Noch 13 Tage bis Vollmond

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Ich wachte erst wieder auf, als der Untergrund unter mir schwankte und mich somit fast aus dem Bett schmiss. Irritiert rieb ich mir die Augen und richtete mich auf, nur um mir dann schmerzhaft ins Bewusstsein zu rufen, weshalb ich diese Schmerzen überhaupt hatte und wo sie eigentlich herkamen. Vorsichtig begutachtete ich meinen Körper und stellte fest, dass meine verletzte Schulter sorgfältig und akkurat verbunden wurde und die Schmerzen nicht mehr so doll, oder vielmehr aushaltbar waren. Aber wo war ich?

Der Raum war spärlich eingerichtet. Nur ein paar Betten, ein Schreibtisch und ein Schrank standen in ihm. Es sah aus wie eine Art Krankenzimmer. Aber war ich auf einem Schiff, oder wieso wankte es so doll?

Langsam versuchte ich aufzustehen, vor allem, weil mein Magen langsam knurrte und ich unbedingt etwas essen musste, um meinen Kreislauf in Schwung zu bringen. Ich wollte gerade de Türklinke nach unten drücken, als die Tür in einem Schwung geöffnet wurde und wäre ich nicht nach hinten ausgewichen, hätte sie mich direkt erwischt.

Mit großen Augen und offenem Mund konnte ich nicht glauben, wer in dem Moment vor mir stand. Sein Blick war ausdruckslos, fast schon kühl, als er zu mir in den Raum trat. „DU?!"

„Mach den Mund zu und leg dich wieder hin. Deine Wunde ist noch nicht vollständig wieder verheilt", sagte der Blondschopf aus der Bar, namens Marco.

„Aber... wieso...? Wo bin ich?"

„Erinnerst du dich an nichts mehr?", fragte er, während er sich zu dem Schreibtisch begab.

„Ähm... nicht so richtig... ich erinnere mich an deinen Kollegen und das er auf mich geschossen hat!" Plötzlich verkrampfte sich mein ganzer Körper und ging in Alarmbereitschaft. Ich suchte den Raum nach etwas ab, mit dem ich mich verteidigen könnte und stieß auf eine Spritze, die auf einem kleinen Bestelltisch stand.

„Mein Kollege?"

„Was willst du von mir dreckiger Pirat?!"

Doch er antwortete nicht, stattdessen kam er ein paar Schritte auf mich zu, ohne mich dabei aus den Augen zu lassen.

„Komm nicht näher, oder ich werde..."

„Willst du mich mit dieser Spritze erstechen?", schmunzelte er und kam weiter in meine Richtung, bis er stehen blieb und meinen Arm packte.

Er war so unfassbar stark, dass ich mich nicht ein bisschen mehr bewegen konnte. Mein Arm war wie gelähmt und das trieb mir regelrecht den Schweiß auf die Stirn. Wenn er wollte, dann könnte er mich im Nu umbringen.

Doch er nahm mir einfach die Spritze aus der Hand, warf sie in den Mülleimer und drehte mir dann wieder den Rücken zu.

„Und jetzt leg dich bitte wieder hin, deine Wunde ist noch nicht ganz verheilt."

„Was fällt dir als Pirat eigentlich ein, mir Befehle geben zu wollen?!"

„Dann seh es nicht als Pirat, sondern als dein Arzt und jetzt leg dich hin."

Wortlos tat ich wie mir befohlen wurde, während ich immer noch ganz durcheinander war. Wo war ich? Wieso traf ich ausgerechnet diesen Kerl wieder und wo waren der andere Schurke und dieser...?

„Du bist Arzt?", nuschelte ich, während sich Marco vor mich auf einen Hocker setzte und damit begann, mir meinen Verband zu wechseln.

„Ja", war seine knappe Antwort.

„Und du hast mich verarztet?"

Er nickte nur, bevor er sanft den alten Verband von meiner Schulter streifte und ihn langsam und vorsichtig durch den neuen austauschte. Währenddessen nickte er zufrieden. Ich muss sagen, er war erstaunlich einfühlsam und sofort schoss mir meine gespielte Flirterei mit ihm durch den Kopf. Also doch!
Als er kurz meine linke Hand streifte überkam mich aus unerklärlichen Gründen eine Art Gänsehaut. Seine Hand war warm und weich wie die eines Babys und gleichzeitig rau, wie die eines stattlichen Mannes. Ich spürte wie ich ihn etwas bei seiner Arbeit beobachtete und wurde ungewollt rot. Ob er es bemerkt hatte? Falls ja, so ließ er sich es nicht anmerken, sondern ging einfach weiter seiner Arbeit nach. Auch wenn er ein Pirat war, er machte keine halben Sachen so viel stand fest. Selbst so ein einfacher und simpler Verband wurde ganz genau auf den Patienten angepasst und das obwohl er mich gar nicht kannte.

„Wieso hilfst du mir, nachdem dein Kollege mich überhaupt erst verletzt hat?!", entkam es mir unfreundlicher als ich eigentlich wollte.

Irritiert sah er auf. „Mein Kollege? Soweit ich weiß, hat Jozu dich gerettet und hergebracht. Der Kerl, der auf dich geschossen hat, war nicht Teil der Whitebeard Piraten."

„Jozu? Dann war dieser Diamant...?"

„Jozu hat von der sogenannten Kira Kira no mi gegessen. Damit kann er sich in einen gewaltigen Diamanten verwandeln, der es ihm ermöglicht, so gut wie jeden Angriff zu parieren."

„Achso..."

„So, fertig." Er erhob sich vom Hocker. „Du solltest dich noch ein wenig ausruhen, yoi."

Dann wandte er sich ab zum Gehen, bevor ich ihn noch einmal aufhielt.

„Marco, war dein Name, richtig? Wo bin ich hier?"

„Du bist auf der Moby Dick, unserem Schiff. Jozu hat dich hergebracht, damit ich dich versorgen konnte."

„Das ist zwar nett von dir, aber könntet ihr mich bitte wieder zurückbringen? Wie du ja bereits weißt, hasse ich Piraten..."

„Das war neulich nicht zu übersehen", grinste er. „Aber das geht leider nicht. Nachdem Jozu hier ankam, dachten die Dorfbewohner wir würden mit den anderen zusammenarbeiten und dich entführen. Also stürmten sie zum Hafen und attackierten unser Schiff, was uns dazu zwang zu fliehen."

„Was willst du damit sagen?!" Verärgert richtete ich mich auf.

„Ich will damit sagen, dass wir deine Insel vor knapp 13 Stunden verlassen haben und du deshalb vorerst hierbleiben musst. Ob du willst oder nicht. Es sei denn du bist eine gute Schwimmerin."

„Ihr habt mich entführt?!"

„So würd ich das jetzt eigentlich nicht sehen, yoi..." Marco kratzte sich nervös am Hinterkopf, denn wenn er genauer darüber nachdachte, dann hatten sie tatsächlich genau das getan.

„Was fällt euch eigentlich ein?!" Hastig sprang ich auf und lief auf ihn zu. „Ich will sofort nach Hause zurück!"

„Sobald wir auf der nächsten Insel sind, kannst du gehen, aber das dauert noch etwas. Also hab noch ein wenig Geduld." Er seufzte kurz bevor er weitersprach. „Ich weiß, du siehst es etwas anders, aber du bist keine Gefangene hier bei uns. Also tu dir keinen Zwang an, dich frei zu bewegen, zumal Vater dich auch gerne kennenlernen möchte."

Dann schloss er die Tür hinter sich und verschwand, während ich allein zurückgelassen, immer wütender wurde.

„Was bildet der Mistkerl sich eigentlich ein?!", rief ich wütend, bereute es sofort, nachdem sich meine Schulter wieder bemerkbar machte. „Als ob mich sein blöder Vater interessiert... ich will doch einfach nur nach Hause zurück..."

Frei wie ein Phönix (Marco & OC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt