Alptraum

198 11 1
                                    

Es waren wieder einige Tage vergangen, als ich eines Nachts auf dem Dach des Hotels saß. Es regnete in Strömen, doch das interessierte mich nicht, ich begrüßte es gerade zu. Ich hatte seit langem mal wieder einen Alptraum, oder wohl eher den Alptraum. Es war eher eine Erinnerung aus meinem alten Leben, die mich heimsuchte, seit ich in der Hölle war. 

Ich hatte echt gehofft, dass es endlich aufgehört hatte seit ich bei Alastor schlief, doch mein Kopf schien zu wissen, dass er heute eine Extra lange Sendung gab, weswegen ich alleine im Zimmer war, als ich vorhin schweißgebadet in seinem Bett wach wurde. Die Geräusche aus dem Sumpf-Teils des Zimmers beruhigten mich sonst eigentlich, doch dieses mal schienen sie meine Panik zu verstärken, da sie so vertraut klangen, wie die Geräusche im Traum.

Ich bekam kaum Luft und auch das rationelle Denken fiel mir schwer. Also hatte ich nicht lange darüber nachgedacht und war nach oben zum Dach gelaufen um frische Luft zu bekommen. Da es Mitten in der Nacht war, wollte ich niemanden wecken.

Und nun saß ich hier auf der kleinen Mauer, die den Rand des Daches einfasste, und sah hinunter auf die schwachen Lichter der Stadt, die durch den Regenschleier kaum bis zu mir nach oben gelangten. Gekleidet war ich nur in das Nachthemd, welches mir Alastor gezaubert hatte, weswegen ich schon nach wenigen Sekunden bis auf die Knochen nass war und zitterte aufgrund der Kälte, die in dieser Nacht herrschte.

Doch all das interessierte mich nicht. Ich versuchte vergebens die Bilder dieses vermaledeiten Traums aus meinem Kopf zu verbannen, während mir ungehindert Tränen über die Wange liefen. Alastor konnte mir zwar helfen, dass ich mich nicht mehr unkontrolliert verwandelte, doch diesen Schmerz würde er mir nie nehmen können.

Wobei nein, es war kein Schmerz, vielmehr Angst. Ich hatte Angst vor mir und dem Monster in mir. Vor meinem Tod lebten mein Wolf und ich in Einklang, doch seit der Fluch auf mir lag, schienen wir um die Vorherrschaft zu kämpfen und auch wenn ich mich nicht mehr verwandelte hatte ich das Gefühl, der Wolf würde irgendwann gewinnen.

"Solltest du nicht schlafen kleine Wölfin?"

Ich zuckte heftig zusammen, als ich wenige Meter hinter mir Alastor's Stimme vernahm, dennoch drehte ich mich nicht um und antwortete auch nicht, da ich noch immer nicht mein Schluchzen in Griff bekam.

Als der Dämon näher trat, bemerkte er, in welcher seelischen Verfassung ich mich befand und ehe ich mich versah, stand er hinter mir und hatte seine Arme um mich gelegt. Zunächst überraschte mich diese Geste, doch dann war ich einfach froh, dass jemand da war, weswegen ich mich etwas zur Seite drehte und mein Gesicht in seine Brust vergrub, während ich meinen Arme um seinen Oberkörper legte.

Ich spürte, wie sich der Dämon etwas versteifte, da es für ihn scheinbar noch immer ungewohnt war, solche Gesten der Fürsorge zu geben, doch dann spürte ich, wie er mir tröstend durchs Haar strich und mir beruhigende Worte zusprach.

Alastor wartete, bis mein Schluchzen verklungen war, ehe er mich fast schon behutsam fragte, was los war. Ich kniff die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf, da ich nicht darüber reden wollte, doch der Mann wäre nicht der Radio Dämon, wenn er sich so leicht abschütteln lassen würde.

Somit spürte er, wie er sich leicht von mir löste und mein Kinn anhob, sodass ich gezwungen war in seine Augen zu blicken, die leicht zusammengekniffen waren.

"Versuch Nummer zwei kleine Wölfin, es wäre ratsam, es mir gleich zu sagen. Irgendwas ist los, also, ich höre?"

Ich versuchte den Blick abzuwenden, doch sein Griff verstärkte sich, sodass ich mich fast wie in einem Schraubstock fühlte. Währenddessen ruhte seine andere Hand auf meiner Schulter und verhinderte, dass ich zurückweichen konnte, was eh nicht ratsam war, da ich ja immer noch auf der Mauer am Rande des Dachs saß. Meine Ohren legten sich wieder an, während mein Schweif nervös zuckte.

"A...Alptraum.", brachte ich flüsternd über die Lippen, doch seine gespitzten Ohren hörten es, trotz des tosenden Regensturms um uns herum. In diesem Moment fiel mir auch auf, dass er nicht nass wurde. Scheinbar hatte er einen magischen Schutz um sich gelegt.

"Magst du mir davon erzählen?", fragte er, nachdem er mich kurz musterte um herauszufinden, ob ich log. Ich schüttelte den Kopf. Es war nicht so, dass ich es nicht wollte, ich konnte einfach nicht. 

"Na schön. Plan B. Aber dafür sollten wir an einen gemütlicheren Ort gehen kleine Wölfin. Ich will ja nicht, dass du krank wirst."

Damit hob er mich wieder im Brautstil hoch und verschwand mit mir in einem seiner Schatten. Wir kamen in seinem Zimmer wieder raus und um selben Moment spürte ich, wie seine Magie über meinen Körper huschte, sodass ich komplett trocken war und nun einen gemütlichen Pullover trug, eine dunkle Leggins und Kuschelsocken.

Ehe ich mich versah saß ich neben Alastor auf dem Bett, unsere Rücken an das Kopfteil gelehnt und sein Arm mit festem Griff um meine Hüfte, damit ich nicht mal darüber nachdachte, abzuhauen.

"Da du es mir nicht erzählst, werden wir es uns mal beide zusammen ansehen, hm? Und jetzt halt kurz still, das wird sich jetzt vermutlich etwas weh tun, aber ich muss zuerst in deinem Kopf nach dem Traum suchen."

Verwirrt sah ich zu ihm auf, da ich keine Ahnung hatte, was er damit meinte, doch dann legte er seine Hand an die Seite meines Kopfes und ich hatte keine Chance mehr irgendwie zu reagieren, als ein stechender Schmerz durch meinen Kopf schoss. Im selben Moment wurde mir von einer Schattenranke der Holzstab zwischen die Zähne geschoben, sodass ich darauf beißen konnte, bis es nach einigen Sekunden zum Glück vorbei war.

Als Alastor seine Hand wieder weg nahm, hielt er eine silbrig leuchtende Kugel in der Hand, die kurz darauf vor uns in der Luft schwebte und anwuchs und die Form veränderte, dass sie nun eher eine ovale Scheibe war, welche zwei mal so groß wie mein Kopf war.

Dann bildeten sich Schatten auf der silbrigen Oberfläche, die sich allmählich zu einem Bild zusammensetzten, einem Bild, dass mir leider allzu vertraut war. 

"Dann wollen wir doch mal kleine Wölfin, hm?", war das letzte was Alastor sagte, nachdem er den Holzstab aus meinem Mund genommen hatte, ehe er schnipste und das Bild anfing sich zu bewegen.

The Monster inside of me (Hazbin Hotel ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt