Noch 10 Tage bis Vollmond

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Das Zimmer war zwar klein, dunkel und erinnerte viel mehr an eine Abstellkammer, aber es war fürs Erste okay, zumal ich ja sowieso nicht besonders lang bleiben würde und solange ich ein Versteck, einen Rückzugsort für mich hatte, sollte es mir recht sein.

Thatch führte mich anschließend noch ein wenig auf dem Schiff herum und ich bemerkte, ganz zu meinem Unmut, wie mir dieser Mann langsam ein wenig sympathisch wurde. Er war hilfsbereit, höflich und aufgeschlossen. In einer gewissen Art und Weise erinnerte er mich an meinen Vater. Auch wenn er noch lange nicht so alt war wie er, verhielt sich Thatch doch manchmal wie der große Bruder, der seine kleinen Geschwister babysittete und dafür sorgte, dass nicht alles drunter und drüber verlief. Er gab mir ein paar Klamotten, die mir natürlich zu groß waren, aber mit ein paar Tricks würde ich sie schon passend machen und zeigte mir die Dusche, die ich früh morgens ohne Angst vor aufdringlichen Männern problemlos nutzen konnte, da um die Zeit sowieso jeder schlief.

Nach wie vor weigerte ich mich den Anderen im großen Speiseraum Gesellschaft zu leisten, da ich außer dem Brünetten niemanden mochte, da konnten sie mir noch so oft das Leben retten, wie sie wollten. Schlussendlich waren sie Entführer und Kriminelle, die von der Marine gesucht wurden.

Ich lag gerade gedankenverloren in meiner Hängematte, als es an meiner Tür klopfte. Verwirrt über den Besuch richtete ich mich auf und ehe ich antworten konnte, stand Marco in der Tür. Er trug wieder ein offenes Hemd, das freie Sicht auf diesen makellosen Oberkörper gab und seine blonden Haare standen in alle Richtungen.

„Liliana, ich würde dir gerne endlich mal Vater vorstellen. Du bist jetzt schon seit 4 Tagen an Board und..."

„Unfreiwillig..."

„Wie lange willst du noch nachtragend sein?"

„Nachtragend?" Mein Auge zuckte gefährlich, als ich auf den Boden sprang. „Ihr hinterhältigen Mistkerle habt mich einfach mitgenommen. Ich bin nicht hier um Freunde zu finden und dein Vater interessiert mich genauso wenig, denn ich hasse..."

„Piraten... das wissen wir inzwischen alle. Komm jetzt oder ich muss dich leider zwingen."

Bockig wie ein kleines Mädchen, stemmte ich meine Hände in die Hüfte und bewegte mich kein Stück.

„Was ist jetzt?"

„Du willst mich doch zwingen, hast du gesagt. Also los. Dann musst du mich wohl zwingen..."

Obwohl Marco sonst absolut cool rüberkam und kaum eine Miene verzog, so war ihm die Irritation in dem Moment ins Gesicht geschrieben und ließ mich schmunzeln. Dem sonst so kühlen und unnahbarem Piraten fehlten die Worte. Insgeheim wusste ich, dass er nicht so ein schlechter Mensch war wie ich es anfangs dachte. Vor allem, seit er sich um mich gekümmert hatte, aber ich stellte erneut fest, dass es unheimlichen Spaß machte ihn etwas zu necken.

„Machst du das mit Absicht?"

„Was meinst du?"

„Es ist wie in der Kneipe mit dem Ananassaft..."

„Ich weiß leider immer noch nicht, wovon du sprichst."

„Hör auf mich zu nerven und komm endlich." Bildete ich mir das ein, oder waren seine Wangen ein wenig gerötet?

„Na schön, aber dafür schuldest du mir wohl was..." Achselzuckend marschierte ich an ihm vorbei.

„Ich denke wir sind mehr als quitt. Also nach dir."

„Oh wie zuvorkommend..."
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Whitebeard, der Kapitän dieser Bande saß an Deck auf einem gewaltigen Stuhl, überall an ihm hingen Schläuche und Kanülen und trotzdem lächelte er und trank genüsslich seinen Sake.

Frei wie ein Phönix (Marco & OC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt