Chocolate and Strawberry

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"Ian, du solltest nach Hause fahren und duschen, ein bisschen schlafen...." Fionas Stimme hallte durch das stille Zimmer und wurde nur vom Geräusch des Monitors begleitet. Sie strich ihrem Bruder über den Rücken, doch Ian schüttelte den Kopf.
"Ich kann nicht weg, Fi." Seine Augen nicht von Mickeys Gesicht wendend, seine Fingerspitzen am Handgelenk des anderen ruhend.
"Ian, wenn er aufwacht braucht er dich. Ausgeruht. Ich bleib bei ihm und ruf an, sobald sich etwas verändert." Fionas Stimme wurde ernst. Ian nickte.
Er beugte sich zu Mickeys Kopf hinab "Bin bald wieder da, my Love." Dann küsste er vorsichtig ein Stelle über seiner rechten Augenbraue, wo keine Blessuren und Schnittwunden der Windschutzscheibe zu sehen waren. Er seufzte, drehte sich um und verließ seit 4 Tagen zum ersten Mal das Zimmer.

Er fuhr mit der Bahn und schlief fast im Stehen ein, obwohl es nur zwei Stationen waren.
Im Gallagher Haus war es still. Debby war mit Sandy ausgezogen, Carl mit dem Streifenwagen unterwegs, Liam in der Schule und Lip mit Tammy zwei Häuser weit entfernt. Als es damals darum ging, das Haus zu verkaufen kam Fiona zurück um den Verkauf abzuwickeln. Doch alle hingen an dem Haus und Mickey und Ian hatten beschlossen es sich mit Debby und Sandy zu teilen um es nicht verkaufen zu müssen. Sie hatten den Keller ausgebaut und das obere Bad renoviert. Das alte Schlafzimmer der Jungs gehörte nun Ian und Mickey. Das alte Schlafzimmer von Monica und Frank gehörten nun Debby und Sandy, Debbys altes Zimmer gehörte Liam und in Fionas Zimmer schlief Franny. Carl wohnte noch im Keller, war aber kurz davor in eine eigene Juggesellenbude zu ziehen.
Ian schlurfte die Treppen nach oben und ließ sich in ihr Bett fallen. Das Zimmer war so groß, dass sie sich ein größeres Bett kaufen konnten, doch sie liebten es, nah aneinander zu schlafen. "Je mehr Platz wir im Bett haben, desto weiter schlafen wir voneinander entfernt. Hab dich gern nah bei mir." Hatte Mickey eines Abends gesagt, als es um dieses Thema ging. Ian konnte darauf nichts erwidern und grinste nur.
Jetzt war Ian froh, dass das Bett nicht größer war. Es würde sich nur noch leerer anfühlen. Er würde sich noch einsamer fühlen. Er blinzelte die einzelnen Tränen weg und die Müdigkeit überkam ihn.

"Zufrieden?" Fragte Mickey grinsend, als er an seinem Erdbeereis leckte. Ian nickte und schleckte ebenfalls über seine Kugel Schokoeis und grinste. Sie setzten sich unter einen Baum im Schatten und aßen schweigend. Mickey rutschte ein kleines Stück zu Ian und nahm seine Hand. Er legte sie auf sein Knie und hielt sie fest. Es sah lustig aus wie Mickeys kleine Hände über Ians großen lagen, doch er liebte den Anblick. Der Anblick von Mickeys tattowierten Knöcheln, die jeden Sommer mehr auszubleichen schienen. Der Anblick seines Daumens, der langsam über Ians Hand strich und das Gefühl seiner rauen Haut auf seiner. Es kam nicht oft vor, dass Mickey das in der Öffentlichkeit tat, deswegen war es etwas besonderes und Ian konnte nicht anders als zu grinsen.
"Du bist offener, wenn wir in der Westside unterwegs sind." Stellte Ian fest, als er mit seinem Eis fertig war. Mickey steckte sich eine Zigarette an und lächelte.
"Schau dich um Ian." Sagte er und blickte auf die Tische der kleinen Eisdiele vor ihnen. Überall waren Pärchen. Zwei Frauen die sich küssten, zwei Männer mit einem Kinderwagen, ein Auto mit Regenbogenflagge fuhr vorbei.
"Is doch kack egal, wen man liebt oder?" Mickey sah ihn an.
"Verdammt Milkovich, das hätt ich nie von dir erwartet." Sagte Ian überrascht
"Seit ich dich kenne Ian, komm ich immer besser mit meiner Sexualität zurecht. Vor allem wenn wir unter unseres gleichen sind." Mickey legte eine Hand an Ians Wange und küsste ihn. Als er sich löste stand er auf und ging auf ein Knie herab.
"Ich wollte das viel romantischer machen, aber das sind wir nicht. Wir sind spontan und laut und leidenschaftlich und chaotisch, Ian. Außerdem fühlt es sich gerade richtig an, also mach ich das jetzt." Mickey griff in seine Hosentasche und holte einen silbernen, schlichten Ring heraus. Er spürte die Blicke der anderen Menschen im Rücken, doch es störte ihn nicht.
"Ian Gallagher..."
"Ja!" Rief Ian, doch Mickey rollte mit den Augen.
"Kann ich dich erst mal fragen?" Und Ian nickte stumm.
"Ian Clayton Gallagher. Willst du mich heiraten?"
"Ja ja ja" rief Ian laut und fiel Mickey um den Hals, sodass dieser das Gleichgewicht verlor und auf dem harten Beton aufschlug. Die beiden lachten, standen auf und küssten sich, während die anderen um sie herum applaudierten. Ian schmeckte nach Schokolade und Mickey nach Erdbeer und Zigaretten. Wie sehr sie sich liebten, tat schon fast weh.
Ian wachte mit Tränen in den Augen auf. Sein ganzer Körper fühlte sich Taub an und auf der Zunge konnte er Erdbeere schmecken. Der Traum fühlte sich so real an. Er sah auf das kalte Metall an seinem Finger und weinte still in sein Kissen. Ich muss wieder zu ihm. Dachte er und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Er nahm frische Klamotten, duschte in Rekordzeit, Verband die tiefe Schnittwunde an seinem Arm und machte sich mit einem Sandwich wieder auf den Weg ins Krankenhaus.
Kaum 5 Stunden waren vergangen seit er von im getrennt war, doch es fühlte sich an wie eine Ewigkeit.

22 first dates - remember meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt