Noch 14 Tage bis Vollmond

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„Yo Süße, bitte bring uns noch 5 neue Biere!"

„Ja und am besten dich noch mit dazu!"

Dann fingen die Männer in der hinteren Ecke der Kneipe an über ihren schlechten Witz zu lachen, den ich gekonnt ignorierte. Diese Männer meinten es nie wirklich böse. Sie waren bloß betrunken und auf eine gewisse Art und Weise wollten sie so einer hübschen Frau ein Kompliment machen. Auch wenn ich mit dieser blöden Schürze und den leicht zerzausten Haaren, aufgrund meiner anstrengenden Frühschicht seit heute Morgen um 6 Uhr, nicht mehr wirklich attraktiv aussah. Aber gerade deshalb nahm ich es als Kompliment. Diese Männer waren noch nie handgreiflich oder etwas in der Art geworden. Hier auf der Insel Sorana verlief alles friedlich. Gerade deshalb liebte ich es hier zu leben und selbst meine Arbeit als Kellnerin war, bis auf wenige Ausnahmen, wirklich angenehm. Mein Vorgesetzter war ein aufgeschlossener und höflicher Mann und unsere Gäste waren immer für einen guten Witz zu haben. Ja, hier auf Sorana war es wundervoll! Ganz anders als auf den vielen Inseln, die von Piraten überfallen oder eingenommen wurden, oder auf denen Krieg durch eben diese herrschten.

Mit meinem vollen Tablett marschierte ich auf die Männergruppe in der Ecke zu und übergab ihnen ihre gewünschten Getränke.

„Hey Liliana, nur ein Drink! Komm schon!"

„Dante, du weißt doch, dass ich während der Arbeitszeit nichts trinken darf", winkte ich höflich ab und begab mich zurück an den Tresen, wo ich meinem Chef ein lächelndes Augenrollen zuwarf. Plötzlich, wie aus dem Nichts, öffnete sich die Holztür der Kneipe erneut und eine riesige Gruppe von Männern, die mir allesamt unbekannt waren, trat ein.

„Wir haben neue Kundschaft", sagte Meilo der Barinhaber.

„Sieht so aus..."

Schon wieder Fremde, die sich, vermutlich auf ihrer Durchreise, hier nieder- und sich rücksichtslos auf die Stühle fallen ließen, dabei sogar fast einen Tisch zerstörten und sich währenddessen lautstark unterhielten, bis einer von ihnen laut „BIER!" rief.

Genervt atmete ich hörbar aus und warf meinen langen, weißen Pferdeschwanz zurück. Ich kannte die Art von Männern schon. Gott sei Dank kehrten sie nicht allzu oft bei uns ein, aber wenn, dann bedeuteten sie meist nur Ärger. Wobei, so böse sahen sie eigentlich gar nicht aus. Bis auf der ein oder andere von ihnen. Aber wie sagt man: Hunde die bellen, beißen nicht!

Also schnappte ich mir mein Tablett und leistete den neuen Kunden Gesellschaft.

„Was kann ich euch bringen?", fragte ich mit einem aufgesetzten Lächeln.

„Bitte einmal 10 Biere für unsere Männer hier!"

„Und einmal die ganze Speisekarte!", rief ein schwarzhaariger Kerl, der aus mir unerklärlichen Gründen ohne Oberteil herumlief. Ja, es war zwar schon Frühling, aber so warm, dass man sich so aus dem Haus trauen konnte, ganz sicher nicht.

„Ich würde einmal eure Tagesempfehlung nehmen!", rief ein anderer dunkelhaariger Kerl.

„Und ich nehme das beste Fleisch was ihr habt! Am besten ein saftiges Rinderfilet mit Kräutern verfeinert und im eigenen Saft gebraten." Ein Braunhaariger mit lustiger Frisur und langer Narbe am linken Augen fing bereits bei dem Gedanken an zu sabbern.

„Da scheint sich aber jemand auszukennen", schmunzelte ich. „Bekommst du sofort. Und was darf es für dich sein, Blondi?"

Ich weiß nicht, ob ich mit meiner Frage ein wenig über die Strenge schlug, dennoch sahen die Kerle so aus, als könnten sie Spaß verstehen, doch ob das auch auf den Blondschopf direkt vor mir zutraf, konnte ich nicht sagen. Er saß die ganze Zeit nur stumm da und war nicht so überdreht und laut wie seine Kollegen.

Frei wie ein Phönix (Marco & OC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt