11 | Die in Asche tanzen

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WAS DIE SCHATTEN VERSCHLINGENXI

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WAS DIE SCHATTEN VERSCHLINGEN
XI. Die in Asche tanzen

Sechste bis elfte Nacht

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DER JUNGE TAG BESCHENKTE SIE MIT BLENDENDEM SONNENLICHT UND EINEM FRISCHEN LEICHNAM.

Saskia begrüßte ihn in der Kapelle, nachdem sie die Runen wiederhergestellt hatte, noch bevor der Morgen die höchsten Gipfel des Horizonts berührt hatte. Mit jedem gezeichneten Symbol hörte sie, wie die Kreaturen der Dunkelheit zischten und langsam in die Welt da draußen zurückkrochen, bereuend, dass sie sich entschieden hatten, auf diesem gesegneten Boden ein Zuhause zu finden.

Heute war sie die erste, die sah, wie die Sonne die Glasmalerei erleuchtete. In dem rötlichen Licht wirkte Goldhorns weißes Fell blutig.

Silvan war der zweite.

„Betest du?", fragte er, irgendwie ruhiger, als hätte sich der Rausch der letzten Nacht an seiner eigenen Flamme ausgebrannt, abgekühlt durch die eisige Luft und eine neugeborene Sonne, die die Schatten wieder vertrieb.

Zum ersten Mal konnte Saskia den Mann nicht mehr recht in ihm sehen, der am Markt Jagd auf junge Priesterinnen machte und seine Hände wissentlich in Blut tränkte. Nicht den brutalen Mörder, der er war.

Saskia nickte. „Damit unsere Jagd erfolgreich und sicher wird."

„Wir werden alle Segen der Lichtmutter brauchen." Was auch immer der Fürst als Nächstes sagen wollte, es wurde von einem seiner Männer unterbrochen, der in die Augen von purem Schock erfüllt in die Kapelle stürmte. Genug, um selbst Silvans Verärgerung dahinschmelzen zu lassen.
„Was ist passiert?"

Ein enger Knoten bildete sich in Saskias Kehle. Was konnte Soldaten wie sie derart erschrecken?

„Es ist Vitus ...", antwortete der andere. „Er ..."

Silvan war der erste, der aus der Kapelle stürmte. Dabei vergaß er sogar, ein letztes Gebet an die Lichtmutter zu sprechen.

Vitus wurde im Tod eine Ruhe zuteil, die ihm im Sterben verwehrt geblieben war. In seinem ewigen Schlaf hatte der Winter ihm die letzte Ehre erwiesen und ihm ein Leichentuch aus weichem Schnee und einen Sonnenaufgang geschenkt, der die Eiskristalle auf seinen gefrorenen Wangen wie kleine Diamanten glitzern ließ.

Die Waffen, vollkommen sauber, lagen unberührt neben ihm. In seinen steifen Händen ruhte noch immer das karmesinrote Blatt.
Nicht einmal die Priesterinnen wagten es, ein Gebet zu sprechen, um nicht etwas zu stören, das selbst ihnen zu erhaben war. Stumme Tränen rollten über Philomenas Wangen.

Fürst Anyan hockte sich neben den toten Jungen und als seine Finger Vitus berührten, schien Zorn in Silvans Magen zu schwelen. Es fühlte sich an wie eine Gotteslästerung im Angesicht von etwas Heiligem.

Was die Schatten verschlingenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt