Freya
Ace hatte eine Freundin.
Er hatte sich ein einziges Mal mit diesem Mädchen getroffen, hatte ein Date mit ihm gehabt und jetzt waren die beiden ein Paar. Es war einfach unfassbar. Jede freie Sekunde des Tages verbrachte er an seinem Handy, um mit dieser Hexe zu schreiben, die meinen Bruder in einen liebeskranken Teenager verwandelt hatte. Sogar während des Unterrichts! Ms Mercer hatte ihn letztens dabei erwischt und ihm das Handy abgenommen. Die ganze Stunde über hatte er nervös mit dem Fuß gewippt und auf das Lehrerpult gestarrt, auf dem ab und zu sein Display aufgeleuchtet hatte.
Ich hatte dieses Mädchen noch nie gesehen, aber ich verabscheute es jetzt schon.
Es war Donnerstagnachmittag, alle waren zu Hause und Ace war eben die Treppen heruntergekommen, als sein Handy vibriert hatte. Er war sofort stehen geblieben, hatte nachgesehen und nun stand er seit fünf Minuten mitten im Wohnzimmer herum und tippte wie blöd am Display herum.
„Was schreibt ihr euch denn?", wollte ich leicht angesäuert wissen. Er bemerkte mich nicht einmal. „Hallo? Jemand zu Hause?"
Ace sah auf. „Was?"
„Was hat sie bloß mit dir gemacht?" Ich legte das Buch neben mich auf die Couch, dass unsere Klasse für eine Buchbesprechung in Englisch lesen musste. „Noa ist eine Hexe, gib es zu, sie hat dich verhext!"
„Blödsinn..." Genervt schüttelte er den Kopf und senkte den Blick wieder auf sein Display. Dabei fielen ihm die Locken ins Gesicht.
„Du trägst nicht Mal mehr dein Bandana, seit du mit der Kuh zusammen bist", sagte ich.
„Lass mich in Ruhe, Freya", mahnte er, ohne mich dabei überhaupt anzusehen.
Dee, die an Trishs Flügel saß und an ihrem Stück weiterarbeitete, warf mir einen verstörten Blick zu. Wenn wir auch telepathische Fähigkeiten besessen hätte, dann hätte sie bestimmt so etwas wie: „Ich hole die Mistgabeln und du machst den Scheiterhaufen bereit, dann verbrennen wir dieses Mädchen", gesagt. Oder vielleicht hätte ich das zu ihr gesagt. Dee war viel zu unschuldig für solche Gedanken.
„Gut, das war's", beschloss ich. „Ich mag Ace nicht mehr."
Er verdrehte die Augen. Ich schob die Beine über den Rand der Couch, stand auf, ging mit schnellen Schritten auf Ace zu und zog ihm das Handy aus der Hand.
„Hey, spinnst du, was soll das?!", rief er sauer aus und angelte nach dem Telefon, aber ich hielt es außer Reichweite.
„Ich will nur wissen, wie Noa dich verhext."
„Das ist nicht lustig, Freya." Er begann mich durchs Wohnzimmer zu jagen. Als ich über die Couch kletterte, las ich mit meiner besten Blöde-Kuh-Imitation laut vor.
„Noa: Das klingt sicher super abgedroschen, aber ich habe noch nie jemanden wie dich getroffen. Wie kann ein Mensch nur so perfekt sein? Ich kann dir nicht sagen, wie glücklich ich bin, dich zu haben!"
Als Ace mich abfing und am Arm packte warf ich das Handy in hohem Bogen Dee zu, die vom Flügel aufsprang, es geschickt auffing und zu meiner großen Überraschung den Bildschirm mit zusammengezogenen Augenbrauen neugierig studierte. Ace wollte mich aus dem Weg schubsen und auf Dee zustürzen, aber ich war stärker als er, heftete mich an ihn und versuchte, Dee Zeit zu verschaffen. „Ist ja widerlich!", rief sie aus. „Ace: Das sagst du nur, weil ich dir bei unserem letzten Date-"
„Dad!", brüllte Ace und keine fünf Sekunden später schob Dad panisch die Gartentüre auf und sah sich alarmiert um.
„Was ist los? Ist was passiert?" Hinter ihm tauchte Trish auf und sah mindestens genauso verstört ins Wohnzimmer.
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Cold Blood (Band 5)
Fantasy"Ekelhaft." *** Seit sie alt genug war, zu verstehen, was mit ihrer Mutter geschehen ist, vergeht kein Tag, an dem Freya nicht daran denkt, den Mörder ihrer Mutter ausfindig zu machen und für seine Taten büßen zu lassen. Obwohl seine Schwester eine...