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GRAZIELLA

Seit drei Tagen gehe ich meinen jüngeren Brüdern aus dem Weg und rede kein Wort mit ihnen. Als Strafe. Seit drei Tagen ignoriere ich die Anrufe und Nachrichten meiner älteren Brüder. Als Strafe.

Es ist nicht das erste mal das ich es schaffe sie alle so lange zu ignorieren. Normalerweise verzeihe ich ziemlich schnell. Manchmal zu schnell. Aber ich kann einfach nicht anders. Ich hasse es Streit mit irgendjemanden zu haben, vor allem mit meinen Geschwistern. Weshalb ich versuche nie sauer auf sie zu sein, aber wenn ich es dann einmal bin, schaffe ich es auch sie sehr lange zu ignorieren.

Eigentlich haben wir gar keinen Streit im moment. Ich bin einfach nur Stur und ignoriere sie deshalb.  Ich weiß das ich mir ein paar tackte von Francisco und Leonardo anhören kann, sobald sie heute Abend eintreffen, aber bis dahin werde ich sie einfach weiter ignorieren.

Ich rede mir aber währenddessen immer wieder ein, das sie mich einfach nur vor einem Herzschmerz bewahren wollen, da sie die Jungs aus Los Caros besser kennen, als ich es tue. Sie wissen wer Böse und wer Gut ist. Sie erfahren schneller den Tea den sich Jungs untereinander anvertrauen, als das ich es zu Ohren bekomme.

Sie können dies auch tuen ohne mir dabei den spaß zu nehmen. Ich möchte wenigstens einmal im leben so richtig betrunken sein und mit einem Kater aufwachen. Auch wenn es dafür bei einem Wolf sehr viel Alkohol benötigt.

Ich würde mich auch Heimlich hier zuhause betrinken, aber meine papas haben den Alkoholschrank abgeschlossen, weil meine älteren Brüder sich heimlich daran bedient haben, als sie fünfzehn waren. Seitdem schließen sie ihn ab und verstecken den Schlüssel.

Durch das Klopfen an meiner Zimmertür, wird meine Aufmerksamkeit auf diese gelenkt. Meine Mama steckt ihren Kopf in mein Zimmer und fragt: „Darf ich reinkommen, Bebé (Baby)?" Mit einem leichten Lächeln nicke ich und sie schließt die Tür hinter sich, dann kommt sie auf mich zu und nimmt neben mir auf dem Bett Platz.

„Was ist los bei dir und deinen Brüdern?" fragt sie mich direkt und schaut mich besorgt an. Mir ist klar das sie und meine Papas gemerkt haben, dass etwas nicht stimmt. Sie kennen mich zu gut und wissen das ich meine Brüder nicht lange ignorieren kann. Dafür liebe ich es einfach zu sehr sie zu nerven.

„Ich liebe sie, das tue ich wirklich. Aber im Moment würde ich sie am liebsten auf die dunkle Seite des Mondes schießen." jammere ich.

Meine Mama schaut mich amüsiert an und streicht mir über den Rücken. „Wieso diesmal?" fragt sie ehrlich interessiert nach und strich mir über die Haare. Ich habe schon öfters meine Phasen gehabt in denen ich sie am liebsten zum Mond schießen würde.

„Angelo hat mich gefragt ob ich ihn auf den Ball am Freitag begleiten möchte. Er war sogar bei Papi und Papa. Keine fünf Minuten die Angelo wieder weg war, standen Rio und Lio hinter mir." beginne ich ihr zu erklären und schütte ihr mein Herz aus. Ich erzähle ihr auch wie sie mich ständig davon abhalten auf andere Partys zu gehen, die außerhalb der Schule stattfinden. Partys bei denen mir sogar meine Papas erlaubt haben zu gehen. Und das soll schon etwas heißen.

Meine Mama seufzt. „Das ist eine schlechte Eigenschaft die sie von ihren Papas geerbt haben. Dieser Beschützerinstinkt ist bei jedem Wolf vorhanden, aber ich habe das Gefühl das es bei den Männern in dieser Familie extrem ausgeprägt ist. Ich war in meinem ganzen Teenagerleben auf zwei Partys, auf denen eure Papas nicht anwesend waren." beginnt mir meine Mama einen Schwall aus ihrer Jugend zu erzählen, wobei sie selber noch gar nicht so alt ist. 39 um genau zu sein.

Second MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt