𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 •𝟏𝟎•

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C E Y D A|

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C E Y D A|

Die nächsten Tage vergingen in einer grauenhaften Monotonie. Jede Stunde schien sich endlos zu dehnen, und das Leben in Leonardos Anwesen bestand nur noch aus einer langweiligen Routine. Die einzige Abwechslung waren die Besuche von Isabella, die sich bei mir entschuldigte und versuchte, Trost zu spenden.

Gerade klopfte Isabella an meine Tür und trat leise ein. „Ceyda, es tut mir so leid," sagte sie, ihre Augen voller echter Reue. „Ich wusste nicht, dass es so weit kommen würde. Ich wollte nur helfen."

Ich nickte schwach, unfähig, mehr als eine flüchtige Geste der Vergebung zu zeigen. In Wahrheit hatte ich keine Kraft mehr, weder für Wut noch für Vergebung. Alles in mir war abgestumpft, und die einzige Emotion, die mich noch beherrschte, war die Scham über den Kuss mit Leonardo.

Der Kuss, der mein erster gewesen war.

Jedes Mal, wenn ich die Augen schloss, sah ich Leonardos intensiven Blick vor mir. Ich fühlte seine rauen Lippen auf meinen und die Hitze seiner Berührung. Es war absurd und krank, dass ich in diesem Moment so etwas wie Leidenschaft gespürt hatte. Er hatte meinen ersten Kuss gestohlen, und die Tatsache, dass ich ihn erwidert hatte, nagte an mir.

In den langen, stillen Nächten lag ich wach und starrte an die Decke, meine Gedanken kreisten um diesen Augenblick. Der Kuss war fordernd und dominierend gewesen, hatte eine Leidenschaft entfacht, die ich nicht verstand und nicht wollte. Doch trotz meiner Scham konnte ich die Erinnerung nicht verdrängen.

Leonardo hatte sich seit jener Nacht nicht mehr bei mir blicken lassen. Ich hatte nichts mehr von ihm gehört, und das Anwesen war in eine seltsame Ruhe gehüllt. Es war, als hätte sein Fehlen einen Schatten über alles gelegt, eine unheilvolle Vorahnung dessen, was noch kommen könnte.

Isabella brachte mir Bücher und Filme, versuchte, mich abzulenken, doch nichts konnte meine Gedanken wirklich vertreiben. Die Leere in mir wuchs, und die Tage zogen sich ohne erkennbare Richtung dahin.

Eines Abends, als ich wieder einmal versuchte, mich in einem Buch zu verlieren, klopfte Isabella leise an meine Tür. „Ceyda, darf ich reinkommen?"

„Natürlich", antwortete ich, meine Stimme schwach.

Sie setzte sich auf die Bettkante und schaute mich besorgt an. „Du kannst nicht ewig so weitermachen. Du musst etwas finden, das dir Kraft gibt."

Ich seufzte tief und schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, was das sein könnte. Alles, was ich wollte, wurde mir genommen."

Isabella legte ihre Hand auf meine und drückte sie sanft. „Ich verstehe, aber du bist stark. Du wirst einen Weg finden."

Ihre Worte waren gut gemeint, aber sie klangen hohl in meinen Ohren. In mir herrschte ein Chaos aus widersprüchlichen Gefühlen, und ich wusste nicht, wie ich es bewältigen sollte. Der Gedanke an Leonardo und den Kuss ließ mich nicht los. Es war, als hätte er etwas in mir berührt, das ich nicht kontrollieren konnte.

In den darauffolgenden Tagen versuchte ich, mich abzulenken, indem ich im Garten war oder durch die Bibliothek des Anwesens stöberte. Die Bibliothek war riesig und voller Bücher, die ich noch nie gesehen hatte. Manchmal verlor ich mich in den Geschichten, doch immer wieder holte mich die Realität ein.

Leonardos Anwesen war wie ein goldener Käfig. Die Schönheit und der Luxus konnten die Tatsache nicht verdecken, dass ich gefangen war. Die Bediensteten waren höflich, aber distanziert, als ob sie wussten, dass ich nicht wirklich hierhergehörte. Ich konnte ihre Blicke spüren, wenn ich durch die Flure ging, doch keiner wagte es, etwas zu sagen.



Während ich im Garten war, kam Isabella wieder zu mir. Sie hatte frisches Obst mitgebracht und setzte sich neben mich auf die Bank. „Du solltest mehr essen, Ceyda. Du bist schon so dünn geworden."

Ich biss in einen Apfel, mehr aus Höflichkeit als aus Hunger. „Danke, Isabella. Aber ich hab einfach keinen Appetit."

Sie sah mich mitfühlend an. „Ich weiß, dass es schwer ist. Aber du musst stark bleiben. Für dich selbst."

Ich nickte, obwohl ich innerlich das Gefühl hatte, dass mir die Kraft dazu fehlte. Die Tage vergingen in einer zähen, endlosen Abfolge, und ich fühlte mich immer leerer. Leonardos Abwesenheit war spürbarer als alles andere, und die Sehnsucht nach einer Antwort, nach irgendeiner Art von Abschluss, nagte an mir.

Isabella blickte sich um und seufzte dann leise. „Vielleicht solltest du mal raus aus diesem Haus. Ein Tapetenwechsel könnte dir guttun."

Ich schaute sie überrascht an. „Wohin sollte ich denn gehen? Ich bin hier gefangen, Isabella."

Sie lächelte leicht. „Lass uns morgen shoppen gehen. Ein bisschen frische Luft, ein paar neue Kleider. Vielleicht lenkt dich das ein wenig ab."

Die Idee klang verlockend. Seit meiner Ankunft hier hatte ich das Anwesen kaum verlassen. Ein kleiner Ausflug in die Stadt könnte tatsächlich helfen, meinen Kopf frei zu bekommen. „Meinst du wirklich, das geht? Leonardo würde es erlauben?"

Isabella nickte entschlossen. „Ich werde es mit ihm klären. Er ist nicht hier, aber ich kann ihn erreichen. Vertrau mir, Ceyda. Ein bisschen Normalität wird dir guttun."

Ich zögerte, doch dann willigte ich ein. „Okay, lass es uns versuchen. Ich kann es nicht ertragen, noch einen Tag hier drin festzustecken."

Isabella lächelte breit und drückte meine Hand. „Das wird dir guttun, ich verspreche es dir."

Die Aussicht auf einen Ausflug brachte ein kleines Licht in meine trostlose Welt. Vielleicht würde ein Tag außerhalb dieser Mauern wirklich helfen, meine Gedanken zu ordnen und einen Funken Hoffnung zu finden.

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Fortsetzung folgt...

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