Flashback

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*Triggerwarnung: Flashbacks, Autounfall.*
Ein weiterer Monat verging und Mickeys Gesicht hatte sich verändert. Sein ganzer Körper hatte sich verändert. Er war dünner geworden. Er hatte viel Muskelmasse verloren, trotz der Physiotherapie. Seine Verletzungen waren fast vollständig verheilt. Nur der Unterschenkel lag noch in Gips. Alle anderen Wunden wurden langsam zu Narben. Doch was Ian beunruhigte, war die körperliche Verfassung von Mickey. Die Rippen begannen hervorzutreten, seine Fingerknöchel waren schmal. Seine Wangen eingefallen. Er sah aus wie ein Zombie.
Ian hatte wieder angefangen zu arbeiten. Die ersten zwei Schichten waren komisch. Seltsam, weil ihn jeder so ansah, als würde er gleich durchdrehen. Noch mehr als sonst, doch er machte es gut. Versuchte so gut es geht zu verdrängen was passiert war. Zumindest für die 8 Stunden am Tag, die er im Rettungswagen verbrachte. Bei jedem Autounfall zu dem sie gerufen wurden, wurde er gefragt, ob er mitfahren möchte. Doch er sagte jedes Mal er würde mitkommen. Was brachte es? Irgendwann musste er sich damit auseinandersetzen. Irgendwann würde er damit konfrontiert werden.
"Zentrale an Wagen 2231. Schwerer Verkehrsunfall auf der 46. Straße. Frontalzusammenstoß mit 2 PKW. Eine schwer verletzte Person. Feuerwehr ist unterwegs und sperrt euch die Straße ab."
"Kommst du mit Ian?" Seine Chefin Conny fragte wie immer und Ian nickte nur.
Sie kamen am Einsatzort an und es drehte Ian den Magen um. Ein rotes Auto hatte einen Pickup Frontal gerammt. Das rote Auto war nurnoch die Hälfte von dem, was es ursprünglich gewesen war. Obwohl er sich nicht erinnern konnte, sah diese Szene so vertraut aus... Er schluckte schwer und verschaffte sich einen Überblick über die Situation. Die schwer verletzte Person saß in dem roten Auto und er und Conny behandelten den Patienten. Conny als seine Vorgesetzte war am Fenster und Ian stand einen halben Schritt hinter ihr und reichte ihr die Sachen die sie brauchte. Sie führte einen Traumacheck durch und legte eine Halskrause an, bevor sie die Tür öffnete, den Gurt durchschnitt und mit Ians Hilfe den Mann aus dem Auto zog. Ian stockte der Atem. Sein Herz raste und Bilder flackerten vor seinem inneren Auge. Mickey. Ein Bild von Mickey, der bewusstlos auf dem Boden lag und eine Stimme die in seinem Kopf Mickeys Namen schrie. Die Bilder wurden deutlicher und er atmete schwer. Er schüttelte den Kopf um sie zu vertreiben, doch es wollte nicht klappen. Das Bild wurde schärfer. Blut. Überall so viel Blut. Mickeys Blut, dass auf Ians Händen und Armen war, das Mickeys Schläfe hinunter lief und sich in seinen Haaren sammelte. Ian, der blutverschmiert versuchte Mickey wiederzubeleben. Der regelmäßig auf seine Brust drückte und Luft in seine Lungen pumpte, bis schließlich das Herz wieder schlug. Ians blutverschmierten Hände die Mickey aus dem Auto zogen. Seine Hände die die kleine Clair aus ihrem Kindersitz zogen. Wirre Bilder und so viel Lärm. So viel schreie. Seine eigenen? Die der Mutter? Connys? Er konnte es nicht sagen.
Der Flashback traf ihn wie ein ein Eimer kaltes Wasser. Er taumelte nach hinten und setzte sich auf die Straße. Seine Chefin Conny rief seinen Namen, entschied sich dann aber, sich erst um den Patienten zu kümmern. Es dauerte einige Minuten, bis Ian die Bilder losgeworden war und sie gemeinsam den schwarzhaarigen Mann auf einer liege in den Krankenwagen brachten.
"Was zum Teufel war das Ian?" Seine Chefin klang nicht sauer oder wütend. Eher besorgt.
"Ein Flashback." Flüsterte Ian, der die Bilder noch im Kopf hatte.
"Wir bringen den Patienten ins gleiche Krankenhaus in dem Mickey ist. Du nimmst dir den Rest der Woche frei und gehst zu nem Psychologen. Verstanden? Ich brauch den 100% Ian. Nicht den Flashback Ian. Okay?" Conny sah ihm in die Augen und Ian nickte.
Im Krankenhaus ging er direkt zu Dr.Martin. Er erzählte ihm, was passiert ist und er seufzte.
"Mr.Gallagher möchten Sie sich denn erinnern?" Ian zögerte, dann nickte er.
"Vielleicht kann es helfen, den schuldigen zu finden, wenn wir wissen, was passiert ist." Die Angst in seiner Stimme war kaum zu überhören.
"Wir könnten eine Art Hypnose ausprobieren, aber sie müssen sich öffnen und sie müssen mich in ihren Kopf lassen. Wollen sie das?" Dr. Martin sprach sanft und sah über seine Brille zu Ian. Seine weißen Haare kringelten sich über den Ohren und er nippte von seinem Tee. Er sah vertrauenswürdig aus. Wie ein typischer Psychologe. Ian nickte.
"Legen Sie sich hier hin. Machen Sie es sich bequem. Ich bereite alles vor."

22 first dates - remember meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt