Kapitel 14

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Camio

Ich fühle mich verloren. Innerlich Tod.

Angst überschwemmt mich. Ich möchte nicht wie sie werden. Zu einem Abtrünnigen. Ein Lebewesen ohne Menschlichkeit. Doch ich habe den Kampf schon längst verloren. Unsere Schicksale wurden bereits vor langer Zeit besiegelt. Sie wurden uns auferlegt wie ein Name. Wir hatten nie eine Chance, einen anderen Weg zu gehen. Und das ist allein ihre Schuld. Die Erzengel halten sich für etwas besseres, als wir es sind. Für reine Wesen, die auf andere herabblicken. Jeder, der uns etwas bedeutet hat, musste sterben. Diejenigen, die sich auflehnten, wurden verbannt und eines weitaus schlimmeren Schicksals überlassen. Unsere Seelen sind verloren und der letzte Hoffnungsschimmer, als wir dem Fegefeuer entkommen sind, erlischt. Wir dachten wirklich, wir könnten dem Schicksal entkommen. Pah! Wir sind gebrandmarkt! Die Leere frisst sich aus unserem Inneren und das Dunkle übernimmt die Führung.

Ich kann es nicht stoppen. Ich kann es nicht steuern.

Mein Blick ist getrübt, als würde ich nicht in meinem Körper stecken, sondern eine weitaus dunklere Version von mir. Derjenige, der nach Blut dürstet und ihres ist verdammt verlockend. Sie riecht unglaublich. Nach Lavendel. Lieblich. Rein und unschuldig.

Ihr Puls vibriert unter meinen Fingern. Ihre Atemfrequenz ist erhöht. Ich lechze danach, sie mir zu nehmen. Ich möchte sie besitzen. Sie zerstören. Ihre Kehle zerfetzen und meinen Gier nach Blut stillen.

»Du hättest laufen sollen, als du noch die Chance dazu hattest, kleines Reh!« Meine Stimme gehört mir nicht mehr. Sie ist ein dunkles Grollen, das weit entfernt scheint. Wie ein Donner, der gegen rauen Felsen trifft.

Mein Griff wird gröber. Wieso fühlt sich das so gut an? Dem Monster nachgeben, das schon so lange in mir wohnt und danach lechzt die Kontrolle zu erlangen. Es ist so leicht, einfach aufzugeben. Ich spüre einen Sog, der meine Menschlichkeit immer tiefer in die Dunkelheit zieht. Wie der letzte Funken Hoffnung, erlischt und die Finsternis mich umhüllt. Ich schließe die Augen und falle.

Endlos.

Ich denke an die Brüder und Schwestern, die ich verloren habe. Die getötet wurden, um den Schein zu wahren. Diejenigen, die geopfert wurden, nur um die Ordnung zu halten.

Ein Zucken durchströmt meinen Körper, als sich ihre Finger auf meine Wangen legen. Wie ein Schlag, der mich trifft, brennt sich ihre Hand in mein Fleisch. 

Ihre braunen Augen blicken mir entgegen und lassen eine Wärme in mir aufflammen. Eine kleine Flamme, die Licht in meine Finsternis bringt. Wie ist das möglich? Ich möchte nicht sterben. Möchte nicht zu einem Abtrünnigen werden. Doch aufgeben ist viel leichter als kämpfen.

»Ich werde nicht vor dir davonlaufen.« Ihre liebliche Stimme wärmt mich und lässt mein Herz schneller schlagen.

Ich spüre, wie die Finsternis schwindet und ein Feuer in ihren Augen erglüht, das sich auf mich überträgt. Wie kann ein Mensch so eine Stärke in sich tragen? Wie schafft Elena es, die Dunkelheit in mir zu überwinden?

»Dumm«, murmle ich und spüre, dass das Grollen verschwunden ist.

Ein Keuchen verlässt meine Kehle, während ich weiter in Elenas braunen Augen starre. Sie lässt etwas in mir Erblühen. Ein Gefühl. Eine innere Ruhe. Hoffnung.

Langsam beuge ich meinen Kopf zu ihr hinab, ohne von ihr zu lassen. Das Pochen ihres Pulses an meinen Finger lässt meinen Körper vibrieren. Es fühlt sich nach Freiheit an. Elena sieht mich weiter an, reckt mir ihr Kinn entgegen und öffnet ihre sinnlichen Lippen für mich. Zärtlich gleitet mein Finger über ihre volle Unterlippe. Wie sie sich wohl anfühlt? Ihr Körper unter mir. Ihre Lippen auf mir und ich verdammt noch mal in ihr.

Keuchend überwinde ich die letzten Zentimeter und presse gierig meine Lippen auf ihre. Sie schmeckt köstlich. Nach Früchten und Minze. Nach Lust und Verlangen.

Meine Zungenspitze gleitet über ihren Mund, bittet stumm um Einlass, den sie mir augenblicklich gewehrt. Schon bald vereinen sich unsere Zungen zu einem sinnlichen Tanz, der sich kontinuierlich aufheizt und mir direkt in den Schwanz schießt. Mein Körper vibriert vor Verlangen und der Druck in meiner Hose schmerzt. Doch ein Geräusch hinter mir, lässt mich innehalten.

Widerwillig löse ich mich von Elenas Lippen, die ein winselndes Geräusch von sich gibt. Ich blicke über meine Schulter, vorbei an meinen immer noch ausgebreiteten Flügeln. Ich habe noch nie einen Menschen meine Flügel sehen lassen und auf das Gespräch im Anschluss kann ich verzichten. Besonders über die tadelnden Worte Azaels, der mir wieder predigt, wie wichtig es ist, unentdeckt zu bleiben.

Damian lehnt wie zuvor am Tisch. Die Arme vor der Brust verschränkt betrachtet er mich mit einem durchdringenden Blick, der mir eine Gänsehaut beherrscht. Er scheint wütend zu sein, dennoch ist er nicht dazwischen gegangen. Azael steht mit breiten Beinen mitten im Raum und sieht mich nur an. Sein Blick könnte alles bedeuten. Wut. Enttäuschung. Kummer. Ich weiß es nicht und um ganz ehrlich zu sein, ist es mir gerade egal. Das einzige, was ich gerade will, ist Elena.

»Verschwindet«, brumme ich die beiden an.

Ich möchte endlich mit ihr allein sein. Mich in ihr versenken und das erdrückende Gefühl in meiner Brust vergessen.

»Vergiss es«, raunt Damian und schüttelt den Kopf.

»Scheiße, ich brauche keine Aufpasser«, knurre ich.

»Da sind wir anderer Meinung«, antwortet Azael ruhig.

»Euer Ernst?« Was soll der Scheiß? Vertrauen sie mir etwa nicht? Ich habe es unter Kontrolle. Elena wird schon nichts passieren und wenn, was interessiert es sie? Sie ist bloß ein Mensch. Ein Vergnügen, wenngleich ein sehr ansprechendes.

Gerade als ich mich komplett umdrehen möchte, um meine beiden Freunde in ihre Schranken zu weisen, hält mich eine zierliche Hand am Oberarm auf.

Ich drehe mich Elena zu, die ich immer noch gegen die Wand presse. Ihre Wangen sind gerötet und in ihren Augen glitzert ein Verlangen, das mich regelrecht anfleht. Obwohl meine Hand ihren Hals umschließt, hat sie keine Angst und reckt mir weiterhin ihr Kinn entgegen.

Fuck! Diese Frau macht mich allein mit ihrem Anblick dermaßen scharf, dass ich in meiner Hose kommen könnte.

»Lass sie zusehen«, flüstert sie leise. »Ich gehöre dir.«

Ein Stöhnen entweicht meiner Kehle. Ich blende alles um mich herum aus und presse meine Lippen wieder auf ihren Mund. Mit einem Ruck hebe ich sie empor und zerre die Leggings über ihren knackigen Arsch, bevor ich meine Hose öffne und meinen harten Schwanz befreie.

Ihre Beine umschlingen meine Hüften, während sie sich an mich drückt und ich die feuchte Hitze ihrer Pussy an mir spüre. Ich lasse meine Hand unter das T- Shirt wandern und umschließe ihre feste Brust. Ihre Nippel sind hart und recken sich meinen Fingern entgegen, als ich sie berühre. Ihr Keuchen erfüllt das Wohnzimmer und lässt die restliche Enge in meiner Brust verschwinden. Die Dunkelheit ist verschwunden und die Angst ist wie weggeblasen. Mein einziger Gedanke, der existiert, ist diese Frau vor mir, die sich an mich klammert, wie ein Rettungsring. Derweil sind wir ihr Verderben. Nur sie weiß es noch nicht.

Für Elena wird es kein Happy End geben. Nicht in unserer Geschichte

Fallen Angels - Wir sind dein Untergang (Spicy🌶 Romantasy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt