Mom

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Es dauerte eine weitere Woche, bis Mickey endlich aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Er zog wieder ins Gallagher Haus und alle waren froh Mickey wieder hier zu haben. Allen voran natürlich Ian.
Mickey schlief in ihrem Bett, während Ian sich eine Matratze auf den Teppich legte und dort schlief. Es war nicht bequem, aber Ian sagte, er würde sich unwohl fühlen, wenn er mit Mickey zusammen schlafen würde. Er wollte natürlich aber... aber was, wenn Mickey aufwachte und... wieder diesen Blick hatte... diesen panischen, angsterfüllten Blick. Ian wollte das nicht. Also würde er auf der Matratze im anderen Teil des Raumes schlafen.
"Kannst du... her kommen?" Fragte Mickey am ersten Abend, als Ian gerade aus dem Badezimmer kam und sich auf seine Matratze lege wollte. Ian stand in der Tür, unsicher was er tun sollte. Dann ging er auf ihn zu und setzte sich auf sein Bett.
"Kannst du dich kurz zu mir legen?" Mickeys Stimme war nicht mehr als ein wispern. Ian legte sich in das schmale Bett. Er hob seinen Arm und Mickey legte sich auf seine Brust. Es war ein Gefühl, dass Ian schon so lange nicht mehr gespürt hat. Das er so vermisst hatte. Er legte den Arm um ihn und drückte ihn stärker und näher an sich. Es war so ein intimer Moment, den sie nach so vielen Monaten miteinander teilten. Ian stiegen die Tränen auf und Mickey lauschte dem schneller werdendem Herzschlag.
"Was ist?" Fragte Mickey besorgt, ohne den Kopf zu heben.
"Ich vermisse dich" Sagte Ian und strich mit der Hand über seinen Rücken.
Sie schwiegen. Ian liefen die Tränen über die Wangen und Mickey traf eine Welle der Schuld. Es dauerte einige Momente bis er sich löste und aufsetzte. Dann nahm er sein Handy und öffnete die Textdatei von gestern. Er reichte sie Ian.
Fühle mich schuldig, weil ich mich nicht erinnere. Ab und zu kommt es mir vor wie ein Dejavue.
Wenn ich ihn Küsse dann steht die Welt still. Es fühlt sich so vertraut an. Ich vertraue ihm.
Ian sah ihn an und er lächelte. Es war ein trauriges Lächeln.
"Ich würde dich gerne küssen" Sagte Mickey und Ian konnte nur nicken.
Dann lagen Mickeys zarte Lippen auf seinen. Es war ein zärtlichen Kuss und Mickeys Notiz von gestern bestätigte sich. Es war, als würde die Welt still stehen und gleichzeitig war es, als hätte es diese Art von küssen schon hundert mal gegeben.
Der Kuss wurde leidenschaftlicher. Zungen pressten sich aneinander und spielten, Hände fuhren über Oberkörper und Schenkel, Atem und Herzschläge verschnellerten sich. Und dann, so schnell wie alles begonnen hatte, endete es.
"Ian" flüsterte Mickey außer Atem.
"Sorry. Es tut mir leid. Ich-"
"Schon gut, es ist nur..." Mickey sah zu Boden.
"Ist okay. Komm her" Ian breitete wieder einen Arm aus und Mickey legte sich hinein. Einige Momente später seufzte Ian.
"Ich sollte in mein Bett gehen" Sagte er traurig. Doch Mickey festigte seinen Griff um Ians Brust. War noch nicht bereit ihn gehen zu lassen.
"Mick" flehte Ian und schließlich ließ er ihn los. "Es ist besser so" Sagte er, als er sich auf seine Matratze legte. Mickey nickte.
"Ian?" Flüsterte Mickey nach einiger Zeit in die Dunkelheit hinein
"Hm?"
"Hast du dich schon mal gefragt, was wäre, wenn ich nicht mehr schlafen würde?" Seine Stimme kaum mehr als ein flüstern
"Du würdest das nicht lange aushalten." Sagte Ian mit geschlossenen Augen. "Gute Nacht Mick"
"Gute Nacht" Mickey starrte noch lange an die Decke und dachte darüber nach, bis er schließlich Schlaf fand.

"Mom?" Weißes Licht flut den Raum. "Mom bist du das?" Ich gehe auf sie zu. Sie ist warm. Alles andere ist so kalt. Ich weiß, dass sie mich in den Arm nimmt. Sie will, dass ich zu ihr komme. Sie will mich beschützen. Sie trägt dieses Kleid. Das hat Dad ihr geschenkt, als alles noch gut war. Hellblau. Ihre Haare fallen lang über ihre Schultern. Die Locken stehen ihr gut. Ich hatte vergessen wie schön sie ist. So wunderschön wie meine Schwester. Die strahlend blauen Augen passen gut zu ihrem Kleid. Ich hab sie so lange nicht gesehen. Es ist so lange her... Ich geh einen Schritt auf sie zu. "Mom?" Meine Stimme klingt anders. Jünger. Ich sehe an mir herab. Meine Hände sind kleiner. Ich bin kleiner. Nicht älter als 10. "Mom?" Frage ich wieder und sehe zu ihr. Sie lächelt mich an. Sie streckt eine Hand aus. Noch ein Schritt weiter auf sie zu. Ich kann die Wärme spüren, die von ihr ausgeht. Ich kann die Augen nicht von ihr abwenden. Diese blauen Augen. Ich hab sie so vermisst.
"Mom?" Frage ich wieder und meine Stimme klingt endlich wieder wie gewohnt. Ich sehe auf meine Hände. Tattoos und Schrammen an den Knöcheln. Ich bin wieder Ich.
"Mickey" eine Stimme hinter mir lässt mich herumfahren. Rote Haare, grüne Augen. Ein panisches Gesicht. Blut. Ian. Meine Kehle ist trocken. Ich bekomme keine Luft. Als schnürt sie mir jemand ab. Ich drehe mich wieder zu Mom. Ich sehe sie an. Ihr Lächeln ist verschwunden. Sie sieht mich wehmütig an. Tränen füllen ihre Augen. "Mikhailo. Es ist noch nicht an der Zeit. Geh zurück. Wir sehen uns bald. Ich warte hier auf dich" Meine Mom dreht sich um und verschwindet im Licht und ich werde durch einen Strudel gerissen. Zurück in die Realität. Ian wie er meinen Namen schreit und irgendwas das hart auf meine Brust drücke. Schreie, Sirenen, Kälte, Lippen auf meinen, die mir Luft in die Lungen pumpen, doch alles ist schwarz. Gerade eben noch war alles friedlich und warm. Jetzt ist alles laut und unangenehm und kalt.
"Clair" eine Frau schreit verzweifelt und dann

Schweißgebadet saß Mickey in seinem Bett. Ian stand in der Tür und starrte ihn an, zwei Tassen Kaffee in der Hand.
"Ian, wer ist Clair?"

22 first dates - remember meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt