Kapitel 7

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Professor Jefferson beginnt seinen Unterricht mit einer Übersicht über das Semester. „Wir werden uns in diesem Kurs auf die Entwicklung der englischen Literatur von der Renaissance bis zur Moderne konzentrieren," erklärt er, während er an der Tafel eine grobe Zeitleiste skizziert.

„Wir werden mit Shakespeare und den Elizabethanern beginnen," fährt er fort. „Dann arbeiten wir uns durch die Metaphysical Poets, die Romantiker, die Viktorianer und schließlich bis zu den Modernisten wie T.S. Eliot und Virginia Woolf vor. Jede Epoche hat ihre eigenen Merkmale und Themen, die wir im Detail untersuchen werden."

Ich versuche, mich auf seine Worte zu konzentrieren und alles mitzuschreiben, aber mein Blick wandert immer wieder zu ihm. Ich kann einfach nicht fassen, dass der Mann, der uns Drinks spendiert hat, und mit dem ich Sex hatte, jetzt mein Professor ist. Ich fühle mich unbehaglich und schuldig, als ob ich ein Geheimnis vor der gesamten Klasse hätte.

Neben mir sind Stella und Mateo tief in den Unterricht vertieft. Mateo notiert eifrig, was Professor Jefferson sagt, und Stella hat ein nachdenkliches Lächeln auf den Lippen, während sie den Professor beobachtet. Sie scheint die Ironie der Situation zu genießen.

Professor Jefferson teilt uns schließlich unsere erste Lektüre zu. „Für die nächste Woche lesen Sie bitte Shakespeares ‚Hamlet', Akte 1 und 2," sagt er. „Wir werden die Themen von Macht, Rache und Wahnsinn diskutieren. Denken Sie darüber nach, wie diese Themen in den Text eingebettet sind und welche literarischen Techniken Shakespeare verwendet, um sie zu vermitteln."

Ich schreibe die Aufgabe auf und versuche, mich auf die kommenden Diskussionen zu freuen. ‚Hamlet' ist eines meiner Lieblingsstücke, und ich hoffe, dass die Analyse helfen wird, meine Gedanken von der unangenehmen Situation abzulenken.

Als die Vorlesung endet, spüre ich, wie ein Gewicht von meinen Schultern fällt. Professor Jefferson verabschiedet die Klasse und beginnt, seine Unterlagen zusammenzupacken. Ich versuche, schnell den Raum zu verlassen, aber Mateo und Stella halten mich auf.

„Das war doch gar nicht so schlimm, oder?" fragt Mateo, während wir unsere Sachen zusammenpacken.

„Naja," sagt Stella mit einem schelmischen Grinsen, „es könnte schlimmer sein. Immerhin ist er ziemlich attraktiv."

Ich erröte und werfe ihr einen warnenden Blick zu. „Mach es nicht noch komplizierter."

Mateo lacht und legt einen Arm um meine Schulter. „Mach dir keine Sorgen, Angel. Konzentriere dich einfach auf die Literatur."

Ich nicke und versuche, mich zu beruhigen. „Ja, du hast ja leicht reden. Du warst ja auch nicht dabei."

Als wir den Raum verlassen, werfe ich einen letzten Blick auf Professor Jefferson. Er scheint in seine Papiere vertieft zu sein und bemerkt unseren Aufbruch nicht. Ich atme tief durch und beschließe, mein Bestes zu geben, um mich auf den Kurs zu konzentrieren und die ungewöhnlichen Umstände zu vergessen.

Als wir den Vorlesungssaal verlassen, schlägt Mateo vor, in die Cafeteria zu gehen. „Ich könnte wirklich einen Kaffee gebrauchen," sagt er und streckt sich. „Und vielleicht etwas zu essen. Wie sieht's bei euch aus?"

Stella nickt begeistert. „Klingt nach einer guten Idee. Lass uns gehen."

Ich folge ihnen, obwohl meine Gedanken noch immer bei Professor Jefferson hängen. Die Cafeteria ist wie immer belebt, aber wir finden schnell einen freien Tisch in einer Ecke und bestellen Kaffee und ein paar Snacks.

„Also, was haltet ihr von der ersten Vorlesung?" fragt Stella, während sie in ihrem Cappuccino rührt.

Mateo nimmt einen großen Schluck von seinem schwarzen Kaffee und nickt anerkennend. „Ich finde, er hat einen guten Start hingelegt. Er scheint wirklich zu wissen, wovon er spricht."

Ich lächle schwach und nippe an meinem Kaffee, aber meine Gedanken sind noch immer bei der Überraschung, die mich heute Morgen getroffen hat. Mateo bemerkt meine Zerstreutheit und hebt eine Augenbraue. „Alles okay, Angel? Du wirkst irgendwie abwesend."

Ich seufze und setze mich aufrechter hin. „Es ist nur... naja, es ist einfach seltsam, Professor Jefferson heute Morgen zu sehen. Ich kann nicht glauben, dass er der Typ von der Party ist."

Stella lacht leise. „Ja, das ist schon ein bisschen verrückt. Aber hey, das macht das Semester nur noch interessanter, oder?"

Mateo schüttelt den Kopf und lächelt. „Mach dir keine Sorgen, Angel. Er hat sich professionell verhalten, und das solltest du auch. Es wird schon alles gut."

Ich nicke und nehme mir vor, mich wirklich auf den Kurs zu konzentrieren. „Ihr habt recht. Ich werde mein Bestes geben."

Wir verbringen die nächsten Minuten damit, über den Kursplan und die bevorstehenden Aufgaben zu sprechen. Stella ist besonders begeistert von den Romantikern und freut sich darauf, Gedichte von William Wordsworth und Samuel Taylor Coleridge zu lesen. Mateo hingegen kann es kaum erwarten, zu den Modernisten zu kommen, besonders zu T.S. Eliot, dessen komplexe und oft rätselhafte Werke ihn schon immer fasziniert haben.

Ich höre ihnen zu und merke, dass ich mich langsam beruhige. Vielleicht wird dieses Semester doch nicht so schlimm. Immerhin habe ich gute Freunde und interessante Themen, auf die ich mich konzentrieren kann.

Als wir unsere Snacks beendet haben und uns bereit machen, den Tisch zu verlassen, fühle ich mich etwas besser. Wir beschließen, uns später am Abend in der Bibliothek zu treffen, um mit der Lektüre von ‚Hamlet' zu beginnen.

Verbotene Frucht | GERWo Geschichten leben. Entdecke jetzt