Kapitel 10

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Azael

Seit Stunden sitze ich in der Bibliothek in unserem Haus und durchforste die alten Schriften, auf der Suche nach einer Lösung. Nach einer Aufzeichnung, die mir hilft. Die Pergamentrollen stapeln sich auf meinem Tisch. Uralte Bücher liegen aufgeklappt um mich herum. Das reinste Chaos und doch finde ich nichts, was unsere Situation beschreibt.

Ich höre das Stöhnen und Wimmern von Elena, durch das Haus hallen. Das Klatschen zweier Körper, wenn sich Damian in ihr versenkt. Selbst der Geruch, nach Sex dringt in mein von Papier riechendes Büro. Es macht mich hart die beiden zu hören, dass ich mehrmals überlege, die Treppen empor zu eilen und mich zu ihnen zu gesellen. Doch ich habe gerade Wichtigeres zu tun. Die Zeit drängt.

Camios Monster nagt an seiner Haut, bereit auszubrechen. Damian verfällt in Zweifel und Panik, was seinen Geist schwächt und schon bald wird auch er nicht mehr derselbe sein. Selbst ich spüre, wie ich mich verändere. Wie etwas Böses in mir wächst, dass mich unruhig werden lässt. Ich muss herausfinden, wie ich es stoppen kann. Diesen Fluch, der uns gefangen hält.

Und doch komme ich nicht darum herum, dem Stöhnen und Schreien zu lauschen, die durch die Wände des Hauses dringen. Elena ist ein Mensch, da bin ich mir sicher. Kein Engel kommt auf die Erde. Wenn sie dem Himmel entfliehen, dann nur durch das Fegefeuer. Und doch ist etwas an ihr anders. Ich habe diese Stärke gespürt, die ich bei keinem Menschen je gefühlt habe. Und dass Damian ihre Gedanken nicht lesen kann, ist mehr als verwirrend. Also wer ist sie?

Seufzend schlage ich die Hände über dem Kopf zusammen. Die Geräusche oben werden leiser, bis sie verstummen.

Ich höre Damians Schritte, die sich nach unten Bewegen. Mein Blick bleibt an einem Buch hängen. Ein altes, blaues ledereingebundenes Buch. Ich hebe es auf und blättere mich durch die Seiten. Von unten ertönen Damians und Camios Stimmen, der soeben von seinem Ausflug wiedergekehrt ist. Nachts, wenn es sicher ist, nicht aus Versehen gesehen zu werden, entflieht er gerne der Enge des Hauses.

Camios schnelle Schritte rauschen an meiner Tür vorbei, ehe ich seine eigenen höre, die kraftvoll ins Schloss geschlagen wird. Er ist wütend. Wie so oft, in letzter Zeit. Daher mache ich mich wieder auf die Suche, nach einer Aufzeichnung, die uns helfen kann. Denn es muss etwas geben. Irgendetwas.

Meine Tür öffnet sich und Damian tritt ein. Oberkörperfrei und mit zerzausten Haaren. Doch er strahlt eine Ruhe aus, die mich sofort einnimmt.

»Bringst du sie morgen in die Stadt?«, fragt er, ohne sich lange mit Floskeln aufzuhalten.

Ich lehne mich auf meinem Ledersessel zurück und blicke ihn an. Das ledergebundene Buch immer noch in den Händen. »Soll ich?«

Damian sieht mich nicht an. Blickt stattdessen auf die aufgeschlagenen Bücher auf dem Boden. Die Hände tief in den Hosentaschen seiner schwarzen Jeans vergraben.

»Nein«, antwortet er ruhig. »Etwas ist an ihr...ach keine Ahnung.«

Er seufzt und ich nicke nur. »Okay.«

Jetzt sieht er mich doch an und ein ängstlicher Blick huscht über sein Gesicht.

»Die Blitze vorhin«, haucht er leise. »Glaubst du er...er... ach verdammt.«

Damian greift sich in die Haare. »Egal.«

Damit dreht er sich um und verlässt ohne ein weiteres Wort mein Zimmer. Ich blicke eine Zeitlang auf die Tür und denke über seine Worte nach. Ich wollte vorhin nicht über das Spektakel nachdenken. Habe es lieber wie Damian und Camio ignoriert. Doch er hat recht. Sie waren kein Naturschauspiel. Sie waren übersinnlich und alles was Übernatürliches auf dieser Erde passiert, ist nicht gut. Besonders nicht, wenn nur einer diese Macht besitz, den Himmel so zum Zittern zu bringen.

Fallen Angels - Wir sind dein Untergang (Spicy🌶 Romantasy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt