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Guten Morgen. Hätte ich gewusst, dass ich dich treffe, hätte ich mir vielleicht etwas anderes angezogen ;)

Ich sehe mir die SMS drei Minuten lang an, bis ich schließlich doch nur die ersten zwei Worte an Mason abschicke. Das ist viel zu flirty. Ich weiß nicht, wo Mason und ich jetzt stehen und ob unser nächstes aufeinandertreffen im Café normal oder unangenehm sein wird. Ich bin mir auch nicht ganz sicher, ob ich die letzte Nacht in irgendeiner Weise bereue nach dem was Joana mir über ihn erzählt hat. Aber ich möchte nicht so ein vorverurteilender Mensch sein und beschließe daher, Mason selbst darauf anzusprechen wenn sich die Gelegenheit jemals ergeben sollte. Andererseits überlege ich, einfach garnichts zu sagen und so zu tun als wüsste ich von den anderen Mädchen nichts. Schließlich will ich auch nicht eifersüchtig wirken. Ich mache mir schon wieder viel zu viele Gedanken. Nachdem ich mich kurz strecke, stehe ich auf, um in das Wohnzimmer zu gehen. Zu meiner Überraschung scheint Joana gestern auf der Couch eingeschlafen zu sein und döst dort immernoch vor sich hin, obwohl die Jalousien nicht zugezogen sind und die Mittagssonne den gesamten Raum erhellt. Ich bleibe kurz stehen und bestaune wie jeden Tag den wundervollen Ausblick. Fast jedes Mal werden meine Augen feucht, wenn mich dieses Gefühl von Dankbarkeit einnimmt. Ich atme langsam aus und beschließe, Joana noch weiter schlafen zu lassen und erstmal zu duschen anstatt zu frühstücken.

Mason und ich schicken uns den ganzen Sonntag über SMS. Ich muss mich bei jeder Nachricht extrem zusammenreißen, nicht unbewusst zu lächeln. Und doch scheint es Joana nicht zu entgehen, dass irgendetwas anders ist. Sie huscht auf den Platz neben mir am Sofa und schielt von der Seite auf mein Handy. Augenrollend packe ich es zur Seite und sehe sie mit einer lustigen Grimasse an. Sie grinst zurück und legt ihren Kopf auf meiner Schulter ab. „Du magst ihn.", sagt sie ruhig. Ich kaue nachdenklich auf der Innenseite meiner Wange herum. „Kann sein", gebe ich schließlich zu. „Dann rede mit ihm.", gibt sie von sich und ich bin kurz erstaunt darüber, dass sie mir die Sache nicht versucht auszureden. Dabei hätte mir klar sein sollen, dass Joana einfach viel zu fair für so ein Verhalten wäre. Sie würde niemals jemanden ohne eine Erklärung beider Seiten verurteilen, da sind wir und zum Glück sehr ähnlich. Ich seufze und lege meinen Kopf auf ihren. „Er muss ja ziemlich gut küssen können wenn er dir so schnell den Kopf verdreht", wirft sie grinsend ein und lockert damit erheblich die Stimmung. „Das tut er", sage ich lachend. „Aber er ist nunmal einer meiner Kunden, ich weiß nicht wie ich in Zukunft damit umgehen soll." Joana sieht mich schief an. „Das spielt jetzt aber noch garkeine Rolle. Du weißt doch noch nichtmal ob es überhaupt eine Zukunft mit euch beiden gibt." Gerade als ich reagieren will, wirft sie hinterher: „So war das nicht gemeint. Aber du kennst ihn noch nicht richtig und denkst gefühlt schon an die nächsten Jahre. Chill, Ava." Sie lächelt mich lieb an und drückt kurz meine Schulter. Ich hasse es wenn sie recht hat. „Aber ich sehe ihn schon morgen wieder. Er kommt jeden Tag in seiner Mittagspause oder Freistunde ins Café." „Würde es dir helfen wenn ich morgen auch vorbeikomme?", schlägt Joana nach kurzem überlegen vor. Sofort breitet sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus, aber ich versuche, Arbeit und Privatleben so gut es geht zu trennen und lehne ihr Angebot daher dankend ab. „Ich schaffe das schon. Vielleicht lege ich meine Pause auf die Zeit, in der er im Café ist und ziehe ihn für ein Gespräch zur Seite." Joana nickt einwilligend. „Super Idee!"
Mein Handy vibriert jetzt schon zum vierten Mal seit ich es beiseite gelegt habe und ich werfe Joana einen Seitenblick zu. „Ich lasse euch beiden schon alleine", winkt sie grinsend ab und steht von der Couch auf, um sich wieder ihrem Laptop auf dem Esstisch zuzuwenden. „Wer feiern kann, kann auch lernen", murmelt sie als sie beginnt, auf ihrem Macbook zu tippen.

Du hast eine wunderschöne Figur, Ava.

Egal ob in Arbeitskleidung oder Pyjama.

Und gut küssen kannst du auch noch.

Mann, hab ich ein Glück ;)

Diesmal schaffe ich es nicht, bei seinen Nachrichten ein Grinsen zu unterdrücken, aber ich bin mir sicher, dass Joana mich in diesem Moment nicht ansieht, also lasse ich es einfach zu. Ich nehme kurz den Blick vom Handybildschirm, weil ich keine Ahnung habe, was man auf solche Nachrichten normalerweise antwortet. Sowas wie 'Danke, du auch' erscheint mir komisch. Plötzlich machen sich meine Finger selbstständig und ich sende folgende Nachricht:

Sagst du das zu jedem Mädchen?

Ich beiße mir gespannt auf die Lippe und bereue sofort, was ich geschrieben habe, weil ich unter keinen Umständen eifersüchtig wirken wollte. Aber der Zug ist hiermit wohl abgefahren.

Nur zu jedem zweiten.

Bei seiner Antwort atme ich erleichtert auf, weil er meine SMS scheinbar ironisch aufgenommen hat und dieser genauso ironisch entgegnet. Selbst falls in seiner Nachricht ein Funken Wahrheit steckt, weckt er immer mehr Neugier in mir, welcher Mason sich hinter dieser Fassade befindet.

𝑯𝑰𝑫𝑫𝑬𝑵 𝑭𝑬𝑬𝑳𝑰𝑵𝑮𝑺Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt