Ich kam super durch den Londoner Stadtverkehr, eigentlich besser als erwartet. Natürlich musste ich einige Male nach dem Weg fragen. Statt einer Antwort jedoch wurde ich nur blöd angesehen. Sprach ich wirklich mit so heftigem Akzent? Verdammt, ich war hier irgendwo in London und fand die verdammte -OH. Ich stand davor, ich dumme Nuss. Kopfschüttelnd stieß ich die große, schwere Tür auf. Sofort sprang die Empfangsdame auf. "Willkommen in der Oxford University. Wie kann ich Ihnen helfen?" Grrr... diese hohe Stimme passte abartig gut zu den dünnen, blonden Haaren und dem kultivierten Aussehen. Leider musste ich ja fragen. "Wo ist die Bibliothek?" Ich konnte nicht verhindern, dass meine Stimme abwertend klang. "Die Treppe hoch und dann die erste Tür links. Einen wundervollen Aufenthalt!", wünschte sie mir. Ich lächelte gekünstelt zurück und ging dann in die Bibliothek. Sofort suchte ich die Fantasy-Abteilung. Kaum hatte ich die Abteilung betreten, sah ich Evelyn, welche im Fensterrahmen saß und umgeben von Büchern heulte. Als hätte sie meine Schritte gehört, fuhr sie auf. Ihre Reaktion auf mich war unübersehbar. Sofort wischte sie sich die Tränen von den Wangen und sah mich mit ihren bernsteinfarbenen Augen an. Sie straffte ihre Schultern und ich bemerkte, dass ihre Brust sich schneller hob und senkte, als sie es im Normalzustand tat. Ich lächelte sie leicht an. "Hi...", sagte ich leise und widmete mich dem Bücherregal. "Was...was tust du hier...?", hörte ich ihre schöne Stimme an meinem Ohr. Ich sah auf und zu ihr. "Wonach siehts denn aus? Eine Bombe legen?" Das war meine Standardantwort auf eine derart blöde Frage. Offenbar hatte sie so eine Antwort nicht erwartet. Ich lächelte über ihren Gesichtsausdruck und korrigierte mich dann: "Ich suche den dritten Band von Harry Potter." Ihr Gesichtsausdruck wandelte sich in pure Begeisterung. "Du liest Harry Potter?", freute sie sich. Sie wirkte fast überrascht. Ich nickte. "In Australien damals habe ich die ersten zwei Teile gelesen und wollte den Faden nicht verlieren, weißt du?" Sie nickte eifrig und reichte mir den dritten Band. Ich lächelte dankbar und nahm das Buch. Versehentlich streiften dabei meine Finger ihre Hand. Da sie dachte, dass ich das Buch hatte und ich dachte, dass sie es mir nicht geben wollte, ließen wir es beide gleichzeitig los und es fiel auf den Boden. Wir starrten vom Buch zu einander hoch. Erstmal erfüllte Stille den Raum. Dann begannen wir beide gleichzeitig zu lachen. "Das arme Buch macht heute ganz schön was durch...", murmelte ich lächelnd. Verwirrt sah sie mich an. "Hast du die Filme zu Harry Potter gesehen?", fragte sie neugierig, was ich ziemlich schnell verneinte. "Wieso?", fügte ich noch an und hob das Buch auf. Nicht, dass es sich noch festtrat. "Weil du gerade aus dem Film zu diesem Buch zitiert hast.", murmelte Evelyn. "Nie gesehen. Vielleicht gucken wir uns den mal zusammen an?", bot ich ihr an. Sofort hellte sich ihre Miene auf und sie nickte eifrig. "Oh Mann, das wär voll cool!", quietschte sie. Dann räusperte sie sich, als sie bemerkte, dass sie wie ein kleines Mädchen klang. "Ja, würde mich freuen.", gab sie dann betont lässig von sich, was mich unwillkürlich breit grinsen ließ. "Okay... wann hast du Zeit?", fragte ich selbstbewusst und wendete das Buch in meinen Händen. "In drei Tagen?", schlug sie vor. Da ging es los nach Schottland. "Aber... du fährst doch mit uns nach Schottland...?" Ich ließ es mit Absicht wie eine Frage klingen. "Nein... ich bin nicht mehr mit Charles zusammen, warum sollte ich noch mitkommen?" Für mich, verdammt! "Auch wieder wahr...", murmelte ich und legte das Buch kurz ins Regal. "Kannst du mir vielleicht sagen, wo die Historienbücher stehen? Also Sturz der Titanen oder so?" Sie nickte leicht. "Hinten links.", sagte sie nur leise. Nickend folgte ich ihrer Wegbeschreibung und nahm mir die ersten Bände von Follett mit; Sturz der Titanen und Winter der Welt. Beide Bücher hatten ihre besten Zeiten schon hinter sich, waren zerlesen und der Einband wurde als unempfindlicher angesehen, als er eigentlich war. Zerlesene Bücher mochte ich. Sie waren gut, wurden schon oft umgeblättert und waren süchtig nach dem Gefühl, gelesen zu werden. Mit den Büchern in der Hand ging ich zurück zu Evelyns Lieblingsabteilung. Sofort sah sie auf, spannte sich an und ihr Atem verschnellerte sich. "Du tust es schon wieder.", seufzte ich und schnappte mir das Harry-Potter-Buch. "Was tu ich?", fragte sie unsicher. "Du siehst mich erwartungsvoll an, deine Haltung verändert sich." Am Ende meines Satzes stand ich dicht vor ihr,mein Gesicht nur Zentimeter von Ihrem entfernt. Sofort atmete sie noch schneller und ihre Augen wurden noch dunkler. Ihre Augen rasten von meinen Lippen zu meinen Augen hin und her. Sie erwartete, dass ich sie küsste. "So ungeduldig...", murmelte ich und ging dann aus der Bibliothek. Universaltest. Wenn sie mir jetzt folgte, hatte ich sie am Haken. Fast schon sofort hörte ich ihre Stimme. "Catherine!", sagte sie energisch meinen Namen. Gewonnen. Ich hielt nicht an für sie. "Küss mich endlich!" Ich legte die Bücher auf den kleinen Schrank an der Seite und ging dann geradewegs auf sie zu. "Dein Wunsch ist mir Befehl.", hauchte ich, packte sie an den Haaren, zog ihren Kopf nach hinten und drückte meine Lippen gierig auf ihre. Okay, ich wollte eigentlich vorsichtig sein, aber ich konnte mich nicht beherrschen. Und verdammt, sie schmeckte so verdammt gut... Ich riss meinen Kopf zurück und hauchte dann: "Morgen bei mir zum Film gucken. Um halb eins, okay?" Während ich meine Bücher schnappte und eilig ging, hörte ich sie noch ein ganz leises "okay" murmeln.
Na guut... ich wollte euch das noch nicht vorenthalten. Jetzt aber wirklich ne Pause.
My Boyfriend's Sister hat knappe 300 Leser erreicht! Bitte lest weiter, wenn es euch gefällt.
Gruß, Nelly.
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My Boyfriend's Sister
Teen FictionAls Junge ist es schon blöd, wenn man seine Freundin an einen anderen Jungen verliert. Aber noch schlimmer ist es, wenn man seine Freundin an ein Mädchen verliert. Aber die allergrößte Hölle ist es wohl, die Freundin an seine eigene Schwester zu ver...