Kapitel 4. Gepolstert und bequem

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Der Raum war sehr dunkel eingerichtet. Dunkel aber irgendwie modern. An einer Wand stand ein Sofa, das mit einem schwarzen, glänzenden Leder überzogen war. Zwei große Kissen polsterten die Rückenlehne des Sofas. Sie waren ebenfalls mit Leder überzogen, wirkten aber sehr weich und gemütlich. Genau so waren die Armlehnen gestaltet. Auch sie waren mit dem Leder überzogen aber wirkten extrem gut gepolstert und bequem. Das Sofa war gerade lang genug, dass ein Mensch sich darauf hinlegen konnte und seinen Kopf und seine Füße auf den gepolsterten Lehnen ablegen konnte. Wer aber etwas größer war, würde sicherlich darüber hinaus ragen.

Vor dem Sofa stand ein Tisch, auf dem eine Kaffeetasse stand. Sie schien Dr. Antony zu gehören. Daneben stand eine Karaffe mit Wasser und 3 Gläser auf einem silbernen Aluminiumtablett. Unter dem Tisch war eine Taschentücherbox zu sehen. Klar, wo sollte sowas wohl zum Inventar gehören, wenn nicht bei einem Psychologen. Amelie fragte sich, wie schnell es passierte, dass die Patienten hier weinten, wie viele salzige Tränen schon auf das Leder des Sofas getropft waren und wie es ein Psychologe schaffte, mit einfachen Fragen, derartige Gefühlsausbrüche bei Patienten auszulösen. Amelie kriegte etwas Angst. Was würde er fragen? Was würde das in ihr zum Vorschein bringen? Und was würde das auslösen?

Etwas schräg neben dem Sofa stand ein gemütlich aussehender Stuhl, ebenfalls schwarz und gepolstert, aber mit Armlehnen aus hellem Holz. In Anbetracht der dunklen Tapete, waren die Holzlehnen und das Parkett des Fußbodens die einzigen hellen Gegenstände im Raum. aber dennoch wirkte er durch die Lichtspots in den vier Ecken des Raumes nicht düster und bedrückend, sondern irgendwie modern und elegant. Das machte das Zimmer irgendwie gemütlich und einladend.

Auf dem Stuhl lag ein Clipboard, an den ein Stapel karierte Blätter geklemmt waren. An der Halterung des Clipboards klemmte außerdem ein Kugelschreiber. Er sah irgendwie teuer aus und es wirkte, als wäre eine Unterschrift darauf eingraviert. Dr. Antonys Unterschrift, wie Amelie feststellte.

Ansonsten war der Raum leer. Nur das Sofa, der Tisch und der Stuhl standen darin und in den Ecken befanden sich die Licht-Spots. Daher hallte es irgendwie durch den Raum, als Dr. Antony mit tiefer aber ruhiger und klarer Stimme sagte "Leg dich ruhig aufs Sofa, wenn du dich damit wohlfühlst. Du kannst dich aber natürlich auch gerne einfach hinsetzen." Er selbst nahm das Clipboard vom Stuhl und setzte sich hin. Amelie stand noch etwas im Raum und überlegte, wie sie sich auf dem Sofa platzieren sollte. Aber sie fand, dass sie gerne mal ausprobieren würde, wie bequem es sich auf dem Sofa liegt. Und irgendwie gehört das ja auch dazu, wenn man beim Psychologen ist. Sie setzte sich also zunächst hin und legte dann die Beine auf die eine Armlehne und den Kopf auf die andere Armlehne, die sich in Richtung des Stuhls befand. Ist schon irgendwie gemütlich dachte sie.

"Wenn du etwas brauchst, sag mir ruhig Bescheid, ja? Hier unter dem Tisch stehen Taschentücher, falls du sie benötigst." - "Okay, danke" antwortete Amelie leise und noch leicht unsicher. So 100%ig sicher war sie noch nicht und fühlte sich noch nicht wirklich wohl. Schließlich kannte sie ihn nicht und sollte ihm jetzt ihre tiefsten Geheimnisse erzählen. Aber wie sie bereits festgestellt hatte, gab es jetzt kein Zurück mehr. "Möchtest du etwas trinken?" Amelie nickte und Dr. Antony goss ihr ein Glas Wasser ein. Sie war zwar nicht durstig, aber sie dachte, dass sie bestimmt gleich eine Menge erzählen müsste. Also nahm sie direkt einen Schluck und stellte das Glas wieder auf dem Tisch ab. Sie legte ihren Kopf wieder auf die Armlehne, den Blick in Richtung Decke gerichtet.

Ihr Herz begann immer heftiger zu schlagen und sie wusste nicht so recht, wo sie mit ihren Händen hin sollte. Also faltete sie sie vor ihrem Bauch, als würde sie beten. Aber alles andere wäre ihr irgendwie noch komischer vorgekommen. Und so lag sie da und hörte, wie Dr. Antony begann, etwas mit dem teuren Kuli auf seinen karierten Zettel zu schreiben. Hatte er schon irgendetwas an ihr wahrgenommen? Hatte sie irgendwas falsch gemacht? Hat er so schnell schon ein Bild von ihr?

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