Kapitel 4

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Ich wache auf und blinzle gegen das Licht, das durch die Vorhänge in mein Zimmer fällt. Ein Blick auf den Wecker verrät mir, dass es schon früh am Nachmittag ist. Mit einem tiefen Seufzer setze ich mich auf, und mein Kopf fühlt sich immer noch schwer an von den Gedanken und Gefühlen, die mich vor dem Einschlafen geplagt haben.

Wo ist Stella eigentlich? Ihre Schicht in der Boutique hätte vor zwei Stunden enden sollen. Normalerweise kommt sie direkt nach Hause und wir quatschen ein wenig, bevor wir uns unseren Aufgaben widmen. Ich greife nach meinem Handy und sehe mehrere verpasste Anrufe und Nachrichten von Mateo.

Mein Herz zieht sich zusammen. Ich öffne die Nachrichten und lese:

„Hey Angel, wie geht's dir jetzt?"
„Ruf mich an, wenn du wach bist!"
„Ich habe eine kleine Überraschung für dich. Würde dich gern abholen."

Meine Finger zittern leicht, als ich seine Nummer wähle und an mein Ohr halte. Es klingelt nur einmal, bevor er abhebt.

„Angel! Wie fühlst du dich?" Seine Stimme klingt besorgt, aber auch freudig.

„Es geht mir besser," sage ich und versuche, meine Stimme ruhig zu halten. „Danke, dass du dich um mich kümmerst. Was ist das für eine Überraschung?"

„Das wirst du gleich sehen," antwortet er geheimnisvoll. „Mach dich fertig. Ich hole dich in einer Stunde ab."

„Okay," erwidere ich und lege auf.

Ich springe aus dem Bett und werfe einen schnellen Blick in den Spiegel. Mein Haar ist zerzaust, und ich sehe immer noch müde aus, aber ich beschließe, mich nicht allzu sehr darum zu kümmern. Nach einer schnellen Dusche und einem Wechsel in frische Jeans und ein T-Shirt fühle ich mich schon etwas besser. Ein bisschen Mascara und Lippenbalsam müssen ausreichen.

Mit klopfendem Herzen gehe ich die Treppen hinunter und trete aus dem Wohnheim und biege in Richtung Parkplatz ab, wo Mateo schon gegen sein Auto lehnt und lächelt, als er mich sieht. Er sieht so gut aus mit seinem lockeren Hemd und der entspannten Haltung, dass mein Schuldgefühl noch stärker an mir nagt.

„Hey," sage ich und gehe auf ihn zu.

„Hey," erwidert er und zieht mich in eine Umarmung. „Bereit für deine Überraschung?"

Ich nicke, obwohl ich mich innerlich unruhig fühle. „Ja, ich bin gespannt."

Er öffnet mir die Beifahrertür, und ich steige ein. Die Fahrt verläuft größtenteils schweigend, aber es ist kein unangenehmes Schweigen. Mateo hält meine Hand und streichelt sie sanft mit seinem Daumen.

Nach etwa zwanzig Minuten erreichen wir einen kleinen Park am Stadtrand. Mateo parkt das Auto, und wir steigen aus. Er führt mich zu einem schattigen Platz unter einem großen Baum, wo eine Picknickdecke ausgebreitet ist. Auf der Decke stehen ein paar Kerzen, die im leichten Wind flackern, und ein Korb mit Essen.

„Was ist das?" frage ich überrascht und gerührt.

„Ein kleines Picknick," sagt Mateo mit einem breiten Lächeln. „Ich dachte, du könntest etwas Entspannung gebrauchen."

Meine Augen füllen sich mit Tränen, und ich kämpfe dagegen an. „Mateo, das ist so lieb von dir. Danke."

Er zieht mich sanft auf die Decke, und wir setzen uns. „Ich wollte einfach, dass du weißt, wie viel du mir bedeutest," sagt er leise und sieht mir tief in die Augen.

Die Schuldgefühle drohen, mich zu überwältigen. Ich schlucke schwer und zwinge mich, zu lächeln. „Du bedeutest mir auch sehr viel, Mateo."

Er öffnet den Picknickkorb und beginnt, die Leckereien herauszuholen – Sandwiches, Obst, Käse und eine Flasche Sekt. Wir essen und reden über alles Mögliche, und für einen Moment kann ich die Dunkelheit in meinem Inneren vergessen. Doch tief in meinem Herzen weiß ich, dass ich ihm die Wahrheit irgendwann sagen muss. Aber nicht heute. Heute will ich einfach nur den Moment mit ihm genießen, so schwer das auch fällt.

Nach einer Weile, als der Sonnenuntergang den Himmel in warme Orangetöne taucht, legt Mateo sanft meinen Kopf auf seinen Schoß. Ich schließe die Augen und genieße das Gefühl seiner Finger, die durch mein Haar gleiten. Er nimmt ein Stück Erdbeere und hält es mir an die Lippen. Ich öffne den Mund und beiße hinein, während er mich liebevoll ansieht.

„Angel," beginnt er leise, seine Stimme voller Emotionen. „Es gibt etwas, das ich dir schon lange sagen wollte."

Ich öffne meine Augen und sehe zu ihm auf, mein Herz schlägt schneller. „Was denn?"

Er atmet tief ein und aus, als würde er seine Gedanken ordnen. „Weißt du, wir sind jetzt schon so lange zusammen, und ich habe jede Minute mit dir genossen. Du bist mein Licht in den dunklen Zeiten, mein Anker, wenn alles um mich herum stürmt. Ich bereue keine einzige Sekunde, die ich mit dir verbracht habe."

Meine Augen füllen sich wieder mit Tränen, aber diesmal sind es Tränen der Rührung und des Glücks. „Mateo..."

Er legt einen Finger auf meine Lippen, um mich zum Schweigen zu bringen. „Lass mich ausreden, bitte."

Ich nicke stumm und sehe ihn erwartungsvoll an.

„Angel," fährt er fort, „ich liebe dich mehr, als Worte es ausdrücken können. Du bist nicht nur meine Freundin, du bist mein bester Freund, meine Vertraute, meine Seelenverwandte. Ich kann mir ein Leben ohne dich nicht vorstellen, und ich will es auch nicht."

Er beugt sich zu mir herunter, und ich spüre seinen Atem auf meiner Haut. „Deshalb will ich dir das hier geben," sagt er und zieht eine kleine Schachtel aus seiner Tasche. Mein Atem stockt, als er sie öffnet und einen schlichten, aber wunderschönen Ring enthüllt.

„Es ist kein Verlobungsring," sagt er schnell, als er mein erstauntes Gesicht sieht. „Noch nicht, jedenfalls. Aber es ist ein Versprechen. Ein Versprechen, dass ich immer für dich da sein werde, dass ich dich immer lieben und ehren werde, egal was passiert."

Ich bin sprachlos. Die Tränen fließen jetzt frei über meine Wangen, und ich kann nur nicken. Mateo nimmt den Ring und schiebt ihn sanft auf meinen Finger.

„Ich liebe dich, Angel," sagt er, und seine Augen strahlen vor Liebe und Zärtlichkeit. „Mehr als alles andere auf dieser Welt."

Bevor ich etwas sagen kann, beugt er sich weiter herunter und küsst mich leidenschaftlich. Sein Kuss ist voller Wärme, Zärtlichkeit und unendlicher Liebe, und ich fühle, wie meine Zweifel und Schuldgefühle für einen Moment verblassen. In diesem Augenblick gibt es nur uns beide und die Liebe, die wir füreinander empfinden.

Als der Kuss endet, bleibt Mateo mit seiner Stirn an meiner ruhen, und wir atmen gemeinsam tief ein und aus. „Ich liebe dich auch, Mateo," flüstere ich schließlich. „Mehr als ich je ausdrücken könnte."

Verbotene Frucht | GERWo Geschichten leben. Entdecke jetzt