Teil 20

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Ana

"Was-"

"Ich weiß, ich weiß, das muss eine Überraschung sein. Lass es mich erklären."

Sprachlos schüttle ich den Kopf und muss auf das Bild erstmal klar kommen. Wann ist meine Mutter bitte nach Moskau gekommen, ohne das ich das mitbekommen habe.  "Oh ja ich bitte drum.", erwidere ich entsetzt.

Tief durchatmend lässt meine Mutter die Hand von Koslow los, schließt mich in eine schnell Umarmung und rückt dann wieder von mir ab. Mein Augen huschen zwischen Koslow und meiner Mutter hin und her und warten gespannt auf eine plausible Erklärung. 

Ich muss träumen. Ja, auf jeden Fall. Es gibt keine andere Erklärung. "Also, ich dachte wir essen zusammen zu Abend und feiern meine Genesung.", erzählt sie stolz und lächelt mich hoffungsvoll an.

Stumm warte ich noch das was kommt, doch sie guckt mich nur aufgeregt an. Kurz werfe ich einen Blick auf Aiden, der genauso geschockt aussieht wie ich mich fühle. Das glaub ich alles nicht. "Wie bist du überhaupt hier her gekommen?"

"Mit dem Auto, was denkst du denn?"

"Und warum wusste ich nichts davon?"

"Ana, ich bin deine Mutter und kann durchaus machen was ich will."

Angespannt starren wir einander an. Es ist ja nicht so das ich sie bevormunden will, aber es wäre schon nett gewesen wenn sie mich wenigsten Informiert hätte. Immerhin ist sie noch nicht zu hundert Prozent fit ist und ist es nicht normal sich als Tochter Sorgen zu machen?

"Ja, aber das erklärt noch lange nicht das zwischen euch. Was auch immer das ist." Ich wedle mit meinen Händen zwischen den beiden hin und her und ziehe fragen die Augenbrauen hoch. Auf die Erklärung bin ich jetzt mehr als neugierig.

Der Gedanke das die beiden wieder zusammen sind ist irgendwie absurd. Sie hatten seit über zwanzig Jahren kein Kontakt mehr und jetzt, auf ein mal, fangen sie wieder etwas miteinander an. Das ist schwer vorstellbar.

Wann haben sie bitte wieder Kontakt aufgebaut? Koslow wird 24/7 überwacht und ist quasi im Hausarrest. Wie zum Teufel hat er das nur angestellt und warum habe ich das bei meiner Mutter nicht mitbekommen?

"Wir frischen unsere Beziehung wieder auf und als ich mitbekommen habe, das er eh wegen eine Besprechung mit dir hier her kommt, dachte ich wir können das gleich alles miteinander verbinden.", fasst meine Mutter die wichtigsten Details zusammen.

Entgeistert starre ich sie sprachlos an, greife in Aidens Arm und halte mich an ihm fest. Er legt seine anderen Hand auf meine Hand und drückt sie unterstützend. "Wie bist du auf die Idee gekommen, das ich das gut finden würde? Mich so zu überfallen?", fahre ich sie wütend an.

Sie kennt mein Meinung zu Koslow und das ich noch lange nicht bereit bin ihm zu vergeben. "Schrei mich nicht an.", mahnt meine Mutter mich streng und guckt mich ernst an. "Das müsste ich nicht, wenn du mich vorher in Kenntnis gesetzt hättest.", kontere ich knurrend.

Gerade als meine Mutter mich erneut zurechtweisen will, hören wir ein immer näher kommendes Motorengeräusch welches geradewegs auf uns zu kommt. Fast gleichzeitig drehe wir uns alle um und beobachten den schwarzen Wagen, der die Einfahrt hoch kommt.

Er parkt in zweiter Reihe. Kurz darauf steigt Tino aus und kommt auf uns zu. "Hey, was gibt-", fängt Tino an, unterbricht sich selbst als er Koslow sieht. "Du mieser Wichser.", bellt Tino wütend und rennt stinksauer auf Koslow zu.

"Tino.", versuche ich ihn aufzuhalten, aber seine Faust ist schneller und rauscht geradewegs in Koslows Gesicht. Dieser taumelt ein Stück zurück, hält sich seine blutende Nase und richtet sich wieder auf.

Ich stelle mich zwischen die beiden, gerade als Tino erneut zuschlagen will und schubse Tino zurück. "Hör auf." Aiden hilft mir, zieht Tino weiter weg und hält ihn fest. "Warum? Der ist doch an allem Schuld.", zischt Tino aufgebracht und versucht sich aus Aidens Griff zu befreien.

Trotzdem hält Aiden in weiter rigoros fest und zieht ihn ein Stück weit weg. "Deshalb hast du aber noch lange nicht das Recht auf ihn einzuschlagen.", erwidere ich etwas lauter. Diese ganze Situation läuft völlig aus dem Ruder.

Ich wollte doch nur einen schönen Abend mit Aiden verbringen und jetzt streiten sich alle und verfolgen irgendwelche Ziele. Angespannt reibe ich mir übers Gesicht, atme tief durch und versuche einen klaren Gedanken zu fassen.

"Geh bitte rein und hol dir Eis. Ich komme gleich nach.", bitte ich Koslow als ich mich zu ihm umgedreht habe und deute auf die großen Flügeltüren am Eingang. Zögerlich nickt er und verschwindet mit zwei Bodyguard nach drin.

Sobald er nicht mehr in Sichtweite ist, drehe ich mich zu meinem Bruder um, der mittlerweile nicht mehr von Aiden festgehalten wird. "Was wird das hier?", fragt er mich knurrend. Auffordernd gucke ich zu unserer Mutter und ziehe die Augenbrauen hoch.

"Ich wollte ein Familienessen.", erklärt sie halbherzig und bekommt ein schlechtes Gewissen. "Hört zu, ich wollte einfach nur das wir uns alle wieder ein bisschen annähern. Die letzten Monate waren für uns alle nicht leicht und ich dachte das könnte uns helfen."

Schnaubend schüttelt Tino den Kopf, verzieht verächtlich das Gesicht und murmelt irgendwas unvollständiges vor sich hin. Vermutlich will ich es gar nicht wissen. "Wir sind aber keine Familie.", knurrt Tino wütend und legt sich gegen den Wagen, der ihm am nächsten ist.

"Das stimmt nicht.", hält meine Mutter dagegen und schüttelt ebenfalls ihren Kopf. "Er ist Anas Vater und-", versucht meine Mutter die Situation zu beruhigen, doch Tino funkt einfach dazwischen. "Ja richtig, Anas Vater nicht meiner. Er bedeutet mir nichts. Zumal er uns nichts als Ärger bereitet hat."

Schockiert guckt meine Mutter Tino an, öffnet den Mund um etwas dagegen zu sagen, doch es kommt kein Laut raus. "Vielleicht sollten wir alle nach Hause gehen und morgen nochmal drüber sprechen.", klinke ich mich wieder in die Unterhaltung ein.

"Ich wollte nur helfen.", seufzt unsere Mutter, nickt ergeben und läuft zurück zum Auto. Tino und ich gucken ihr stumm hinterher. Als der Wagen sich langsam in Bewegung und vom Hof rollt, stellt sich Tino neben mich.

Aiden hat das ganze aus sicherer Entfernung beobachtet und ein Blick auf Artur gehabt. "Willst du hier bleiben oder zurück fahren?", frage ich meinen Bruder und gucke ihn interessiert an. Ich weiß dass das ganze nicht leicht ist, aber er sollte lernen nicht immer so impulsiv zu handeln.

"Ich fahre."


Ich liebe es einfach Drama zu schreiben. Wie fandet ihr es?
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Eure Leni<3

Her FutureWo Geschichten leben. Entdecke jetzt