Noch 6 Tage bis Vollmond

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„Sie ist wach!"
„Marco! Endlich! Liliana ist aufgewacht."
Schmerzend rieb ich mir den Kopf als ich durch Aces und Harutas Stimmen zurück ins Hier und Jetzt geholt wurde. Meine Erinnerung an das Vergangene war nur verschwommen aber das woran ich mich erinnern konnte, waren die Schüsse die Marco trafen und seinen Oberkörper durchlöcherten wie ein Sieb.
Panisch riss ich meine Augen auf, auf der Suche nach dem Blondschopf, doch ich konnte ihn nirgends entdecken. „Liliana, beruhige dich doch! Marco geht es gut", sagte Ace der mit seinen Händen meine Oberarme umklammert hielt und mich mit einem aufrichtigen und zugleich erleichtertem Lächeln ansah.
„Du weißt doch, er kann sich selber heilen."
Genau in diesem Moment kam er angelaufen, nachdem er die letzten verletzten Männer versorgt hatte.

„Wieso musst du einem immer solche Sorgen bereiten?", sagte er und drückte mich fest an sich.
„Das sagt ja wohl genau der Richtige!", nuschelte ich nur, während ich mich erleichtert in seine Umarmung legte.
„Ich unterbreche euch wirklich nur ungerne... Aber was genau ist eigentlich auf Laughtale passiert? Ich verstehe es immer noch nicht." Thatch war der erste der die leicht bedrückende Stille nicht mehr aushielt.
„Ich weiß es auch nicht..."
„Wieso bist du so stark? Und wieso erzählst du uns nichts davon?"
„Normalerweise habe ich diese Kräfte nur in einer klaren Vollmondnacht. Und da ich seit Jahren kein Gebrauch davon machen musste, habe ich wohl verdrängt wie stark unser Volk sein kann", grübelte ich, während sich Marco wieder von mir entfernte.
„Aber wieso war es dir ohne Vollmond möglich? Ich mein wenn wenigstens der Mond geschien hätte... egal ob voll oder nicht..."
„Ich weiß es leider nicht, Thatch."

„Ich schätze", überlegte Marco. „Die Oberflächenstruktur der Insel war der des Mondes ähnlich... mir war aufgefallen, dass es dort keine gewöhnlichen Pflanzen gab... und das Wasser leuchtete in den unterschiedlichsten Blautönen... als Liliana die Insel betrat muss ihr Körper die Energie der Insel aufgezogen haben. ähnlich wie eine magnetischen Aufladung, yoi."
„Kapiert ihr was er uns mitteilen möchte?" Ace kratzte sich irritiert das Kinn.
„Denk doch mal nach Ace! Lilianas Körper hat sich mit der Insel verbunden und sie somit die Kraft erhalten, die ihr sonst nur vom Mond verliehen wird. Wieso... da bin ich allerdings noch nicht hinter gekommen. Vielleicht hat Vater da eine Idee."

Langsam richtete ich mich auf, nachdem es mir langsam wieder etwas besser ging und ich wieder zu Kräften kam. Die Sonnenstrahlen taten mir gut und das Glas Wasser das mir von Thatch gebracht wurde, tat sein Übriges.
„Ich weiß, dass meine Eltern oft auf Laughtale waren, aber das war vor meiner Zeit..."
„Wie dem auch sein. Du solltest dich in deinem Zimmer noch etwas ausruhen. Du hast unheimlich viel Kraft verloren. Ich bring dich runter", sagte unser Vizekapitän. Dann nahm er mich hoch, führte mich unter den neugierigen Blicken der anderen unter Deck und setzte mich erst wieder ab, als wir mein Zimmer erreicht hatten.

„Soll ich dir noch etwas bringen?"
„Nein."
„Okay."
„Geht es dir wirklich gut? Ich habe gesehen, wie dieser Kerl auf dich..."
„Mach dir keinen Kopf. Ich bin unversehrt."
„Was ist nach meinem Zusammenbruch passiert?"
„Teach und seine Leute sind alle im Reich der Träume verschwunden, yoi. Aber auch viele von uns hatte es erwischt. Und die, die davon gekommen waren, haben sie dann in Handschellen gelegt und hinter Gitter gesperrt. Aktuell befinden sie sich in unserer Zelle. Wir bringen Teach und die anderen zum Marine Hauptquartier."

Langsam dämmerte es mir wieder, wie ich aus Angst und Verzweiflung um Marcos Leben geschrien hatte. Um ein Haar hätten sie ihn getötet, nur weil er zu schwach gewesen war und sich wegen Burgees nicht verwandeln konnte.
„Warum tust du das immer wieder für mich?", flüsterte ich. „Was bin ich für dich?"
„Liliana, ich denke wir sollten da ein anderes Mal drüber reden."
„Nein! Immer wieder und wieder rettest du mir das Leben und bringst dich dabei selber in Gefahr. Wieso?! Sag es mir!"
„Du hast doch genau das gleiche getan!"
„Du weißt genau wieso, Marco! Du kennst jetzt meine Gefühle dir gegenüber! Aber du bist wie ein Eisklotz ohne..."
„Das ist nicht wahr."
„Doch! Und das weißt du auch. Immer wieder wenn wir uns annähern, kommt im nächsten Moment was anderes dazwischen und du schiebst mich wieder weg!"

Marco, der mich bis eben noch ansehen konnte, drehte sich schnell von mir weg, um so meinen Blicken auszuweichen, oder um mir seine verletzliche Seite nicht zu zeigen, ich wusste es nicht.
„Bitte sieh mich an!"
„Liliana... es ist nichts Persönliches aber das zwischen uns..."
„Du bist wirklich kompliziert", seufzte ich. „Und der größte Feigling den ich kenne!"
„Feigling?!"
„Ja! Wann stehst du endlich mal zu deinen Gefühlen. Was ist so schwer daran zu sagen, dass du nur mit mir geschlafen hast, weil ich dich überrumpelt habe?!"
Obwohl er immer noch von mir abgewandt war, erkannte ich das er sich anspannte.

„Sag doch einfach, wenn ich für dich nur ein Klotz am Bein bin und du mich nicht leiden kannst!"
„Liliana..."
„Nichts ist schlimmer als ein Mann der nicht ehrlich zu sich selbst sein kann!"
„Liliana...!"
„Aber dieses Hin und Her ist echt schwierig für mich zu verstehen!"
„Liliana!" Marco drehte sich ruckartig um und griff energisch nach meinen Schultern.
„Sei endlich still, ist das möglich?! Denn dann würde ich vielleicht auch mal zu Wort kommen, yoi!"

Seine Wangen erröteten leicht und auf seinem Gesicht breitete sich ein schüchternes Lächeln aus. „Weißt du... von der ersten Minute an, seit du uns in der Bar bedient hast, konnte ich nicht die Augen von dir lassen. Du warst wunderschön und frech gleichzeitig. Aber das machte dich nicht weniger interessant für mich", er schluckte und als er bemerkte dass ich aufmerksam zuhörte redete er weiter: „Ich habe wirklich versucht dein Vertrauen zu gewinnen, aber das war gar nicht so einfach, schließlich hasst du Piraten. Und doch konnte ich nichts dagegen tun, dass ich mich schlussendlich in dich verliebt habe. Ich habe es so lange ignoriert, wollte es nicht wahrhaben, denn für uns beide gibt es keine Zukunft und dann ist diese Nacht passiert. Das war mit Abstand die schönste und aufregendste die ich seit sehr langer Zeit hatte. Von da an dachte ich darüber nach, wie es vielleicht doch funktionieren könnte. Ich hatte in den paar Tagen bei Teach, wirklich genug Zeit darüber nachzudenken, aber ich komme auf keine Lösung. Unsere Wege werden sich bald trennen und ich weiß jetzt schon, dass es mich innerlich zerstören wird!"

„Du-du liebst mich?"
„Das wundert dich jetzt?!"
Ich spürte wie mir ganz langsam die Freudentränen in die Augen schossen und schon sehr bald über mein Gesicht kullerten. Erst jetzt kapierte ich, dass Marco ja noch gar nichts davon wusste, dass ich von nun an ebenfalls Teil der Whitebeard Piraten war.

„Marco? Ich werde nicht gehen."
„Was?!"
„Ich habe mich eurer Crew angeschlossen, als du noch gefangen warst." Glücklich streichelte ich ihm über seine Wange, während er mich immer noch etwas verunsichert ansah und sich dann vor mich auf die Matratze setzte.
„Was sagst du da?! Du wirst also nicht verschwinden?"
„Nein, ich könnte dich nie verlassen. Nicht nach all dem was war..." Ich spürte wie mir mein Herz bis zum Hals schlug, Marcos Augen weiter in meine vertieft.

„Aber..."
„Ich habe bereits mit Vater gesprochen. Das alles ist schon lange in trockenen Tüchern. Langsam hob ich mein Top hoch und entblößte auf meiner Hüfte ein kleines Tattoo, das dem von Marco sehr ähnelte. Der Blondschopf wiederum starrte mich nur an, als würde ich gerade eine ganz andere Sprache sprechen.
„Ich werde von jetzt an immer bei dir bleiben und ich hoffe du bist bereit dazu, mich den Rest deines Lebens zu ertragen."

Frei wie ein Phönix (Marco & OC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt