Bald ist Weihnachten. Ich liebe Weihnachten, denn wir sind immer in England zu dieser Zeit. Wir besuchen jedes Jahr aufs Neue unsere Großeltern, die sich entschieden haben dort zu bleiben, als mein Vater nach Deutschland gezogen ist für meine Mutter.
Ich öffne meine Augen und entdecke die leicht bedeckten Fenster. Es hat ein wenig geschneit. Ich liebe es, wenn es draußen weiß wird. Ich ziehe mir meine kuscheligen Schlappen an und laufe fröhlich an unserem geschmückten Geländer vorbei. Mama und Papa sind mal wieder nicht da. Seitdem der Dezember angefangen hat, sind sie weniger zu Hause.
"Morgen, Schwesterherz." Ich schaue meine Schwester an, die an ihrem Handy vertieft ist. "Alles gut?" frage ich sie. "Du bist die ganze Zeit im Internet. Ich lese mit dir Artikel durch, um zu schauen, was sie für Gerüchte von dir auf dir Welt setzen." Ich schaue sofort ernst. "Wie oft habe ich dir gesagt, dass es mich nicht interessiert, was sie über mich sagen und wie oft habe ich dir gesagt, dass du aufhören sollst solche Sachen zu lesen?" Sie zuckt bloß mit ihren Schultern.
Seit mehreren Woche kursieren Bilder von Jude und mir im Internet. Kann man denn keine Freunde mehr haben? Ich will zwar nicht, dass es Gerüchte von mir gibt, jedoch kann ich sie nicht mehr verhindern. Als wir dann auch noch mit unserem Familien gemeinsam gesichtet worden sind, war wohl für die Medien klar, dass wir zusammen sind. Ich habe sofort tausende neue Follower auf jeder Plattform bekommen. Jeder will alles über mich wissen und versucht alles, um das zu bekommen, was sie wollen. Ich poste zwar ab und zu, aber würde mich jetzt nicht als Influencer beschreiben.
"Was machst du heute so?" frage ich sie. "Ich gehe mit Sophie zum Weihnachtsmarkt, möchtest du mit?" Ich schüttle meinen Kopf. "Ich frage Jude. Sollen wir dich dann abends wieder mitnehmen?" frage ich sie. "Nein, alles gut. Ich schlafe bei ihr heute. Ist das okay?" Sofort lächle ich. "Klar. Mach bloß kein Unsinn."
Nachdem wir gemeinsam gefrühstückt haben, räumen wir unseren Müll auf. Amara verschwindet nach oben um zu packen und ich öffne die klingende Tür. Marie steht vor unserer Tür. Marie ist unsere Putzfrau. Ich begrüße sie herzlich und lasse sie dann anschließend in Ruhe, damit sie schnell fertig wird.
'Lust auf Schokoerdbeeren?' , schreibe ich meinen besten Freund.
'Mit dir immer. Komme später nach dem Training zu dir, Darling.'
Heimlich lächle ich mein Handy an. Ich mag diesen Kosenamen. Jedoch bleibt er nur ein Kosename.
"Ich bin dann weg. Bis morgen, liebste Schwester." Ich lache bei dem schleimen meiner Schwester und drücke sie, bevor sie geht. Kurz danach verschwindet Marie auch.
Abends höre ich, wie die Tür geöffnet wird. Ich schaue von oben hinunter und sehe Jude, wie er mit dem Code hineingekommen ist. "Sind wir etwa schon soweit?" lache ich von oben. "Du warst diejenige die mir den Code verraten hat." Ich laufe die Treppen runter und falle im quasi in die Arme. "Da hat mich wohl jemand vermisst." Er hebt seine Augenbrauen. "Ich hab deine Witze vermisst, du vollidiot." lachend schlage ich ihn leicht auf die Brust. Er riecht gut. Ja, du dumme. Er ist auch frisch gewaschen.
"Wollen wir direkt los?" Er nickt und legt seine Tasche bei mir ab, bevor ich die Türe öffne und zur Garage laufe. Mit dem Auto fahren wir zum Weihnachtsmarkt. "Wie sehe ich aus?" fragt er mich. "Du siehst aus wie ein Bär." "Ich hoffe ein kuschliger." Ich lache, während ich parke. "Hoffentlich sind nicht alt zu viele hier." "Kann ich dir nicht versprechen, Maus."
Kaum aus dem Auto ausgestiegen, fangen schon Leute an uns zu begaffen. "Lasst dich nicht davon abbringen, Darling." Er legt seine Hand um meine Schultern. "Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee wäre Jude." Ich schaue in seine schönen braunen Augen. "Ich mache was ich will. Wen jucken die anderen?" Ich lächle und bin überrascht. Diese Einstellung gefällt mir.
Jude versucht mit den meisten Leuten Fotos zu machen, aber schafft es natürlich nicht mit allen. Dennoch haben wir auch Zeit gemeinsam und essen wie gewollt Schokoerdbeeren. Ich zeige ihm auch den Glühwein, den ich leider ohne Alkohol trinken muss. "Wow. Der schmeckt ja Mega!" Ich lache ihn aus. "Besser als Bier?" Sofort nickt er. "Definitiv." Ich lache.
Weil es wirklich langsam zu viel wird, und wir jetzt schon wissen, dass wir mal wieder im Internet kursieren werden, fahren wir nach Hause.
In der Einfahrt fragt er nach Amara. "Sie ist bei ihrer Freundin." Er steigt aus. "Schlafen?" Ich nicke schnell. "Ah" Seine Lässigkeit bringt mich schon fast um den Verstand. Du findest es cool, mehr nicht. Finde ich es nur cool?
Er springt auf meine Couch und lässt sich von mir bedienen. "Cola?" Er nickt, während er etwas auf dem Fernseher anschaltet. Ich gieße ihn Cola ein und mir natürlich auch. Wir entscheiden uns für einen neuen Weihnachtsfilm. Jude deckt uns beide ein und rutscht unauffällig zu mir näher, doch ich merke es. Langsam lasse ich meinen Kopf zu ihm auf die Schulter fallen. Sein Arm legt sich um mich und zieht mich noch näher an ihn. Meine Augen lenken zu seinen, die sich treffen. Er lächelt süß.
Zufrieden schaue ich wieder zum Fernseher.