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Freya

Unser Chemieprojekt war das beste der Klasse und ich rief Onkel Aidan an, um ihm noch einmal für die Idee zu danken. Er sagte mir, wie stolz er auf uns war und als ich auflegte, drehte ich mich zu meinem Bruder, der in meinem Zimmer auf dem Boden lag, die Beine angewinkelt, mit einem Magazin vorm Gesicht. Ich fragte mich, ob Finn sich diese Angewohnheit von ihm abgeschaut hatte.

„Geht es nur mir so, oder weißt du auch nie, was du mit deiner Freizeit anfangen sollst, wenn plötzlich nichts mehr für die Schule zu tun ist?", fragte er mit zusammengezogenen Augenbrauen. Ich warf einen irritierten Blick aus dem Fenster.

„Warum gehst du nicht raus? Die Sonne scheint. Leg dich an den Pool."

„Nein... darauf hab ich keine Lust."

„Dann hol dein Rad aus dem Schuppen und fahr um den Block."

Er seufzte tief und drückte sich das Magazin gegen die Brust. „Weiß nicht... Wir könnten doch zusammen raus."

„Ich hab immer noch Hausarrest."

„Aber Dad und Trish sind nicht da."

„Aber Dee ist da."

Ace verdrehte die Augen. „Dee sagt schon nichts. Vertrau ihr doch mal." Er wandte sich wieder dem Magazin zu.

Neugierig reckte ich den Hals, um von meinem Schreibtischsessel aus etwas sehen zu können. „Was hast du da eigentlich?"

„Eine von Dees Zeitschriften", erwiderte er hochkonzentriert und kreuzte etwas an. Ich entschied, dass es wahrscheinlich besser war, nicht nachzufragen.

„Und was willst du machen?"

„Fühle ich mich auch ohne Make-up selbstbewusst?", murmelte Ace analytisch und zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen.

Was?"

Er winkte ab. „Das ist nur Frage acht. Holen wir uns einen Eiskaffee oder so. Bitte, Freya, ich sterbe vor Langeweile."

„Das sehe ich", erwiderte ich verstört und deutete auf das Magazin.

Mit dem Radiergummi des Stifts an den Lippen sagte er: „Oder wir gehen ins Museum?"

„Ins Museum? Warum willst du ins Museum?"

„Tante Bev hat gesagt, dass es in Fresno seit ein paar Tagen eine Kunstausstellung von einem asiatischen Künstler gibt, der total abgefahrene Sachen macht."

Ich holte tief Atem. Eigentlich war ich kein Fan von Museen. Ich fand sie öde, besonders Kunstmuseen. Aber wenn ich ehrlich war, dann war mir zu Hause auch nicht weniger langweilig. Also schwang ich mich aus dem Stuhl. „Na, schön. Ich kann diese Wände sowieso nicht mehr sehen."

Er setzte sich auf. „Gib mir eine Sekunde, ich muss die Punkte zählen."

„Die Punkte wofür?" Er antwortete nicht, stattdessen glitt die Spitze des Stifts sanft über das Papier und er murmelte Zahlen vor sich hin. Dann kreiste er etwas auf dem Papier ein, überflog ein paar Zeilen und grinste triumphierend und ein wenig selbstironisch.

„Sehr schön, das freut mich!"

„Was freut dich?"

Er reckte das Magazin wie eine Trophäe in die Luft. „Ich bin eine mysteriöse Frau, die jeden Typen um den kleinen Finger wickeln kann." Er grinste mich breit an. „Eine mysteriöse Frau... Ich bin mysteriös!"

„Aber du bist keine Frau!" Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte.

Er schwenkte die Zeitschrift. „Das hier sagt was anderes."

Cold Blood (Band 5)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt