen Kleidern geschlafen.
Schlaftrunken angelte ich nach meinem Handy. Es war nach Mitternacht.
Und Dad war immer noch nicht zuhause.

The Diamond Games. DawnbreakWo Geschichten leben. Entdecke jetzt