SYSTEMFEHLER ~ Bars and Melody ᵈᵉᵘᵗˢᶜʰ

8 - Gefühle

Er hatte gedacht, in der Sekunde des Wechsels würden die Gefühle einfach vergehen. Doch dem war nicht so. Vielleicht lag es daran, dass sie noch immer ein und dieselbe Person waren oder aber daran, dass es dich auch auf dieser Seite gab.

Leo hätte nicht gedacht, dass er wenn sie wieder wechselten, sich in dieser Situation befinden würde.

Scheinbar hatte der Typ an seinem Handy herum hantiert, denn auf einmal hatte er eine neue Playlist. Außerdem wartete auf seinem Schreibtisch eine Nachrricht auf ihn.

Hallo Leondre,
Ich kann es nicht ertragen, was für ein Versager du bist. Darum habe ich mich beschlossen mich darum zu kümmern. Jedes Mal wenn wir tauschen, wird sich etwas für dich ändern. Obwohl ich eigentlich kein Interesse daran habe mich um dich zu kümmern, da du nicht ich bist, wird dieses hin und her erstmal nicht aufhören. Deine kleinen Mobber haben sich sehr aufrichtig bei dir entschuldigt und scheinbar seit ihr jetzt irgendwie befreundet. Nehm es einfach an und heul nicht rum, denn du brauchst sie. Das wissen wir beide genau.

Er hatte es gewusst. Irgendwas war von Anfang an Faul gewesen. Das nun dieser arrogante Arsch Freunde aufzwang, die er gar nicht wollte. Und sie konnten sich nicht einmal ins Gesicht sagen was sie fühlten.

Am liebsten hätte er sich diesem Typen entgegengestellt, allerdings war ihm auch mehr als bewusst, daß wenn dieser Leo von der anderen Seite auf dieser Seite mit ihm wäre, er auch einer der Mobber wäre. Ganz sicherlich.

Wie hatte er nur so schnell Gefühle für ein Mädchen entwickelt, das er nur gesehen hatte. Er wusste weder den Namen noch sonst etwas über dich.

Nur bei einem war er sich sicher, ihr würdet euch wiedersehen.

Enttäuscht stand er auf. Aus seinem Zimmer war jeglicher Kram verschwunden, der zu Nerdig war.

Seine Magic Karten, weg. Seine Manga Sammlung, weg. Seine Funko Pops, weg.
Hoffentlich hatte der Arsch sie nur versteckt und nicht weg geworfen, das würde ihm das Herz brechen.

Dafür würde er sich beim nächsten Mal ganz sicher rächen.

Allerdings fand er sein Notizheft im Bett. Darin war ein kurzer Text geschrieben, vielleicht hundert Wörter, wenn überhaupt.

Hundert ausdrucksstarke Wörter. Wörter, die so simpel waren, dass Leo sie niemals zum Texten genutzt hätte. Und dennoch rührend.

Irgendetwas daran, weckte ein schlafenden Tier in ihm. Eines das er selbst hätte wecken müssen, nur niemals gewusst hatte wie.

Er stellte sich vor den Spiegel, in dem er sich zum ersten Mal heute sah und bemerkte, seine Haare waren blond. Doch das stärkte seine Euphorie nur.

Leondre holte tief Luft, kurz stellte er sich vor er wäre Eminem auf seinem Weg ins battle. Dann tat er es. Er rappte diesen gottverdammten Text. Das was er schon ewig hatte tun wollen. Und es fühlte sich gut an. Es fühlte sich richtig an.

Das erste Mal seit Ewigkeiten fühlte er sich wie jemand der es zu etwas bringen würde. Das war es. Das war sein Ding, nachdem er ewig gesucht hatte.