Noch 9 Tage bis Vollmond

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„Was zum Teufel seid ihr für Menschen?! Und was sind das für Kräfte, die anscheinend jeder Zweite hier auf dem Schiff besitzt?!" Wütend stampfte ich auf Marco zu, der dabei war einen Teil der gestrigen Verwüstung wieder aufzuräumen und nur erschrocken zusammenfuhr, als er mich sah.

Er hatte keinerlei Verletzung und wirkte nicht ansatzweise so, als hätte er gestern einen Kampf geführt, der ihn auch nur im Ansatz angestrengt hatte.

„Marco! Raus mit der Sprache! Ich will antworten!"

„Ich finde du solltest dich zuallererst einmal beruhigen, yoi", sagte er unbekümmert und stellte das letzte umgefallene Fass zurück an seinen Platz. Doch diese entspannte Haltung machte mich nur noch wütender. „Warum sollte ich? Ihr tut die ganze Zeit so als seid ihr die lieben, kleinen Piraten aus der Nachbarschaft und wenn ihr wollt, dann könnte jeder einzelne von euch nicht nur mich, sondern auch jeden anderen Normalbürger, ohne mit der Wimper zu zucken umbringen! Ich will endlich wissen, was ihr für Kerle seid und was ihr von mir wollt!"

„Liliana, wie oft soll ich dir noch sagen, dass wir nicht an dir interessiert sind." Ungewollt zog sich mein Magen bei diesen Worten ein wenig zusammen, doch das ignorierte ich vorerst.

„Du warst in Schwierigkeiten, wir haben dir geholfen und das wars. Vielleicht solltest du uns mal erzählen warum du andauernd unter Verfolgungswahn leidest und denkst, dass dich gleich jeder umbringen möchte." Er setzte sich auf eines der Fässer, kreuzte seine Arme vor der Brust und musterte mich durch seine Brille hindurch.

„Ich... ähm... ich leide nicht unter Verfolgungswahn!"

„Und warum denkst du jedes Mal sofort, dass man dich umbringen möchte? Gibs zu, du hast doch gestern sicherlich auch gedacht, dass es Teach auf dich abgesehen hat."

„Hatte er ja auch!"

„Warum sollte er? Er wollte sich lediglich an uns rächen, weil er sich von uns verraten und im Stich gelassen fühlt. Das hat rein gar nichts mit dir zu tun."

„Und was war das dann von seinem Kollegen?!"

„Reiner Zufall!"

Ich starrte ihn weiter wütend an, und er zurück. Erst langsam musste ich eingestehen, dass er vielleicht mit allem recht hatte. Ich benahm mich wirklich schon etwas seltsam, dass musste ich zugeben, aber bei meiner Vergangenheit eine ganz normale Abwehrreaktion, oder?

Leider konnte ich diese nur niemandem offenbaren.

„Hör zu, ich weiß nicht, was mit dir los ist und vermutlich geht es mich auch nichts an. Aber ich versichere dir, dass niemand auf diesem Schiff dich töten möchte, mich eingeschlossen, yoi."

„Wäre ja noch schöner..."

„Du solltest endlich mal anfangen uns zu vertrauen, immerhin haben Ace, Haruta und ich dir gestern das Leben gerettet... würde das jemand tun, der es auf dich abgesehen hat?"

Ertappt und verunsichert starrte ich auf meine Füße, während ich meinen Daumennagel schon so weit heruntergekaut hatte, dass er anfing zu bluten.

Mit einem großen Satz sprang er von dem Fass herunter und auf mich zu, bevor er meine Hand in seine nahm und sich meinen Finger ansah. „Du solltest das sein lassen. Außerdem gehört sich das nicht für eine feine und grazile Lady, oder was sagst du?" Dann kramte er aus seiner Tasche ein Pflaster, um es mir auf meine Fingerspitze zu legen. Ich spürte die Wärme in meine Wangen kriechen, während mir mein Herz so doll schlug, dass ich befürchtete es würde Marco gleich vor die Füße fallen.

„Du hast mich gesehen?", flüsterte ich leise, während er sich langsam wieder entfernte.

„Ja, wir waren dort, so wie von dir empfohlen, haben aber ziemlich schnell bemerkt, dass diese Kerle etwas im Schilde geführt hatten, und den Kapitän und einige seiner Männer ausgeschaltet. Danach haben wir uns versteckt und auf den richtigen Moment gewartet anzugreifen. Du hast gar nicht erzählt, dass du Tänzerin auf diesem Fest bist."

Frei wie ein Phönix (Marco & OC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt