Schwertlilien

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Snowwhite

Weiß, aber nicht wie Schnee. Die Unmengen an schimmernder Seide glichen mehr einem ausgebreiteten Schwanengewand, verziert mit Perlen und zarter Spitze.
Snowwhite hatte noch immer mulmige Ehrfurcht vor diesem Schwan, obwohl sie ihn jetzt ein Jahr kannte. Aber sie hatte den stolzen Vögeln früher oft zugesehen und eines gelernt, so stolz und rein sie auch waren, ihre Schnäbel waren gezähnt und sie bissen und fauchten wenn man ihnen zu nahe kam.
Die schmale Magd mit dem verblichenen Haar strich den langen Rock ein letztes, gewissenhaftes mal glatt, dann verneigte sie sich und verließ die Kammer.
Snowwhite blickte ihr wehmütig nach. Sie war nicht gern allein mit der zukünftigen Frau ihres Vaters.
Im vergangenen Jahr hatte sich alles verändert und ihr Vater war durch den Tod von Snows Mutter zu einem völlig anderen Menschen geworden, unterstützt durch sehr viel Wein und die unbekannte Lady aus dem Nordwesten. Seine Tochter hatte sich völlig zurückgezogen. Es gab einige Dienstmädchen, die dann und wann nach ihr sahen, doch im Grunde stand sie alleine da und die Schatten um sie herum schienen immer größer zu werden.
Aber schließlich war der Frühling gekommen und mit ihm ein Brief von Catrione:

Liebe Snow,
sehr gerne würde ich dir diesen Brief selbst über geben, aber wie du weißt ist bald der 16. Geburtstag von Aurora und die Umstände lassen es nicht zu.
Ich weiß, dass dein Vater gewillt ist Iris zu heiraten und ebenso weiß ich, dass dir das sehr schwer fällt.
Aber ich will dir sagen, gerade jetzt darfst du dich nicht von allem abwenden. Es ist vielleicht das Letzte was ich dir raten kann und es bricht mir das Herz.
Es gibt im Leben zwei Dinge, die uns antreiben.
Entweder die Macht, der Wunsch nach Herrschaft und immer mehr Geld,
oder die Hoffnung darauf, dass eines Tages vielleicht alles besser oder anders wird und man neu anfangen kann.
Ich glaube, dass dich tief im Inneren letzteres antreibt und du wirst sehen, dein Leben kann sich ändern, wenn du es nur selbst in die Hand nimmst und es wieder mit der Freude von früher füllst.
Du bist stark und du darfst niemals aufgeben, denn du bist nicht alleine.
Egal wo du bist deine Mutter und die, die dir wichtig sind werden stets bei dir sein.
Du kannst sie in den Sternen und Blumen sehen oder im Rauschen von Wind und Bach hören.
Vergiss das niemals, genau wie du nie vergessen solltest, dass das Königreich dir rechtmäßig zusteht.

The story of the Dark KingdomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt