Die Geschichte von Yuka - Buch 1: Wildes Feuer

Kapitel 2: Die Feuerschule

Am nächsten Morgen verließ Yuka früh das Haus. Wohlgenährt nach dem herzhaften Frühstück durchquerte sie den Garten und betrat auf die gepflasterte Straße zur Stadt. Sie trug eine schwarz-rote Weste über einem einfachen Hemd sowie einen braunen Rock. Ihre Haare sind hochgesteckt und ihre große rote Flammenhaarspange thronte über ihrem Kopf. Über ihrer Schulter hing eine kleine braune Tasche aus Leder. Mit müden Augen und einem gemäßigten Gang erreichte sie schnell die Stadt.

In den Straßen herrschte bereits reger Betrieb. Viele Menschen waren unterwegs zum Markt, arbeiteten in ihren Werkstätten und Stadtwachen eilten in leichten Rüstungen und langen Speeren bewaffnet an Yuka vorbei. Sie hörte das Klopfen eines Hammers auf Metall sowie das allgemeine Gemurmel vieler Münder.

Vor einem kleinen Haus blieb Yuka stehen. Sie klopfte an die Tür und ein Mädchen in Yuka's Alter öffnete. Sie war etwas kleiner als sie und ihr weiches, rundes Gesicht zeigte ein leichtes Lächeln.

"Guten Morgen Yuka! Du bist ja früh dran."

Sie hatte ihre Haare mit einem schlichten roten Band hochgebunden und trug die gleiche Kleidung wie Yuka.

"Hallo Ari. Ich wurde sehr früh von einem Komodohahn geweckt. Deshalb dachte ich, wir gehen heute zusammen zur Schule."

Ari's Lächeln weitete sich.

"Das ist eine schöne Überraschung. Warte, ich hole nur schnell meine Tasche."

Mit diesen Worten eilte sie zurück ins Haus und kam mit einer ähnlichen Tasche wie Yuka's wieder.

Zusammen betraten sie den großen Marktplatz von Xuezhou. Viele Menschen wuselten zwischen den bunten Marktständen umher, kauften Ware oder waren unterwegs zu den Werkstätten. Marktschreier und Händler bemühten sich um Aufmerksamkeit, Einer lauter als der Andere:

"Die besten Fische der Südlichen Inseln!"

"Feiner Schmuck aus Yu Dao!"

"Kauft bei mir, ich habe das beste Brot in Xuezhou. Gebacken von Meister Hachiko!"

Die beiden Mädchen durchquerten den Platz so schnell es in der Menschenmenge möglich war. Schon bald bemerkten sie eine kleine Gruppe an jüngeren Kindern, welche die gleiche Uniform wie sie trugen. Die Jungen trugen braune Hosen statt Röcke. Sie unterhielten sich, doch sie sprachen alle durcheinander.

Immer mehr Kinder und Jugendliche schlossen sich aus den Seitengassen an. Schon bald kam ihr Ziel zum Vorschein: Die Feuerschule von Xuezhou, die abgelegen auf einem großen Felsen an der Küste gebaut wurde. Auf dem Schulhof ragte zwischen den Schülern eine gewaltige Statue von Feuerlord Ozai hervor.

An der Statue lehnte lässig ein großer junger Mann. Er ist breit gebaut und trug neben der Schuluniform ein weißes Armband mit den Schriftzeichen für Pausenaufsicht.

Yuka's Herz schlug schneller. Sie spürte das Pochen in ihrem Hals.

"Oh nein! Hoffentlich sieht er mich nicht!", flüsterte sie zu Ari.

Diese schaute ebenfalls besorgt und beide liefen am Rand des Hofes entlang auf die großen Türen zu. Plötzlich ertönt der lauter Gong der großen Schulglocke, die alle Schüler zum Unterricht rief. Plötzlich wurde Yuka unsanft an der Schulter beiseite gerissen und fiel hart auf dem Boden auf.

"Aus dem Weg! Bist du blind?", schimpfte eine raue Stimme mit gehässigen Tonfall. Es war wieder der große Kerl, der eben noch an der Statue gelehnt hatte. Er blickte mit grimmigem Blick in ihre Augen. Dann wandte er sich ab und eilte den Gang entlang. Yuka sah ihm nach und sie spürte, wie sich Wärme in der Bauchregion bildete.

"Was für ein Mistkerl! Alles in Ordnung?", sagte Ari und reichte ihr ihre Hand.

Yuka atmete tief durch, griff die Hand und antwortete beschönigend: "Ja, mir geht es gut."