Gaben

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Die Monate seit der Geburt der kleinen Prinzessin vergingen und nach dem langen und kalten Winter, begann der Schnee zu schmelzen und die Sonne schien wieder öfter und wärmte die gefrorene Erde wieder auf. Statt der rauen Stürme wehten nun leichte Briesen, die Menschen und Tiere wieder nach draußen lockten. Das Königspaar war wie verzaubert von der Schönheit der sich preisgebenden Landschaft und der Art ihres neugeborenen Kindes, das ihnen trotz seines zarten Alters schon einige Arbeit und Schlaf abverlangt, aber auch Freude gebracht hatte. Die Haut der Prinzessin war nach wie vor so weiß wie der Schnee der noch vereinzelt glitzerte oder die zarten Schneeglöckchen die durch die Decke über ihnen brachen. Aufgrund seiner hellen Haut bekam sie den Namen Snowwhite.
Im Königreich war es Brauch, bei allen Schichten vom Bauer bis zum König, zu Ehren des Neugeborenen und seines Namen eine sogenannte Namensfeier auszurichten. Dazu wurden aus allen Himmelsrichtungen Freunde, Bekannte und Verwandte eingeladen. Doch abgesehen von den sterblichen Gästen wurden auch zu jeder Namensfeier drei der Feen eingeladen
Die Feen waren eine Gemeinschaft von 12 waisen und alten Frauen, die über besondere Kräfte verfügten und sich, obwohl sie schon uralt sein mussten, die ewige Jugend bewahrten. Niemand wusste sicher woher und wann sie in das Land gekommen waren. Bekannt war nur die Geschichte nach der sie vor vielen, vielen Jahren über das Meer gekommen waren um den sterblichen Wesen des Landes zu helfen und um über sie zu wachen. Sie lebten angeblich auf einer meerumtosten Insel im Nordwesten. Aber sicher wusste das keiner, denn niemand wagte es auch nur in die Nähe der Insel zu kommen. Jede der Feen stand für eine andere Gabe und sie kamen immer zu dritt, jenachdem welche Tugenden die Eltern ihren Kindern mit auf den Weg geben wollten.

Der große Festsaal war bereits jetzt gefüllt mit Leuten. Von überall her waren Könige, Lords und Grafen angereist um dem nächsten Thronerben des Landes ihre Geschenke und Wünsche zu überbringen. Im Reich war es Brauch, dass immer das erstgeborene Kind, egal ob Junge oder Mädchen der nächste Regent über das Reich wurde. In der Halle waren überall lange Tische aufgestellt an denen schon viele Gäste saßen und plaudernd darauf warteten das die Zeremonie anfing. Draußen vor dem Schloss war es bereits dunkel und der Mond tauchte die Gärten in silbriges Licht.
Unter den Gästen war auch Catrione die Freundin der Königin mit ihrer kleinen Tochter Aurora.        Die junge Königin aus dem Süden trug ein dunkelgrünes Kleid und in ihrem rotbräunlichen Haar funkelte es. Sie lief aufrecht durch die Halle. Die letzte Namensfeier bei der sie gewesen war, war die ihrer eigenen Tochter gewesen. Das war nun bereits drei Jahre her, doch ihr wurde immer noch unwohl bei dem Gedanken daran. Mit den Augen hielt sie nach ihrer Freundin Ausschau und entdeckte die Königin schließlich am Ende der Halle. Sie wirkte stark, freudig und lächelte ihrer Freundin zu, als sie diese entdeckte.Die junge Mutter trug ein dunkelgrau schimmerndes Kleid, eine Farbe ihrer Heimat und auf ihrem Kopf saß die goldene Bürde der Krone. Sie umarmte Catrione zur Begrüßung:" Wie schön das du gekommen bist, wo ich doch schon bei Auroras Namensfeier nicht anwesend war. Ich hörte dein Weg war sehr beschwerlich?" Catrione ließ sie los und erwiderte:" Ja das war sie, aber es hielt mich nicht ab nun bei eurer Feier dabei zu sein." Die Königin lächelte und bot ihrer Freundin und deren Tochter zwei Plätze neben sich an. Catrione nahm das Angebot dankbar und ließ sich nieder. Sie erzählten sich vieles von den Geschehnissen und Neuigkeiten die seid ihrem letzten Treffen vor einigen Monaten vergangen waren.
Die Adeligen hatten allmählich alle ihre Plätze gefunden und erfüllten die große Halle nun mit ihrem Gemurmel und Gesumme, das nur so triefte vor spannenden Neuigkeiten und Klatsch.
Der König beschloss, dass nun der rechte Moment gekommen war und erhob sich. Er war ein großer Mann mit dunkelbraunen Haaren und Bart. Als er sich in die Mitte des Raumes stellte verstummte das Gemurmel und Gesumme augenblicklich und die Aufmerksam des Adels lag nun auf ihm. Der Herrscher erhob seine kräftige Stimme:" Ich möchte euch danken, dass ihr alle den mehr oder weniger beschwerlichen Weg auf euch genommen habt um der Namensfeier meiner Tochter Snowwhite beizuwohnen. Meine Königin und ich haben uns lange ein Kind gewünscht und nun ist unser Wunsch endlich wahr geworden. Ihren Namen erhielt sie nach dem Schnee der bei ihrer Geburt so hell wie ihre Haut unsere Gärten bedeckte und nach den Lieblingsblumen ihrer Mutter, den zarten Schneeglöckchen. Sie ist mein Erstgeborenen und wird eines Tages wie ich die Bürde dieser Krone und des Reiches auf ihren Schultern tragen. Dafür wünsche ich ihr alles Glück der Welt und werde immer auf sie achten. Ihr alle seid heute hier hergekommen um ihr eure Gaben und Wünsche zu geben, die sie brauchen wird für den Lebensweg der noch vor ihr liegt. Also bitte ich euch alle meinem Kind beizustehen in Guten wie in schlechten Zeiten."
Die Menge klatschte und der König nahm wieder seinen Platz zur Linken der Wiege ein.
Nun trat nach und nach der Adel nach vorne um der Prinzessin ihre Wünsche zu übergeben. Die erste war eine Königin aus dem Süden. Sie hatte dunkle Haut und trug ein Kleid aus roter Seide. " Kleine Snowwhite ich schenke dir diese Rosen aus meiner Heimat, die dir immer wenn du sie siehst Freude bereiten sollen." Sie hinterließ einen noch winzigen Strauß von weißen Rosen ehe sie ihren alten Platz wieder einnahm und sich verneigte.
Es folgten viele weitere Geschenke. Kleider aus edlen Stoffen, Schmuck, Bücher aber auch ein Fernglas, einige alte Karten des gesamten Landes und ein bestickter Sattel aus feinstem Hirschleder. Der König und die Königin nickten jedem von ihnen wohlwollend zu und dankten für die guten Wünsche. Die Letzte in der Reihe von Gratulanten war Catrione.
Die Königin erhob sich und trat mit ihrer Tochter an der Hand an die Wiege und sprach:" Snowwhite,  mein Geschenk an dich ist dieses Medallion, dass ich von meiner Tante bekam und sie von ihrer. Es ist ein Erbstück unserer Familie und soll nun dir gehören. Es soll dir auf deinem Weg helfen und dich begleiten. Doch öffne es nur wenn du in aller größter Not bist und keinen anderen Weg mehr siehst." Die kleine Aurora trat an die Wiege, lächelte der Prinzessin zu und legte das Medallion dann zu den Karten. Die Königin wirkte sichtlich gerührt und nickte ihrer Freundin lächeln zu.
In diesem Moment flogen die Fenster im Festsaal auf und es wehte ein Windhauch hinein. Die große Tür am Ende der Halle öffnete sich und offenbarte drei Frauen von denen ein Leuchten auszugehen schien.

Es waren die drei Feen. Sie schwiegen und schritten nun langsam und stolz durch die Gasse, die die Menschen ihnen in der Mitte der Halle frei machten. Alle Köpfe wandten sich zu ihnen um und starten sie an. Die drei Frauen hielten vor dem Königspaar inne und nickten ihnen zu. Das Herrscherpaar neigte ergeben die Köpfe vor ihnen und zeigte ihnen die Wiege. Es war so still in der Halle, das man eine Feder hätte zu Boden sinken hören können. Die erste der drei trat nun an die Wiege und hob ihre reine Stimme. Sie wirkte ein wenig streng, aber auch Weise. Ihr Haar war bereits leicht ergraut, was sie jedoch nicht älter machte und zur Hälfte nach oben gesteckt. Sie trug ein zart verziertes grau-hellblaues Kleid, das leicht um ihren Körper fiel."Ich bin Dilleachta und stehe für die Weisheit. Prinzessin Snowwhite, du wirst einmal die Königin dieses Reiches sein. Meine Gabe an dich möge die Weisheit sein, dieses Land zu regieren und stets mit Überlegtheit deine Entscheidungen zu treffen." Sie gab dem Baby einen Kuss auf die Stirn und ließ die zweite Fee an die Wiege treten. Ihr Haar war rot und zu einem langen Zopf geflochten. Über einer eng anliegenden Hose aus schwarzem Leder trug sie ein Kleid aus dunkelgrünem und schlicht verziertem Stoff sowie einen silbernen Gürtel. " Ich bin Cróga und symbolisiere den Mut. Mein Wunsch für dich soll der Mut sein dieses Reich zu führen, vor schwierigen Entscheidungen nicht zurück zu schrecken und deinen eigenen Weg zu bestreiten." Auch sie gab dem Kind einen Kuss. Die letzte Fee trug ihr leicht gewelltes, blondes Haar, das ihr bis über die Hüften fiel offen. Sie trug ein gänzlich rotes Kleid, und auf ihrem Kopf saß ein Kranz aus roten Rosen." Ich bin Kjæra und stehe für die Liebe. Mein Wunsch an dich kleine Snowwhite soll sein, dass du bei allem was du tust nie die Liebe vergisst. Regiere dein Reich nicht nur mit Verstand und Schwert sondern auch mit deinem Herzen und auch du wirst wahre Liebe finden." Die Fee küsste Snowwhite auf die Stirn und verneigte sich dann gemeinsam mit ihren Schwestern vor dem König und der Königin.             Sie verließen die Halle am Rand, wo die Menschen ihnen wieder Platz machten. Dilleachta und Cróga gingen an allen vorbei und schritten erhobenen Hauptes zu der Tür am Ende des Saales. Kjæra aber hielt vor Catrione inne und sah ihr fest in die Augen. " Ich erinnere mich an deine Tochter, Aurora, sie wird Schlimmes durchstehen müssen aber sie wird gerettet werden " Die Adeligen und Catrione sahen ihr grübelnd nach, als sie gemeinsam mit ihren Schwestern den Saal so schnell verließ wie sie gekommen waren...

The story of the Dark KingdomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt