Parasiten...

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„Also ich versteh euch wirklich nicht", meinte Tom nur, während er Harry kraulte, der zufrieden schnurrend und dösend auf seinem Schoß saß. Der Jüngere schien mal wieder häufig erschöpft, aber der Ältere war sich sicher, dass es ganz einfach wegen des Herbstes war und mit den Genen zu tun hatte, die der Grünäugige durch seine zu lang andauernde Transformation zurück behalten hatte, denn im Herbst und im Winter wurden Katzen und Wildkatzen nun mal schläfriger. Er kontrollierte ja regelmäßig, aber Harry hatte kein Fieber oder sonst was. Also machte er sich keine Sorgen. „Ihr erzählt mir von Geschichten, die sind schlicht schauerlich! Ich bin jeden Tag mit ihm zusammen! Wenn ich da bin, rührt er keinen Kaffee an und er brüllt nicht ungerechtfertigt." Er strich sanft über die Ohren, lächelte seinen Geliebten an.

„Bei dir vielleicht", murrte Severus nur, während er seine Stirn rieb. Er hatte das Gefühl, dass es mit jedem Tag schlimmer wurde und mehr als ein Mal hatte Draco geschworen, dass er Harry auf dem Klo erbrechen gehört haben sollte. Weswegen er langsam zu glauben bereit war, dass ein Fluch oder ein Trank eine Rolle spielen konnte, eine weitere Krankheit, die jetzt erst ausbrach. Irgendetwas! So benahm sich kein normaler Mensch und er war wirklich der Ansicht, dass da mehr sein musste! Seine gesamte Freizeit und noch einiges mehr investierte er inzwischen in die Forschung, was seinem Sohn nun schon wieder zugestoßen war.

Wobei das schon an Hysterie angrenzende Gelächter der beiden Blackschwestern nicht wirklich beruhigend war.

Narcissa hob eine Augenbraue und beobachtete die Leute, die mit ihnen hier saßen. Ihre kleine Tochter schlief friedlich in ihren Armen, so, dass sie nicht zu laut lachen konnte. Es war zu herrlich, wie die Anderen sich über das ausließen, was sich in letzter Zeit so zuzutragen schien. Und sie bekam es immer nur aus zweiter Hand mit, nie life, das fand sie wirklich gemein! Aber die Aktion heute musste wieder mal toll gewesen sein - angefangen bei ihrem Mann über ihren Sohn bis hin zu ihrem Cousin, dessen Welt einfach mal eben so aus dem Rahmen geraten war. So auf jeden Fall wirkte er. Fasziniert war sie allerdings viel mehr darüber, wie sich die Männer an ihren Ausreden festklammern konnten, statt dass sie mal die Zeit nutzten, um zusammenzufügen, was offen vor ihnen lag. Aber das war offensichtlich zu viel verlangt Selbst so alberne Sachen wie Winterschlaf hatten ihre Wege in diese Diskussionen gefunden! Das durfte man wirklich nicht laut sagen! Das war nur noch peinlich!

„Von wegen", knurrte Lucius nur. Da hatte er heute Morgen genüsslich in sein Käsebrot beißen wollen und hatte einen Frosch auf seinem Brot sitzen gehabt, der ihn erst dumm angesehen hatte, um dann quakend weg zu hüpfen! Das war nicht lustig gewesen! Und dann noch Harrys Spruch, dass das Zeug schlimmer stinken würde, als eine Kröte! So was Dummes! Er liebte seinen Käse und es war nicht mal der wirklich Alte! Nein, nein, nein, so musste man ihm nicht kommen!

Tom hob eine Augenbraue und deutete auf seinem Schoß. „Es tut mir ja leid und so lustig ich eure Geschichten finde, aber mir ist es nun mal noch nicht geschehen, also gehe ich mal davon aus, dass das, was ihr erzählt auch etwas übertrieben ist." Er strich eine der Strähnen seines Geliebten zurück, der ihn kurz ansah und lächelte, bevor die Augen wieder zu fielen, er schien tatsächlich nicht mit zu bekommen, dass sie von ihm redeten, so erschlagen schien er zu sein und das um halb Acht abends. Aber wie gesagt, das war typisch Herbst und damit war das Thema für Tom abgehakt.

Es war Bella, die so leise wie nur eben möglich den Türrahmen herunter rutschte, an dem sie lehnte und sich den offensichtlich vor Lachen schmerzenden Bauch hielt.

„Mein Sohn hat mir erzählt, dass Potter erst heute wieder vollkommen durchgetickt sein muss!", verteidigte Lucius. „Nicht nur, dass er mich fast in eine lebende Kröte hätte beißen lassen, er hat Draco mal wieder angefahren wegen nichts!"

„Er hat gesagt, dass ich fett bin", kam es empört und doch lang gezogen von Harry zurück, der wirklich zu müde war, um zuzuhören, der das aber doch mitbekommen hatte. Und ja, er fand, sein Tag war die Hölle gewesen, ohne es zu übertreiben! Angefangen mit dem ekligen Käse, von dessen Geruch ihm so übel geworden war, dass er es kaum rechtzeitig ins Bad geschafft hatte, bis hin zu Sirius' neuester nerviger Angewohnheit ihn zu behandeln wie zerbrechliches Glas oder Fenrirs dumme Blicke. Oh, und dann war Draco gekommen, gerade, als er wirklich Probleme gehabt hatte, seine Quiddichuniform anzuziehen und dann hatte der Blonde begonnen, zu lachen und ihm zu sagen, dass er wohl zugenommen habe! Als könne er was dafür! Er hatte nun mal ständig Hunger! Es war verletzend gewesen! Der Andere hatte die Hexennase und die Warze verdient, die er ihm angehext hatte!

„Er hatte nur festgestellt, dass dein Uniform zu eng ist", korrigierte Severus, sichtlich um ein ernstes Gesicht bemüht, denn der Anblick, der sich ihm dann in seinem Büro offenbart hatte, war einfach zu gut gewesen. Der so auf sein Aussehen bedachte Draco mit einer Warze und einer krummen Nase, die durch keinen Zauber verschwinden wollte. Fünf Stunden lang hatte sein Patensohn sich strikt geweigert, das Büro zu verlassen, so, wie Harry sich geweigert hatte, den Zauber aufzuhaben.

„Hat gelacht!"

Tom grinste nur, strich über Harrys Ohren, bis dessen Augen wieder kurz davor waren, zuzufallen. „Und du hast es ihm heimgezahlt, gründlich. Glaub es mir, du hast seine Achillesferse mehr als deutlich erwischt."

„Gut", nuschelte Harry nur und kuschelte sich wieder zurecht, bevor seine Augen ihm zufielen. Er war so erschöpft. Schule war viel zu anstrengend. Nicht das Lernen oder das Üben für Sport, bei dem er endlich wenigstens zum Teil wieder mitmachen durfte. Aber die Blicke! Diese ständigen Blicke machten ihn wirklich fertig! Dauernd starrte man ihn an, stellte ihm dumme Fragen, begaffte ihn, schlimmer, als wäre er ein exotisches Zootier! Die mussten nämlich wenigstens nicht antworten.

„Und er hat einen anderen Schüler an einen Haken gehext, wo Minerva ihn erst über eine Stunde später gefunden hat!", trumpfte Sirius auf, der auch nicht verstand, was der Junge in letzter Zeit hatte. Die kleinste Kleinigkeit konnte ausreichen, um ihn entweder zum Heulen oder zum Ausrasten zu bringen. Man wusste auch nie vorher, was geschehen konnte. Weswegen er generell einfach mit jedem Kommentar vorsichtig war. Wenn er nur wüsste, was sein Patensohn eigentlich hatte, wäre es viel einfacher, denn normal konnte das ja auch nicht sein.

„Was hat der ihn auch belästigt?", fragte Tom ruhig. „Harry hat mir erzählt, dass der Kerl versucht hat, ihn zu küssen! Ich hätte ihn nicht an einen Nagel gehängt, ich hätte ihn umgebracht, ihn gehäutet, gevierteilt und ihn dann an seinen Eingeweiden von der Decke der großen Halle baumeln lassen!"

„Das... hat er uns nicht erzählt", stellte Severus fest, der froh war, dass wenigstens das eine einigermaßen gerechtfertigte Handlung gewesen zu sein schien.

„Weil ihr ihn schon alle angeschrien habt, was dachtet ihr denn, warum er sich umgedreht hat und weg war, bevor ihr gucken konntet? Ich habe eine Stunde gebraucht, um ihn dazu zu bekommen, aufzuhören, Rotz und Wasser zu heulen!", knurrte Tom nur, während er sanft über Harrys Finger glitt. „Der Kerl dachte, nur weil Harry mit mir zusammen ist, würde er es ja auch gegen Bezahlung mit Jedem treiben! Nur er hat mich davon abgehalten, in die Schule zu gehen und ein Massaker anzurichten!"

Die Anderen hoben alle die Hände und seufzten nur einheitlich. Also gut, dann war es ein gerechtfertigter Ausraster gewesen. „Ich sage Draco, er soll das im Auge behalten, nicht, dass da Granger oder der Alte dahinter stecken", erklärte Lucius schließlich: „Und ich sage ihm, dass er am Besten keinerlei Kommentare mehr über eventuelle Gewichtsunterschiede machen soll. Sonst hört der Bengel wieder auf zu essen und sieht ganz schnell wieder aus, wie eine lebenden Leiche, jetzt, wo er endlich etwas Fett auf den Rippen hat."

Etwas Fett auf den Rippen? Narcissa musste sich wirklich beherrschen, um nicht allen Anwesenden eines zu pfeffern! Harry war viel, viel zu dünn für den Zustand in dem er sich befand. Er hätte schon gut und gern zehn Kilo mehr haben sollen, denn auffällig war eigentlich für Jeden, der nicht beschloss, blind zu spielen, dass er auch nur um den Bauch herum zugenommen hatte und dass weder Arme noch Beine wesentlich umfangreicher geworden waren. Und als sie so nun auch noch das mit der sexuellen Belästigung erfuhr, platzte ihr ohnehin der Kragen. Nun, bitte! Wenn die Schüler so spielen wollten, das konnte sie auch! Wehe, jemand würde sich Harry noch mal so nähern! Das wäre ja noch schöner! Das würde sie aber ganz schnell zu verhindern wissen und ja, sie fand die Sache mit dem Nagel auch entschieden zu harmlos.

Severus beschränkte sich darauf, seine Stirn zu reiben. Das würde erklären, warum der Jüngere die Schule derart hasste. Ja, das war nicht sonderlich lustig - im Gegensatz zu Dracos Hakennase. Daher lenkte er das Interesse auf etwas Anderes. „Wie sieht es aus?", fragte er Lucius. „Wie weit ist Bill mit der Sache Granger gekommen? Gibt es endlich Fortschritte? Andere, als die Verhaftung kleiner und kleinster Fische?" Was ihn entsetzte, war, dass Granger sich einen Kreis aufgebaut hatte, der sich von dem, den Tom angeblich gehabt haben sollte, nicht sehr unterschied.

Lucius seufzte leise. „Sie scheint ständig in Bewegung zu sein", erklärte er. „Sie war manchmal in drei oder vier Dörfern an einem Tag, in den Städten scheint sie aber selten zu sein und wenn, dann wesentlich länger, ihre Eltern begleiten sie dauernd, sie scheint für die Muggel eine Art Predigerin zu sein! Diese Idioten sehen sie als Heilige, dank einiger Tränke, die sie immer noch machen kann! Darum deckt man sie auch noch!"

„Keine Fortschritte?", hakte nun auch Tom nach.

„Doch, einige Leute haben sie in einem monströsen Muggelgefährt gesehen, wir suchen jetzt gezielt danach, dumm nur, dass diese Muggel so viele Blechmonster haben."

„Dann sucht - und strengt euch mehr an! Harry wird nicht sicher sein, bis sie weg ist! Ich will nicht, dass er noch mal angeschossen wird oder sonst was! Das darf nicht sein! Ein Mal hat gereicht!" Er legte seine Hand sanft auf die Stelle an Harrys Bauch, wo die Kugel diesen damals getroffen hatte und nur zu genau erinnerte er sich noch an den kaum wenige Wochen zurückliegenden Schrecken der letzten Schießerei, bei der es auch mehr als knapp gewesen war.

Auch Severus nickte: „Nicht nur Harry, Keiner ist sicher, wer weiß, wo diese Irre als Nächstes zuschlägt..."

Durch die ZeitenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt