Deal

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Schon seitdem ich damals in der Hölle erwachte, hatte ich mir geschworen, niemals, wirklich niemals einen Deal mit einem Höllenbaron einzugehen, denn auch wenn ich durch den Fluch bereits genug geknechtet war, so gehörte ich dennoch mir. Ich war nicht frei, das nicht wirklich, doch wusste ich, dass mein Leben wesentlich schlimmer sein könnte hier unten.

Als mich dann Charlie und Vaggie gefunden hatten und mir ein Zuhause, eine Perspektive, gegeben hatten, hatte ich eine Zeitlang noch nicht mal darüber nachgedacht, mit irgendwem einen Deal einzugehen. Ich war einfach nur froh, nicht mehr allein zu sein, konnte mich wegsperren, wenn das Monster in mir herausbrach und bekam regelmäßig essen. 

Die tiefen Wunden, die dieser Fluch auf meiner Seele und meinem Körper hinterlassen hatte, verheilten langsam, und auch wenn immer wieder Neue dazu kamen, so war es nie so schlimm, wie damals und ich hatte gedacht, dass ich das Schlimmste überstanden hatte. Das ich vielleicht endlich erlöst werden könnte von dieser Last. 

Doch nun lag ich hier in diesem Kerkerraum, angekettet wie Hund, übersät von Biss- und Kratzspuren und verlor immer weiter meinen Willen weiter zu kämpfen. Ich lag dort in Embryo Stellung und wimmerte immer mal wieder, wenn ein Knochen brach und sich neu zusammensetzte, während mir ungehemmt Tränen über die Wangen rannten. 

Alle paar Stunden kam Vox zu mir, doch bisher konnte ich noch Widerstand leisten, was ihn scheinbar immer wütender machte, da ich beim letzten Mal wieder einen starken Stromschlag abbekommen hatte, der meinen Körper betäubte, sodass ich erst nach ein paar Minuten die Schmerzen der nächsten Verwandlung spürte.

Vergeblich nach Halt suchend kratzten meine krallenartigen Nägel über den rauen Betonboden meiner Zelle, als sich mein linkes Schlüsselbein fertig zusammensetzte. Ich wollte nicht mehr, ich konnte nicht mehr. Mein Gefühl für Zeit hatte ich völlig verloren. Wie lange mochte ich schon hier sein, Tage oder schon Wochen? Ich war mir sicher, dass die anderen bereits nach mir suchten, doch hatte ich keine Ahnung ob sie mich hier finden würden, wo auch immer hier war, denn ich war mir sicher, dass Vox nicht so dumm war, mich im Keller des V-Towers gefangen zu halten. 

Mein Herzschlag setzte einen Schlag aus, als ich ein Geräusch hörte. Ein neues Geräusch, dass die monotone Stille hier unten durchbrach. Es waren Schreie, schmerzerfüllte, leidvolle Schreie und dieses Mal kamen sie nicht von mir, sondern scheinbar von den beiden Wachposten, die vor meiner Tür standen, falls der unwahrscheinliche Fall eintreten würde und ich es doch irgendwie schaffen würde zu fliehen.

Nachdem wieder Stille eintrat flammte ein Schmerz in meiner Brust auf, als sich einige Rippen an ihren Platz begaben. Somit bekam ich nur nebenbei mit, wie die Tür aufgeschlossen wurde und, da ich keine Kraft hatte hoch zu sehen, dachte ich, dass es Vox war, da ich nur die Silhouette von Füßen vor mir sah. Währe ich bei klarem Verstand gewesen hätte mir eigentlich klar sein sollen, dass es nicht Vox sein konnte, denn warum sollte er seine Wachposten töten?

Doch ich war nicht bei klarem Verstand und versuchte das Einzige, was mir zumindest ein kleines Bisschen das Gefühl von Sicherheit bot: Ich kugelte mich zusammen, machte mich so klein wie möglich, während mir einige Schluchzer entkamen. 

Als die Person vor mir zum stehen kam, hörte ich das leichte, statische Knistern, was in der Luft lag, welches sich erhöhte, als er sich zu mir kniete. Meine Augen weiteten sich leicht, während meine Ohren zuckten.

Alastor. Er hatte mich gefunden.

"Schönen guten Abend kleine Wölfin. Hier hast du also die letzten vier Tage gesteckt. Wir haben uns alles Sorgen um dich gemacht. Ich hab doch gleich gesagt, dass es keine gute Idee ist, wenn du das Hotel verlässt, hättest du mal auf mich gehört, hm?"

Ein weiterer Schluchzer entkam mir, als mein rechter Fußknöchel an seinen Platz sprang und ich endlich diese Verwandlung überstanden hatte. Im selben Moment spürte ich, wie Alastor tröstend durch mein Haar strich und ich sammelte all meine verbleibende Kraft zusammen und sah zu ihm auf. Er lächelte wie eh und je, doch wusste ich dieses mal nicht, welche Emotion man in seinen Augen ablesen konnte. Doch das brauchte ich gar nicht, da er bereits weiter sprach.

"Aww. Armes kleines Ding, hm? Ist ja gut. Bald ist es vorbei. Um nochmal auf mein Angebot zurück zu kommen: Wie wäre es, wenn ich den Einsatz erhöhe. Ich sorge dafür, dass du dich nicht mehr jede Nacht verwandelst und ich helfe dir hier raus. Na? Klingt doch fair, oder kleine Wölfin?"

Ich biss die Zähne zusammen. Dieser Wic****hser. War klar, dass er diese Situation ausnützen würde. Wie schon gesagt hatte ich mir geschworen, niemals solch einen Deal einzugehen, doch nach all diesen Stunden war mein Widerstand gebrochen. Ich wollte einfach, dass es aufhörte, komme was da wollte.

"Deal.", hauchte ich kraftlos, während ich zitternd meine Hand ausstreckte. Dieses Mal wusste ich, was man seinen Augen ablesen konnte: Triumph. Sein Grinsen erweiterte sich, ehe er meine Hand ergriff. Kurz darauf explodierten um uns herum grünleuchtende Voodoo Symbole und der ganze Raum wackelte kurz, als würde er von einem Erdbeben erfasst werden. Im selben Moment spürte ich, dass sich eine unsichtbare Kette um meinen Hals legte, während Alastor im selben Moment schnipste und sich Vox's Halsband löste. Außerdem erschien ein Vertrag vor mir, denn ich mit zitternder Hand unterschrieb, ehe er sich wieder in Luft auflöste.

"Braves Mädchen. Nach komm. Lass uns nach Hause gehen. Ich glaube, wenn du noch länger weg bleibst werden Vaggie und Charlie noch die ganze Stadt Stein für Stein auseinander nehmen, bis sie dich gefunden haben."

Ein amüsierten Kichern entkam dem Hirschdämon, während er jeweils einen Arm unter meine Knie und einen unter meine Schulter legte und mit mir aufstand, sodass ich im Braut-Stil in seinen Armen lag. Mein Kopf sackte kraftlos auf seine Schulter, während mir ein Wimmern entkam, da durch die Bewegung ein glühend heißer Schmerz durch meinen Körper schoss.

"Shhh. Alles gut. Du hast es Geschafft kleine Wölfin. Ich bin stolz auf dich, dass du so lange durchgehalten hast. Das beweist nur, wie stark du bist. Wobei du das alles eigentlich hättest sparen können, wenn du mir früher deine Seele gegeben hättest, findest du nicht?"

Ein finsteres Lachen entkam ihm, während er mit mir in seine Schatten trat und wir kurz darauf in seinem Zimmer auftauchten. Da hier viel mehr Licht war, kniff ich die Augen zusammen, während ich leidend grummelte. Ich spürte wie ich auf dem Bett abgelegt wurde, ehe kurz darauf sich die Matratze neben mir senkte und er mich an sich heranzog, sodass mein Kopf wieder auf seiner Brust lag.

Und dann kam es über mich. All der Schmerz der letzten Stunden schien mit einem Mal hinaus zu wollten, weswegen ich mich Halt suchend an ihn klammerte und herzzerreißend schluchzte. Ich spürte, wie er mich enger an sich drückte und mir beruhigend über meinen Kopf strich. 

Im selben Moment spürte ich wieder seine Magie, die sich mit meiner Erschöpfung vermischte und ich langsam in dem Schlaf glitt. 

The Monster inside of me (Hazbin Hotel ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt