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Ein grauer Tag. So wurden sie genannt. Keine Sonne, kein blauer Himmel. Ein grauer Schleier, der sich über die ganze Stadt legte. Niemand wusste was es mit ihnen auf sich hatte. Sie waren nicht wie normale bewölkte oder regnerische Tage. Sie waren beängstigend.
Meine Freunde und ich zogen durch die leeren Straßen. An grauen Tagen waren nur wenige draußen. Viele fürchteten sich vor ihnen. Sie kamen in unterschiedlichen Abständen, manchmal nur ein mal in drei Monaten, doch manchmal auch 5 mal in einem Monat. Dann schlossenz fast alle Mitbewohner, der kleinen Stadt, die Türen und Fenster und beteten darum, dass morgen wieder die Sonne scheinen würde. Meine Freunde nutzten die Chance und besprühten alles mit Farbe, was ihnen in den Weg kam. Ihrer Meinung nach waren Penisse und Strichmännchen an Hauswänden Kunst, doch mich kotzte es einfach nur an. Ich schenkte meinen Freunde keine Aufmerksamkeit mehr, denn plötzlich viel mir ein Mädchen auf. Sie taumelte ein wenig und schien irgendetwas vor sich hin zu stottern. Lange dunkelbraune Stränen hingen vereinzelt in ihrem Gesicht. Die dunklen Haare betonten ihre hellgrünen Augen, die einfach...wunderschön aussahen. Ihr Blick war starr auf den Boden gerichtet, doch als sie das Grölen meiner Freunde hörte, blieb sie ruckartig stehen und schaute erschrocken in meine Richtung. Ich fühlte mich ertappt, da ich sie so angestarrt hatte und auch sie schien sich unbehaglich zu fühlen.
Angst spiegelte sich in ihren Augen. Plötzlich rannte sie weg, doch sie schien nicht ganz sicher auf ihren Beinen zu sein, denn sie fiel hin.
Meine Freunde bemerkten sie noch nichtmal, doch ich lief sofort zu ihr, weil sie keine Anzeichen machte wieder aufzustehen.

Bei ihr angekommen beugte ich mich vorsichtig über sie. Ihre Augen waren geschlossen. Behutsam rüttelte ich an ihrer Schulter. Keine Reaktion. Verzweiflung machte sich in mir breit. Was sollte ich jetzt tun? Doch dann schlug sie langsam ihre Augen auf und blinzelte ein paar mal. Erleichtert atmete ich aus und kniete mich neben sie. "Alles okay bei dir? Das sah echt nicht gut aus." Als Antwort fing sie an zu husten. Entsetzt weiteten sich meine Augen, als ich das Blut ihre Mundwinkel entlang laufen sah. Sie spuckte die rote Flüssigkeit auf den Boden und fing wieder an zu husten. Das Geräusch dabei war entsetzlich. Eine Mischung aus würgen und husten. Schnell zog ich eine Packung Taschentücher aus meiner Hosentasche und reichte sie ihr.
"Danke", brachte sie hervor und wischte sich den Mund ab. Allmählich hörte ihr Hustenanfall auf und auch ich beruhigte mich langsam wieder. "Wie heißt du?", fragte ich zögernd. Statt mir zu Antworten versuchte das Mädchen aufzustehen und wieder wegzurennen, doch als sie sich aufrichtete entfuhr ihr ein leises Stöhnen. Sie fasste sich an den Kopf, schwankte ein wenig und ließ sich schließlich wieder sinken. Verzweifelt schaute sie mir in die Augen. Ich wollte etwas sagen, die beruhigen, aber ich konnte nicht. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt sie mit großen Augen zu mustern. Ihre dunklen Haare, die hellgrünen Augen, die so wunderschön glitzerten und die makellose Haut, welche fast weiß war. Alles harmonierte perfekt zusammen und ließ sie erstrahlen.
"Luna", sagte sie plötzlich mit erstaunlich fester Stimme und riss mich aus meinen Gedanken. Schnell Stand ich auf und hielt ihr die Hand hin, um ihr aufzuhelfen. Unsicher ergriff sie sie. Sie war klein, ungefähr ein Kopf kleiner als ich. Auf einmal ließ sie mich los und fing an auf ihren langen, schlanken Beinen weg zu laufen. "Hey Warte!", rief ich und rannte ihr hinterher. Langsam nervten mich ihre Fluchtversuche.
Sie wurde immer langsamer, irgendwann blieb sie ganz stehen und schüttelte energisch den Kopf. Immer und immer wieder. Dann drehte sie sich zu mir um und sagte außer Atem: "Es tut mir leid"

♡Das Mondmädchen♡ luna darko FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt