Kapitel 2

1K 21 4
                                    

Mein Morgen beginnt mit hochfahrenden Jalousien. "Deli!" singt meine kleinere Schwester. "Amara, lass mich schlafen." meine ich. Ich ziehe meine Decke hoch, um das Licht zu verdecken. "Du musst aufstehen." meint sie. Genervt murmle ich. Ich stehe halbwegs auf und schaue meine Schwester an. Sie klimpert mit ihren Wimpern und lächelt. Ich schlage meine Decke weg und berühre den kalten Boden. Schnell ziehe ich meine Schlappen an, und laufe ins Bad.

Im Bad mache ich mich frisch und laufe runter zu meiner Schwester, die am dem Esstisch sitzt. "Warum gehst du nicht zur Schule?" frage ich, während ich mir einen Kaffee mache. "Mein Bus kommt erst in zehn Minuten." Ich nicke und weiß, dass ich in mindestens fünf Minuten alleine zu Hause seien werde. Ich bin froh, dass ich die Schule schon beendet habe.

"Weißt du zufällig wann Mama oder Papa kommt?" frage ich meine kleine Schwester. "Papa hat 48h Schicht und Mama ist vor einer Stunde zur Arbeit." erzählt sie. Mein Vater ist Chirurg und meine Mutter internationale Anwältin, was heißt dass ich meiste Zeit alleine mit meiner Schwester bin. "Ich gehe jetzt." verkündet sie. Nickend laufe ich auf sie zu. "Hast du deinen Schlüssel?" Sie nickt. "Viel Spaß in der Schule." Ich drücke ihr einen Kuss auf die Haare. Sie lächelt und geht aus dem Haus meiner Eltern.

Ich seufzte laut, als ich nun alleine bin. Heute habe ich wieder Spät-Schicht, was bedeutet, dass ich noch genügend Zeit habe. Vor der Arbeit habe ich aber noch eine Fahrstunde. Meine Theorie habe ich schon bestanden, aber meine praktische noch nicht. Ich frühstücke Rühreier und schaue nebenbei noch Fernsehen. Auch in der Familien Gruppe habe ich geschrieben.

Nachdem Frühstück räume ich die Küche auf, und dann laufe ich in mein Zimmer. Mein Zimmer wurde auch schon lange nicht mehr aufgeräumt. Ich räume es nur grob auf, weil ich mich dann auch wieder ins Bett schmeiße.

"Scheiße!" Ich bemerke zu spät, dass ich spät dran bin. Mein Fahrlehrer wird gleich schon vor meiner Tür stehen. Ich ziehe mir schnell komplett schwarze Kleidung an, und renne ins Bad. Dort schminke ich mich mit Concealer, Blush, Bronzer, Puder und Mascara. Lipgloss darf nicht fehlen. Ich schnappe mir meinen Schlüssel, schalte die Alarmanlage an und laufe aus dem Haus, wo auch schon mein Fahrlehrer steht.

Die Fahrstunde verläuft ganz gut, würde ich sagen. Es ist schon meine vierte, glaub ich. Ich lerne schalt, obwohl meine Eltern nur Automatik fahren. Heute durfte ich sogar auf der Autobahn fahren, und das Schalten fällt mir immer leichter. Der Fahrlehrer lässt mich vor dem Restaurant raus und ich verabschiede mich.

Heute habe ich leider keine Schicht mit Tori, was heißt, dass ich alleine sein werde. Ich trage mich ein und begrüße den Chef, der mir nur zunickt. Ich ziehe meine Schürze an. Der nächste Tisch gehört mir und der Spaß kann losgehen. Hoffentlich bediene ich keinen von meiner alten Stufe.

Mein Wunsch geht in Erfüllung, denn ich bediene keinen von meiner alten Stufe. Kurz vor Ladenschluss wische ich die letzten Tische ab und kann etwas entspannen. Jedoch klingelt die Glocke an der Tür, weshalb mein Kopf hoch geht, und ich in die Teddy Augen, die mir bekannt vorkommen, hineinschaue. Ich schlucke, als ich bemerke, dass es der Junge von gestern ist. Gelassen setzt er sich an die Theke und lächelt mich an.

"Hi" begrüßt er mich lächelnd. Nervös nicke ich bloß. Warum fange ich an zu schwitzen? Es ist bloß ein normaler Kunde. "Was darf es sein?" frage ich wie bei jeden Kunden. "Einen Kaffee, bitte, Delila" Letzteres sagt er unsicher. Ich nicke und stelle ihm die Tasse unter die Maschine. Ich warte einen Moment, bis der Kaffee fertig ist und serviere ihn dann. "Danke schön." dankend nimmt er es an. Da ich nicht einfach vor ihm stehen möchte, wische ich die Tische ab. Sogar die, die ich schon vorhin abgewischt habe. Ich habe keine andere Wahl, als mich vor ihm, hinter die Theke zu stellen. Ich schaue die ganze Zeit zu Boden, weil ich mich nicht traue ihn anzuschauen. Schau ihn an! Diese Teddy Augen hast du nicht vergessen.

"Darf ich dich was fragen?" Ich atme ein und schaue hoch. Ich presse meine Lippen aufeinander. "Könnte ich vielleicht deine Nummer bekommen?" Ich weite meine Augen und bleibe still. Jemand möchte meine Nummer haben. Bis jetzt hat mich noch niemand nach meiner Nummer gefragt. Wirklich, niemand. "Hallo? Erde an Delila?" Er bringt mich zum Lachen. Ich schaue auf. "Ja?" Ich habe vergessen, was er gefragt hat. "Ich habe dich gefragt, ob ich deine Nummer haben kann." Oh! "Oh, ach so. Ja, äh, klar!" Ich bringe halbwegs einen ganzen Satz raus und diktiere ihm meine Nummer. "Danke, und danke für den Kaffee." Ich lächle leicht und schaue ihm zu, wie er aufsteht. Ich möchte ihm auch danken, tue es aber nicht. "Warte mal, wie heißt du überhaupt?" Ich bemerke, dass ich gar nicht seinen Namen weiß. "Jude." Ich nicke.

"Einfach nur Jude." wiederholt er.

ANYTIME - JUDE BELLINGHAMWo Geschichten leben. Entdecke jetzt