Kapitel 7

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Lily

Zuerst wollte ich Smilla nicht glauben, dass sie uns als erstes Date einen Töpferkurs vorgeschlagen hatte. Ich war nicht nur bei Zimmerpflanzen mit zwei linken Händen ausgestattet oder mit Beinen, die sich plötzlich ineinander verhakten und dafür sorgten, dass ich die Treppe mit meinen Knien küsste - erst gestern war mir das wieder passiert - sondern ich hatte auch ein Faible dafür, zerbrechliche Dinge in tausend Einzelteile zerbersten zu lassen. Im Töpferkurs war ich also mit hundertprozentiger Sicherheit der wortwörtliche Elefant im Porzellanladen.

"Niemals", meinte ich also und schüttelte den Kopf so kräftig, dass meine Flechtfrisur ihre Festigkeit verlor, als mir Smilla eine Buchungsbestätigung für zwei Personen auf ihrem Handy entgegen streckte.

"Du bist doch verrückt. Außerdem; wieso muss es ausgerechnet ein Töpferkurs sein? Hätten wir uns nicht einfach im Park treffen können? Dort gibt es bestimmt einsame Parkbänke die sich darüber freuen, von zwei Personen Gesellschaft zu bekommen. Vielleicht findet Lucas solche Sachen total langweilig und denkt sich dann seinen Teil...", sagte ich und stöhnte am Ende verzweifelt auf.

Smilla winkte ab. 

"Lucas wird hier gar nichts langweilig finden. Ihr seid beschäftigt, könnt euch unterhalten... und du kannst seine Fingerfertigkeit testen, wenn du verstehst was ich meine", sagte die Braunhaarige und zwinkerte mir zu.

"Gott!", stöhnte ich noch lauter auf und schlug mir beide Hände vor das Gesicht. Jammernd atmete ich ein und aus.

"Warum, Smilla. Warum denkst du nur an solche Dinge?"

"Weiß nicht, vielleicht hat es für dich ja irgendwann einen nutzen."

Sie zuckte mit den Schultern, steckte ihr Handy wieder in die Schürze und machte sich daran, einen Kaffee zuzubereiten. Carlos war in der Zwischenzeit damit beschäftigt gewesen, die Kunden zu bedienen und ihnen mit seiner charmanten Art den Kopf zu verdrehen. Als er damit fertig war, kehrte er wieder zu Smilla und mir zurück; die Arme, nachdem er das leere Tablett auf den Tresen gelegt hatte, in die Hüften gestemmt.

"Darf ich mitreden?", fragte er neugierig und ich sah, wie seine Augen zwischen uns hin und her hüpften.

"Ich hab Lily nur gerade eben erzählt, was sie zu ihrem ersten Date mit Lucas machen wird", klärte Smilla ihn auf und putzte den Kopf von Hugo sauber. Der fertige Kaffee dampfte mit feinen hellen Schwaden in einer weißen Porzellantasse vor sich hin und verbreiteten den herben Duft, den die Bohnen nach dem Vorgang verbreiteten. Mein Magen, der seit unserem Frühstück vor vier Stunden nichts mehr zu Essen gesehen hatte, grummelte protestierend.

Automatisch ließ ich meine Hände zu meinem Bauch wandern.

"Da hat wohl jemand Hunger", stellte Carlos fest, drehte sich zur Theke um und holte meinen geliebten Erdbeerkuchen hervor. Serviert auf einem Teller, streckte er ihn mir entgegen.

"Für den kleinen Appetit", sagte er und lächelte mich an.

"Das kannst du doch nicht machen! Wenn das Siri sieht, kannst du dir gleich eine neue Arbeit suchen!", sagte ich entsetzt und weigerte mich, den Kuchen anzunehmen. 

"Ach, mach dir darüber keine Sorgen. Siri ist heute nicht da, wir rocken zu dritt das Café und bringen genug Umsatz rein. Da wird ihr dieses eine Stück ganz bestimmt nicht auffallen. Außerdem wäre sie ohne uns ziemlich aufgeschmissen. Dann könnte die gute Frau nämlich nicht zu ihrer Freundin nach Valdemarso fahren", sagte Carlos und hörte nicht auf, mir den Teller entgegen zu strecken. 

"Du weißt, dass du den Kuchen willst. Und der weißt, das du ihn willst. Also nimm und iss. Ich will dich nicht hinter dem Tresen aufkehren, nur weil du mir in diesem Laden verhungert bist."

Don't Trust NobodyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt