Noch 0 Tage bis Vollmond

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„Marco? Würdest du einmal herkommen?"

Überrascht sprang ich runter auf den Balkon, und blickte zu Liliana in das Zimmer, doch sie war nirgendwo zu sehen.

„Wo bist du?"

„Im Bad. Setz dich doch bitte. Es wird etwas dauern, ich möchte dir etwas zeigen."

„Ist alles okay?", fragte ich, während ich anfing mir ein wenig Sorgen zu machen.

„Ja, ja, alles okay. Ich komme raus, okay?"

Liliana trat, nur in ein Handtuch gehüllt, aus dem Bad und ließ mich kurzerhand erstarren. Wieso hatte sie nichts weiter an und was wollte sie mir zeigen?

Ich beobachtete sie etwas genauer, und sie sah irgendwie verändert aus. Ihre Pupillen waren weiß und nicht mehr blau. Schon in den letzten paar Tagen war mir aufgefallen, dass sich ihre Augenfarbe ein wenig erhellt hatte, dennoch dachte ich es sei nichts ungewöhnliches. Ihre Haare waren nach wie vor Schneeweiß und doch leuchteten sie mehr als sonst, sodass ich mich kurz fragte, ob sie hier auf der Insel magisches Wasser besaßen, mit dem sie sich die Haare wusch.

Ganz langsam stellte sie sich vor die große Balkontür, während ihr Körper immer mehr und mehr zu leuchten begann. Über ihre Arme erstreckte sich ein Muster dass von ihren Fingerspitzen bis hoch zu ihren Schulterblättern reichte. Auf ihrer Stirn prangte eine Art Mondsymbol und auch ihre schlanken Beine wurden von einer Art Rankenmuster gekennzeichnet. Es sah wunderschön aus und machte sie noch mysteriöser als ohnehin schon.

Sie schloss ihre Augen, bis sie schließlich das Handtuch, das ihren Rumpf bedeckte, entknotete. Bevor ich sie stoppen konnte, löste sie es und stand nun in ihrem vollen Glanz vor mir. Und in der Tat, konnte man diesen Anblick als Glanz bezeichnen.

So wie auch ihre Arme und Beine, war der Rest ihres Körpers übersäht mit einem Muster und Punkten, die ein wenig an den Sternenhimmel erinnerten. Es war als würden die Ranken einen Weg zu einem bestimmten Ort weisen, und doch wusste ich nicht was es zu bedeuten hatte. Vielleicht war ich aber auch einfach nur zu abgelenkt von dem nackten Körper dieser für mich mehr als anziehenden Frau.

„W-was tust d-du da?!", rief ich panisch und sprang auf, um ihr das Handtuch wieder umzuwickeln. Doch sie hörte nicht auf mich, stattdessen hatte sie ihre Augen weiterhin geschlossen und als sie sie nach wenigen Sekunden wieder öffnete, spürte ich eine so starke Aura, die mich vollkommen aus dem Konzept brachte.

Erschrocken wich ich einen Schritt zurück, als die Kraft des Mondes, ihr Erscheinungsbild noch heller werden ließ.

„Gehörst du etwa...?", stotterte ich.

„Mein richtiger Name ist Liliana Zuranja Molanis de Fastalania und ich gehöre zum Stamm der Tsukijaner", sagte sie und lächelte mich mit diesem mir allzu bekanntem Lächeln an. Obwohl sie etwas verändert aussah, wusste ich dass immer noch die gleiche Frau vor mir stand, nur eben ohne verdammte Kleidung!

„Du kommst vom Mond?" Wie angewurzelt stand ich weiterhin vor ihr, traute mich nicht laut zu sprechen.

„Ich bin auf der Erde geboren. Meine Eltern sind vor langer Zeit schon auf die Erde gekommen. Vor vielen Jahren wurden sie von Piraten umgebracht, die unseren Stamm kannten und sich die Fähigkeiten, die unser Körper uns verleiht, zu eigen machen wollten. Was sie nicht bedacht hatten, dass es keine Vollmondnacht war und wir ihren Wunsch nicht erfüllen konnten. Also haben sie jeden umgebracht, der ihnen keinen Nutzen mehr gebracht hat. Die einzige Überlebende war ich. Mithilfe von einem Hund konnte ich entkommen und bin wenige Jahre später auf Sorana gelandet und habe mir ein neues Leben aufgebaut. Ein Leben in Frieden und mit dem Ziel meine Vergangenheit hinter mir zu lassen."

Frei wie ein Phönix (Marco & OC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt