Wie ich Spritzen hasste. Aber ich hatte es meinem Vater versprochen. Ich drückte den weißen Tupfer auf die blutende Stelle in meiner Ellenbeuge und sah zu, wie sich die einzelnen Stellen rot färbten, an denen ich den Tupfer auf meinen Arm gedrückt hatte. Während mein Blut schon fast vollkommen geronnen war, lief aus Charles' Arm mittlerweile ein kleines Rinnsal. Alle waren total panisch bis auf Charles und die (zugegebenermaßen) scharfen Ärztin. Diese orderte schnell ein paar Thrombozyten an und nahm alle paar Minuten Charles' Puls. Dann spritzte sie ihm endlich die Thrombozyten in den Blutkreislauf. Charles bewahrte die vollkommene Ruhe und sagte nur trocken: "Immerhin werde ich immer noch von dieser scharfen Braut behandelt..." Evy und ich prusteten wie auf Kommando los, die Ärztin ignorierte diese Aussage gekonnt. Sie hatte währenddessen meine Blutprobe in der Hand und schnippste ein paar Mal leicht dagegen. "Wo ist er und warum leben Sie überhaupt noch?" Sie sah mich zwar nicht an, aber es war klar, dass sie mich meinte. "Äh...was?", gab ich eloquent wie eh und je zurück. Die Ärztin sah mich mit ihren Käferaugen direkt an und erklärte: "Ich bin Onkologin. Ich sehe, wenn jemand Krebs hat." Richtig gut wäre sie aber erst, wenn sie wüsste, was für ein Krebs das ist. "Medulloblastom, Stadium 4", seufzte ich und fuhr mir durch die Haare. Sie nickte nur, als wäre das schon längst klar gewesen. "Wenn Sie Schmerzen oder bezüglich des Karzinoms noch Fragen haben, kommen Sie bitte zu mir in die Onkologie. Mein Name ist Hadley." Evy sah Dr Hadley an und fragte: "Wieso machen Sie diese Tests, obwohl Sie Onkologin sind?" Die Latina lächelte leicht und sagte: "Ambulanzstunden." Ich grinste leicht und meinte: "Ich weiß schon, warum ich niemals Ärztin werde...." Daraufhin verspottete Charles mich mit den Worten: "Du wirst ja auch nie alt genug." Meine Hand um Evys verspannte sich und ich musste mich beherrschen, nicht auf ihn loszugehen. "Halt die Klappe, Charles...", seufzte Evy. "Wie die Kleinkinder...", hörte ich hinter mir eine mir unbekannte Stimme. Offenbar war die männliche Stimme nur mir unbekannt, denn Evy fuhr herum. "Owen? Was zur Hölle tust du denn hier?" Sie rannte auf ihn zu und warf sich um den Hals des Jungen. ich zog skeptisch eine Augenbraue hoch. Ich war mir ziemlich sicher, dass er jünger war als ich. "Ähm...Evelyn...?", fragte ich misstrauisch, ich meine, ich war es nicht gewöhnt, dass Evy in meiner Gegenwart einfach so einen fremden Jungen umarmte. Owen schon Evy grinsend von sich. Er hatte noch immer die Züge eines Kindes, aber man sah, dass er weiter aussehen wollte, als er war. Er war eine recht merkwürdige Erscheinung. Seine Haare waren ziemlich kurz und irgendwas zwischen rot, braun und blond, seine Augen waren von strahlendem Blau und blitzten vor Schalk. Er war schon jetzt größer als Evelyn (okay, ich auch, aber das war was anderes) und hatte eine ziemlich kräftige Erscheinung. Wenn ich auf sowas stehen würde, würde ich diesen Owen als Gott betrachten. Allerdings gefiel mir ganz und gar nicht, wie er miene Freundin ansah. "Ich mach einen kleinen Spaziergang." Erst jetzt fiel mir auf, dass er eines von diesen blassgrünen Krankenhaushemden trug und sich halb auf den Ständer mit einem Beutel neben ihm stützte. Erst dachte ich, er würde so ungesund käsig aussehen, weil er nicht oft rausging. Doch jetzt war ich mir sicher, dass es an dem Beutel mit der klaren Flüssigkeit lag, an dem er mit dem Arm angeschlossen war. Antibiotika konnte es nicht sein, dann sähe er nicht so kränklich aus. "Was ist das?" Evelyn deutete auf den Beutel. Konnte es...nein. Aber was sonst? "Evy...? Ich glaub, er macht grad eine Chemotherapie...", sagte ich leise, sah aber, dass sie mich gehört hatte. Ihr schlanker Körper verspannte sich sichtlich und sie sah ihren Freund an. "Owen... sag mir bitte, dass das nicht stimmt..." Er raufte sich die Haare und ließ sich auf einen Stuhl sinken. "Es tut mir leid... Evy... ich konnte es dir einfach nicht sagen...", sagte er leise und legte das Gesicht in die Hände. "Owen Grady, was zum Teufel tust du hier unten?! Dein Immunsystem ist instabil, du könntest dir sonstwas holen!"Owen seufzte genervt und hob den Kopf. "Sie wissen doch, dass ich wahnsinnig werde, wenn ich die ganze Zeit nur an die Wand starre." Dr Hadley seufzte. "Haben die Schwestern dich überhaupt rausgelassen?" Er nickte. "Ja. Ich glaube, die wussten nicht mal, dass ich der mit dem Lungenkrebs bin." Evy sank neben ihn auf den Stuhl und schluchzte auf. Ich hockte mich vor sie auf den Boden. "Lungenkrebs hat keine hohe Heilungschance...", flüsterte ich und strich über ihren Arm. "Ich weiß, dass es sich schlimm anfühlt. Aber Owens Tumor wurde schnell entdeckt und ist operabel.", sagte Dr Hadley beruhigend. "Und er hat höhere Heilungschancen als ich, ob mit Metastasen oder ohne.", fügte ich hinzu. Owen nahm Evys Hand und flüsterte sanft: "Ich hab 30%. Ich weiß, das ist nicht viel, aber besser als nichts." Ich küsste Evy aufs Handgelenk und sagte leise: "Ich hab nur ein Drittel seiner Chancen. Und ich hab schon Metastasen." Evy blinzelte mehrmals heftig und sah mich an. "Du hast nur 10%?" Ich nickte. "Ja. Was erwartet man von einem inoperablen, metastasierfreudigen Tumor, den ich seit 12 Jahren in meinem Kopf habe?""Die Metastasen... wo genau sind die?", mischte Dr Hadley sich in meinen bedeutenden Monolog ein. Ich wandte das Gesicht zu ihr. "Keine Ahnung! An meinen letzten MRT kann ich mich nicht erinnern." Sie nickte. "Das versteh ich, aber als Krebspatientin ist es ihre Pflicht, sich bei Schmerzen oder sonstigem als allererstes bei einem Onkologen zu melden. In Ihrem Fall wäre ich das.", bemerkte sie und gab mir einen Patientenschein. "Ich will den Mist aber nicht. Ich will keine Kack-Chemo und auch keine Operationen! Ich will das alleine hinkriegen. Mir ist egal, ob ich dafür täglich Ibuprofen gegen Schmerzen nehmen muss! Ich will keine Behandlung, die macht mich nur noch kränker, als ichs eh schon bin." War doch richtig. Die zerstörte nicht nur die Tumorzellen, sondern auch das gesamte Immunsystem. Wer das haben will, bitte, aber ich mache mir eher Sorgen um meine Immunität als um meinen Krebs, der richtet seit 12 Jahren hier und dort seinen Schaden an, aber die meiste Zeit war er nicht physisch belastend. "Du hast vielleicht die Wahl, Süße, ich hab die nicht. Ich muss das hier machen.", sprach Owen mich an. Klar war ich süß, aber eben lesbisch. Und zwar überzeugt und stolz drauf. "Jeder hat die Wahl, Owen. Nur verhauen viele Leute sich den Ausweg, nur um zu behaupten, dass sie nie einen hatten. Das finde ich schwach. Ich sags dir so, wies ist. Wenn ich sterbe, sterbe ich als Kämpfer. Du nicht, weil du die Drecksarbeit einem Beutel überlässt. Und einer Behandlung, die dich, nebenbei bemerkt, radioaktiv verseucht. Und Ärzten, die eher auf ihr Gehalt als auf die Gesundheit ihrer Patienten bedacht sind. Nichts gegen Sie, Dr Hadley." Die Ärztin drückte sich von der Theke ab und hielt entgegen: "Ich verstehe, was du denkst. Zum Teil hast du auch nicht ganz Unrecht, aber wenn du denkst, dass wir unsere Patienten einfach sterben lassen, irrst du dich. Hast du schonmal was vom Hippokratischen Eid gehört?" Ich schnaubte. "Natürlich. Den gibts ja überall, aber trotzdem sterben die Patienten weg oder aber sie stellen eine Verfügung aus. Hast ja praktisch schon verloren, wenn du eingeliefert wirst." Meine Meinung stand fest, da konnte Hadley auf mich einreden, wie sie wollte. "Das kommt auf die entsprechende Krankheit oder Verletzung an." Ich schnaubte erneut und hiefte mich auf die Beine. Ich sah sie weiter provuzierend ruhig an. "Ich war schonmal in der Onkologie. Mag ja sein, dass es auf die Krebsart ankommt, aber ich habe trotzdem eine Frage an Sie. Wieviele Patienten von zehn haben es nicht geschafft?"Sie überlegte, vermutlich rechnete sie die Zahlen um. "Drei. Sieben würden es schaffen, wenn man die fünf Jahre danach dazuzählt." Sieben. "Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich zu diesen Sieben gehöre?" Sie brauchte nicht nachzudenken. "Metastasen könnte man entfernen, aber nicht den Stammtumor. Sehr gering, wenn man realistisch ist. Gleich null, wenn man den Tumor entfernen wollte." Dr Hadley beugte sich vor und sagte leise: "Sie werden an dem Gehirntumor sterben. Er ist zu groß und liegt zu nahe am Emotionszentrum. Wenn der Tumor jetzt irgendwie wächst, oder wir an ihm herumdoktoren... die Folgen wären fatal. Es tut mir leid. Selbst, wenn du Chorea Huntington hast, wirst du kaum an die 4o kommen." Ich sah in Evelyns wunderschönes Gesicht, in ihre rehbraunen Augen. Sie musste davon noch betroffener sein als ich. Sie war das letzte, das ich sah, bevor der Druck in meinem Kopf gewann und alles andere ausblendete.
Ich hab jeden Tag geguckt, wieviele Leser My Boyfriends Sister hat. Ich feier die Tatsache ziemlich, dass ich mal einen Tag ausgelassen hab und statt 724 Lesern auf einmal 742 da waren. An alle neuen: HeyHey, willkommen bei MBS. An alle anderen: Hello again. Okay, mein Kommentar zur letzten Passage: Gott sei Dank ist Catherine im Krankenhaus. Soou... ich hab noch etwas mehr als einen Monat Schule, dann bin ich Skyfahren. Vermutlich hat das jetzt keinen interessiert, aber ich wollts mal loswerden. Ich hoffe, ich schaffs vor den Weihnachtsferien noch, weiterzuschreiben. Bitte sagt was dazu, ich weiß, dass ihr das seht. :)
XOXOXOXOXOXOXOXO Nelly ;)
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My Boyfriend's Sister
Teen FictionAls Junge ist es schon blöd, wenn man seine Freundin an einen anderen Jungen verliert. Aber noch schlimmer ist es, wenn man seine Freundin an ein Mädchen verliert. Aber die allergrößte Hölle ist es wohl, die Freundin an seine eigene Schwester zu ver...