14.

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Es roch nach nasser Katze in dieser Garage. Und nach alten Spinnengeweben. Ich hatte, ohne es zu merken, die Nase gerümpft. Es war stockdunkel, das einzige Licht kam von draußen durch einen Spalt, unten an dem Garagentor.
Minutenlang waren wir beide so still, dass man unseren Atem hören konnte.
„Sie sind weg, oder?", flüsterte Eric irgendwann.
„Wahrscheinlich..."
Im dunklen tastete ich nach dem Lenker des Motorrads und hängte den Helm daran, welchen ich immer noch in der Hand gehabt hatte. Das Geräusch eines Reißverschlusses erklang, welcher geöffnet wurde. „Maaann, ist das stickig", stöhnte Eric leise.
„Sollen wir vielleicht raus gehen?", fragte ich scheinheilig. „Da wird es sicher besser. Und da ist es auch bestimmt sicherer." Er schnaubte.
Eine ganze Zeit lang hörte man von draußen nur ab und zu das tiefe Brummen von vorbei fahrenden Autos. Motorräder waren nicht zu hören, dennoch warteten wir noch etwa zehn Minuten, um ganz sicher zu gehen. Aber länger in der Garage zu bleiben war auch riskant, denn sie gehörte immer noch nicht uns, und den Ärger mit dem Besitzer konnten wir gerade wirklich nicht brauchen.
„Und was, wenn die noch da draußen sind, und uns sehen, wenn wir vorbei fahren?"
Eric hatte schon halb das Tor aufgezogen. Er drehte sich halb zu mir um. „Wir sind ihnen gerade schon entwischt. Das schaffen wir noch mal."
„... ich will nicht, dass sie uns nach Hause folgen."
Er senkte den Kopf. Dann zog er das Tor ganz auf, und kam zu mir herüber. Ich saß immer noch auf seinem Motorrad, und wollte ihm schon eine scheuern, weil es ihm offensichtlich egal war, dass Killer dann wissen würden, wo ich wohnte. Ich verzog wütend den Mund und war schon kurz davor eine Salve an Schimpfwörtern loszulassen, als er sagte: „Dann gehst du eben noch nicht nach Hause."
Ich blinzelte. „Klar", sagte ich dann. „Ich glaub die Müllhalde ist ein besserer Ort. Da kann ich mich auch gut verstecken."
„Du gehst doch nicht zu Müllhalde, Teufeline. Wir gehen zu mir."
Ich stutzte. Klappte den Mund zu. Schaute Eric an. Eric schaute mich an. Sein rechter Mundwinkel hob sich.
„Damit hast du nicht gerechnet, was?"
Einen Moment brauchte ich noch, um mich zu fassen. Dann sagte ich langsam: „Wie dumm bist du eigentlich?"
Jetzt war er an der Reihe, zu stutzen.
„Ich mein's ernst", setzte ich hinzu, „wie dämlich kann man sein - ist dir nicht bewusst, dass, sollten diese Killer uns wieder finden und folgen, du dann tot bist? Spar' dir dein ritterliches Opfer für wann anders, du Depp."
Er schwieg kurz. Dann lachte er leise in sich hinein. „Tja, dann kennst du mich schlecht."
„Wieso sollte ich füglich gut kennen, wir haben uns vielleicht drei mal gesehen."
„Was ich damit sagen will, ist... ich bestehe auf das ritterliche Opfer... und sollten alle Stricke reißen, verkrieche ich mich einfach zu dir."
Er war so ein unglaublicher Idiot. Aber ich sagte nichts mehr. Mir vielen außerdem noch ein Paar weitere Punkte ein, die er definitiv nicht bedacht hatte - wie zum Beispiel die Tatsache, dass, sollte Eric in seinem Haus gefunden werde, ich dann ja auch da war, und das ganze eigentlich gar nichts brachte - aber ich schwieg trotzdem. Es gab sowieso nicht viel andere Lösungen. Wir mussten das Motorrad hier raus bekommen. Diese Garage gehörte schließlich nicht uns. Was Eric jedoch nicht zu stören schien. Er begutachtete gerade die kleine Winkekatze, die in einem der verstaubten Regale stand. Die Tatsache, dass wir gerade verfolgt worden waren, von vermummten Typen, die uns weiß-Gott-was antun wollten, schien er bereits vergessen zu haben.
Schließlich drehte er sich wieder zu mir um. Mein Gesichtsausdruck war offenbar höchst entnervt, denn er senkte kurz den Kopf, um sein Lachen vor mir zu verstecken.
„Na komm, meine kleine Teufeline, wir fahren zu mir."
„Wenn du mich noch einmal „deine" nennst, zieh ich dir den Winterreifen da drüben über den Schädel."
„Tja, aber meine bist du dann immer noch."
„Geht eigentlich noch mehr Fuckboy bei einem einzigen Typen?"
„Ja natür..."
„Halt die Klappe und fahr endlich."

Eric fuhr durch kleine, enge Straßen, die wenig befahren waren - aber gleichzeitig auch keinen zu großen Umweg verursachten, da wir schnellstens in Sicherheit mussten. Ich hatte den Helm auf, meine Arme um seinen Bauch geschlungen - wo ich ihn am liebsten reingeboxt hätte. Dieser Kerl ging mir langsam so sehr auf die Nerven, wie ich es bei sehr wenigen Menschen erlebt hatte. Und dass er gut aussah änderte definitiv nichts daran. Sein Playboy-Gehabe kaufte ich ihm in keinster Weise ab, sein nervtötendes, ganz sicher nicht hübsches Grinsen brachte mich nur noch mehr auf die Palme.
Eric drehte kurz den Kopf zu mir. Seine Haare waren völlig zerzaust und in seinen Augenwinkeln glänzte Feuchtigkeit. Aber ich würde ihm den Helm garantiert nicht zurückgeben.
„Wieso kommt es mir so vor, als würdest du mich von hinten mit deinen Blicken erdolchen?", rief er mir zu.
„Weil ich es tue", antwortete ich ungerührt.
Wieder grinste er sein dämliches Grinsen.
Gerade wollte ich ihm dafür in den Bauch zwicken, als er plötzlich langsamer wurde und dann abrupt mitten in der verlassenen Gasse zum stehen kam, durch die wir gerade gefahren waren.
„Da liegt ein Typ auf dem Boden."
Ich folgte seinem Blick. Tatsächlich, nicht weit von uns entfernt lag ausgestreckt ein Kerl, etwas verdreht, als wäre er zusammengeschlagen worden. Er war ohnmächtig , und aus diesem Winkel konnten wir sein Gesicht nicht sehen.
„Haben wir die Zeit, uns um ihn zu kümmern?" Ich hoffte, Eric sagte ja.
„Nein."
Er drehte sich zu mir um.
„Aber wir machen es doch?"
„... ja, natürlich."
Wir stiegen vom Motorrad und liefen zu dem ausgeknockten Typen hin. Er trug einen teuer aussehenden Mantel, und nicht weit weg von ihm lag... eine zerdrückte Pralinenschachtel. Ich runzelte die Stirn. Dann umrundete ich den Kerl vorsichtig, und bekam fast einen Herzinfarkt, als ich sah, wer da am Boden lag.
Kyle?! Was zum Teufel..."
Kyle regte sich etwas. Sein hübsches Gesicht war mit ein paar fetten Schrammen verziert, und rundherum war alles voll mit verschmiertem, getrocknetem Blut. Seine Unterlippe war aufgeplatzt, und er war voller Straßendreck. Als er die Augen öffnete, glänzten sie fiebrig. Er schielte kurz, offenbar noch benommen, dann fokussierten sich seine Augen langsam auf mich.
„Elisabes...?", murmelte er undeutlich.
„Mein Gott, Kyle, was ist passiert? Ich dachte, du wärst aus dem Alter raus, dich auf der Straße zu schlägern." Meine Knie wurden wich, so erleichtert war ich, dass er noch lebte - aber ich hatte nicht vor, das durchblicken zu lassen.
Kyle setzte sich ganz langsam auf. Plötzlich fasste er sich an den Bauch und verzog leise ächzend das Gesicht.
„Verdammt, hat der zugeschlagen."
„Wer?"
Erst kam keine Antwort. Dann hob Kyle den Kopf, das Gesicht immer noch Schmerz verzerrt.
„Es war Jordan, Elizabeth. Er lebt wirklich, und er wollte mich kidnappen. Oder umbringen. Oder..."
Bevor er ausreden konnte, war ich auf die Knie gefallen, packte ihn am Kragen und schüttelte ihn. „Ist das dein verdammter Ernst?! Wir riskieren hier unser Leben und halten extra wegen dir an, während gruselige Mörder immer noch da draußen sein könnten um uns zu töten, und dir fällt nichts besseres ein als mir zu erzählen, Jordan Hazard dich angegriffen und niedergeschlagen hat? Lass dir was besseres..." Jemand zog mich sanft, aber bestimmt von Kyle weg. „Wag es ja nicht, mich anzufassen Eric", zischte ich.
„Hey, beruhig' dich erstmal. Klar, jeder hat seine Art, mit Stress klarzukommen, aber tu' dem armen, geschwächten Jungen da nicht auch noch weh..."
„Wen nennst du hier ‚armer Junge'?", zischte Kyle, plötzlich wieder ganz munter. Ich sog wütend die Luft durch die Nase. „Fehlt mir grade noch, dass ihr anfangt euch zu kabbeln wie zwei zickige, dreizehnjährige Mädchen. Arrgh, was ist das hier bitte für ein verdammter Mist..." Mit beiden Händen raufte ich mir die sowieso schon völlig verknoteten Haare.
„Wir beide sollten weiterfahren", meldete Eric sich fürsorglich.
„Geht's noch kindischer?", knurrte Kyle.
Bevor Eric etwas antworten konnte, dass er bereuen würde, knallte ich ihm seinen Motorradhelm in die Arme, und zog Kyle hoch.
„Ich hab keine Lust mehr auf euer Gezicke, deshalb nimmt Kyle mich jetzt in seinem Auto mit, und du, Eric, fährst alleine weiter."
„Hä? Wieso das denn jetzt?", empörte Eric sich.
„Weil unsere Verfolger nach einem Motorrad mit zwei Personen suchen. Wenn du alleine bist werden sie dich wahrscheinlich gar nicht erst bemerken. Und jetzt Steig endlich auf, du Trottel."
„Ich wusste gar nicht, dass du solche Töne anschlagen kannst", wunderte Kyle sich, während Eric ohne Widerworte Aufstieg und wir uns auf dem Weg zu Kyles Auto machten, damit wir ihm hinterher fahren konnten.
„Tja", sagte ich schnippisch, „Das passiert halt, wenn man sich aufführt wie zwei Kindergartenkinder."
Er sagte nichts. Und darum war ich froh.

Heyyyyy, diesmal etwas kürzer, aber hätte ich mit der nächsten Szene angefangen, wär' das Kapitel wahrscheinlich viermal so lang geworden 😅
Wie auch immer, glaubt ihr, Kyle und Eric werden sich vertragen?
Das witzige ist: ich weiß es selbst noch nicht XD
CU next monday,
LG, Stormseeker

The Diamond Games. DawnbreakWo Geschichten leben. Entdecke jetzt