Katzenpfoten ~ Kurzgeschichte

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Katzenpfoten

Allein striff ich durch den Wald. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, aber wenn ich genau darüber nachdachte, sollte ich vielleicht jagen gehen, denn mein Magen knurrte ununterbrochen. Seufzend lief ich weiter, bis ich zu einem Fluss kam. Aufmerksam schaute ich ins Wasser und sah mein Spiegelbild. Es war immer noch nicht leicht, mich selbst zu betrachten, da es ungewohnt war. Ich schüttelte kurz meinen Kopf und konzentrierte mich wieder auf die silbernen Fische im Wasser. Als einer nahe der Oberfläche schwamm, schnellte ich nach vorne und beförderte ihn neben mich ins Gras. Er zappelte noch etwas, was ich mit einem Biss hinter den Kiemen beendete.

Vielleicht sollte ich erst einmal was zu mir sagen: Ich bin Timon, oder auch einfach nur Tim. Ich lebte gut. Ich hatte gerade mein Studium abgeschlossen, ich hatte tolle Freunde und für mich ganz wichtig: eine tolle Familie. Mein Leben verlief großartig, bis zu einem bestimmten Tag. Ich war gerade mit dem Auto unterwegs als plötzlich vor mir dieser Geisterfahrer auftauchte. Ich hatte keine Chance auszuweichen und wir prallten zusammen, mitten im Wald, wo uns keiner finden würde ich klemmte schwer verletzt in meinem Wagen fest und konnte mich nicht bewegen. Langsam begann mein Sichtfeld sich zu verdunkeln. Kurz bevor ich starb tauchte plötzlich diese Katze neben mir auf. Zögerlich hatte ich eine Hand nach ihr ausgestreckt, jedoch war ich zu schwach gewesen, um sie zu berühren. Meine Sicht wurde immer schwärzer, doch als ich einen pelzigen Körper an meiner Hand spürte, wurde ich langsam geblendet. Meine Sicht wurde wieder heller und plötzlich fühlte ich mich seltsam. Als ich meine Augen wieder öffnete, sah ich mich selbst. Ich saß im Auto, zusammengequetscht, mit einer Platzwunde am Kopf und einer tödlichen Verletzung am Bein. Verwirrt bin ich zurückgezuckt und hatte die Szene aufmerksam beobachtet. Ich sah mich vor mir sitzen, jedoch fühlte ich mich nicht als Geist, oder tot... nein! Ich fühlte mich lebendig. Als ich an mir runtergesehen hatte, schaute ich auf meinen jetzigen Körper herab. Ich war irgendwie die Katze geworden, die ich kurz vor meinem Tod gesehen hatte.

Seufzend begann ich meinen Fisch zu essen, den ich gerade gefangen hatte. ,,Bäh! Ich glaube, daran werde ich mich nie gewöhnen...", murmelte ich vor mich hin. Irgendwie mochte ich das Leben als Katze, jedoch vermisste ich das Leben als Mensch sehr. Ich brauchte eine Weile, bis ich den Fisch runtergewürgt hatte. Frustriert sah ich wieder auf mein Spiegelbild. ,,Es ist ja ganz toll, dass ich eine zweite Chance bekommen habe, aber warum als Katze?", dachte ich und starrte weiter mich selbst an. Fauchend schnellte ich mit meiner Pfote ins Wasser und brachte mein Spiegelbild somit zum Schwingen. Frustriert stand ich auf und ging in die andere Richtung davon, weg vom Fluss.

Mein Leben verlief seit einem Jahr immer gleich: aufwachen, fischen, den Wald erkunden. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich kannte keine anderen Lebewesen, denen dasselbe wie mir zugestoßen waren... ich war alleine.

Zerstreut lief ich weiter, bis ich irgendwann auf einem Waldweg lief. Erschrocken sah ich auf, als ich Schritte hörte, die neben mir plötzlich aufhörten. Neben mir stand ein Mann, der mir irgendwie bekannt vorkam. ,,Hallo du," sagte er freundlich. Geschockt wurden meine Augen größer und ich beeilte mich auf die andere Seite, ins Gebüsch zu flüchten. Hinter einem Brombeerstrauch versteckte ich mich und schielte unter den Büschen hervor. Der Mann schmunzelte, schüttelte den Kopf und lief weiter. Irgendwie möchte ich den Menschen, doch ich wusste nicht warum. Als er um eine Ecke bog und somit aus meinem Sichtfeld, setzte ich mich verwirrt auf. ,,Wer war das?", fragte ich mich selber.

Ich schüttelte meinen Kopf um diese seltsamen Gedanken loszuwerden, doch irgendwie half es nicht. Grübelnd lief ich weiter, ohne zu merken wohin. Plötzlich huschte etwas vor mir über den Weg. Erschrocken sah ich auf und sah noch gerade so einen rotbraunen Schweif mit weißer Spitze in das Unterholz flüchten. Verwirrt lief ich zu der Stelle im Unterholz und sah hindurch. Etwas weiter weg sah ich einen Fuchs, der sich schnüffelnd durch die Büsche bewegte. Irgendetwas in mir schrie, dass ich wegrennen sollte, doch ich war zu neugierig, weswegen ich ihm hinterherlief. Als der Fuchs auf eine Lichtung ging, blieb ich unter einem Busch versteckt und beobachtete die ganze Szene.

Kurzgeschichten eines SchakalsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt