Lily
Rückblick - 2 Jahre vorher
Lautes Piepsen unterbricht meinen hektischen, sehr unruhigen Traum, in dem ich vor den Verfolgern davongerannt bin. Langsam öffnete ich die durch Tränen verklebten Augen. Grelles Licht leuchtete blendend auf mich herab, sodass ich die rechte Hand vor das Gesicht halten musste. Stöhnend rieb ich mir mit der linken die Augen, damit ich besser sehen konnte.
"Wo... wo bin ich?", fragte ich müde, verwirrt und erschrak vor mir selbst. Meine Stimme war kratzig und ziemlich trocken. So, als hätte ich schon seit geraumer Zeit nichts mehr getrunken. Ich griff mir an den Hals. Meine Lippen waren spröde und rissig. Blinzelnd huschten meine Augen durch das Zimmer, in dem ich mich befand. Doch ich konnte nichts sehen, denn ohne meine Brille war alles in einem dichten Nebel verschleiert.
"Hier", sagte eine mir noch unbekannte Stimme und reichte sogleich das gesuchte Objekt. Wirsch setzte ich die Brille auf meine Nase und wollte nicht glauben, was ich nun sah.
Ich war in einem Krankenhaus. Aber warum? Und wie war ich hier überhaupt hergekommen?
Irritiert schaute ich an mir herunter. In weiße sterile Kleidung und in eine ebenso weiße Bettdecke gekuschelt, war ich an eine große EKG-Maschine verkabelt, die sekündlich meine Werte überprüfte. Gerade sprang die Parameter-Kurve meines Herzschlages erstaunlich weit in die Höhe. Ich spürte, wie mein Herz vor Angst immer schneller raste. Nicht schon wieder...
Eine Hand, die mir wie aus dem Nichts erschien, legte sich sanft auf meine Schulter. Ich zuckte erschrocken zurück. Ich wollte nicht berührt werden!"Entschuldige, dass habe ich nicht gut überdacht", sagte die Stimme, die ich nicht kannte, ein erneutes Mal. Zögerlicher als zuvor.
Mit zusammengezogenen Augenbrauen drehte ich mich zu der Stimme um. Ein Mann, etwa um die vierzig, saß in einem blauen Kittel vor mir, ein Brett inklusive Stift in der Hand haltend.
"Hallo Lily, schön das du wieder wach und bei uns bist. Du hast für eine sehr lange Zeit geschlafen", begrüßte er mich mit betont ruhiger, langsam sprechender Stimme. Ich schluckte und blinzelte mehrere Male. Was genau wollte er ausgerechnet von mir?
Sofort griff der Mann nach einem Glas Wasser und reichte es mir. Bevor ich michs versah, trank ich es in einem Zug leer. Mein Bauch fühlte sich sogleich viel voller an. Den starken Hunger bemerkte ich erst jetzt. Ein wohliges Seufzen entwisch meinen Lippen. Mein Hals fühlte sich nun nicht mehr wie ein Blatt Schmiergelpapier an, welches zum Abschleifen einer alten Kommode verwendet wurde.
"Wer sind Sie und was mache ich ausgerechnet hier, in einem Krankenhaus? Bin ich in einen Unfall verwickelt gewesen?", fragte ich besorgt und hob automatisch beide Beine und Arme hoch. Nein, diese Körperteile fühlten sich komplett normal an; nichts war gebrochen oder geschient.
Der Mann schaute mich mit einem leicht traurigen Gesichtsausdruck an. Er schien zu überlegen, wie er am Besten anfangen sollte.
"Lily...", begann er und blickte auf seinen Zettel auf dem Klemmbrett. Dabei wippte sein rechtes Bein ununterbrochen auf und ab. Auf und ab. Er machte mich mit dieser Bewegung wahnsinnig. Doch ich fand die Lraft nicht, etwas dagegen zu sagen. Also ließ ich ihn einfach weitermachen.
"Ja?", fragte ich ungeduldig. Mein Herzschlag erhöhte sich weiter, irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht. Gewaltig lief hier etwas schief.
"Du bist hier, weil... weil du einen Kreislaufzusammenbruch hattest. Meine Kollegen haben dich bewusstlos in einem Waldstück aufgefunden...", fing er an zu berichten und in meinem Kopf bildeten setzten sich Szenen zusammen. Erinnerungsstücke, die aus allen Teilen meines Gehirnes erschienen und Stück für Stück ein Bild ergaben. Eines, welches mir überhaupt nicht gefallen wollte. Es erschreckte mich; ließ mich fürchten...
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Don't Trust Nobody
Mystery / ThrillerDont Trust Nobody - Wenn die Vergangenheit dich nicht loslassen will TW: Mord, PTBS, Albträume Lange hat Lily dafür gekämpft, nach einem dramatischen Überfall vor zwei Jahren wieder die zu sein, die sie einmal war. Trotz Therapie fällt es ihr noch...