,,Stell dich doch kurz vor und erzähl uns etwas über dich.'', sagt Frau Dunham und schaut mich erwartungsvoll an. Alle Blicke sind nun auf mich gerichtet. Wie ich es hasse, angestarrt zu werden! Ich bemerke, wie die anderen mich von Kopf bis Fuß mustern. Diese arroganten Blicke sind kaum zu übersehen. Natürlich kann es auch sein, dass ich mir das alles nur einbilde. Aber Optisch sehe ich schon etwas anders aus, als die Anderen. Ich bin die Einzige, mit knallrot-gefärbten Haaren. Abgesehen davon trage ich zerrissene Hosen und überwiegend schwarz. Piercings und Tattoos sind hier anscheinend auch nicht so gerne gesehen.
Ich will wieder zurück in meine Heimat. Dort war es egal, wie man aussieht! Hier.. sind alle so Oberflächlich. Was ist denn so schlimm daran, anders zu sein?
,,Ich heiße Melody, bin 17 Jahre alt und bin vor kurzem mit meinen Eltern und meiner kleinen Schwester hierher gezogen. Mehr braucht ihr auch nicht zu wissen.'', sage ich kühl und setze mich auf irgendeinen freien Platz. Mir ist völlig egal, was die anderen von mir denken. Ich hoffe einfach, dass der Tag so schnell, wie möglich vergeht.
Vom Unterricht bekomme ich nicht wirklich viel mit, weil ich die ganze Zeit auf meinem Schreibblock herum kritzel und kaum zuhöre. Wie es Jill wohl gerade geht? Und was sie gerade wohl macht? Ein lautes, schrilles klingeln erweckt mich aus meinen Gedanken. Na endlich! Pause! Ich krame in meinem Rucksack herum, bis ich bemerke, dass ich gar nicht daran gedacht habe, mir etwas Essbares einzupacken. Super! Das ist so Typisch! Ich hätte heute Morgen ja wenigstens etwas Essen können. Dann muss ich mir wohl etwas kaufen!
Dort hinten muss irgendwo die Cafeteria sein! ,,Du schuldest uns noch etwas!'', höre ich jemanden in einem komischen Ton sagen. ,,Bitte! Gebt mir noch etwas mehr Zeit! Ich..'' Vorsichtig schaue ich um die Ecke und erblicke drei Blonde Typen, die einen schwarzhaarigen Jungen umzingeln. Ich glaube, dass ich ihn vorhin auch schon in der Klasse gesehen habe. Was wollen die von ihm? ,,Du hast noch eine Woche zeit, hörst du? Und solltest du auf die Idee kommen, abzuhauen oder sonst was, passiert das..'' Zwei der Typen greifen nach seinen Armen und halten ihn fest. Der Dritte holt einen Baseballschläger hervor. ,,Nein! Bitte nicht! Ich habe es verstanden!'' fleht der Junge sie an. Doch der Typ lacht nur und holt aus. Mein Herz schlägt schneller und schneller. Tu etwas, Melody! Hilf ihm! ,,Lasst ihn in Ruhe!'' Alle vier schauen mich erschrocken an. Was zum Teufel tu ich hier gerade?
Der Typ mit dem Baseballschläger schaut mich grinsend an. ,,Keine sorge, süße! Das war doch alles nur Spaß! Wir sehen uns, kleiner!'', sagt er, während er seine Leute zu sich winkt und mit ihnen um die Ecke verschwindet. Das war leichter, als ich dachte! Schnell renne ich zu dem Jungen und helfe ihm hoch. ,,Das ging ja gerade nochmal gut! Ist alles okay?'' Er nickt. ,,Danke, für deine Hilfe.'', sagt er und kratzt sich dabei verlegen am Hinterkopf. ,,Wer waren diese Typen? Und was wollten sie von dir?'' Ich schaue ihn fragend an. ,,Das ist nicht wichtig.'' , antwortet er ernst. Gut gemacht, Melody. Sei nicht immer so neugierig! ,,Tut mir Leid. Ich wollte dir nicht zu nahe treten. Immerhin kennen wir uns ja nicht.'' Er grinst. Puh! Gerettet!
Mein Magen knurrt und ich zucke leicht zusammen. Breit grinsend stellt er seine Tasche auf eine Bank und kramt in ihr herum. ,,Na? Hunger?'', fragt er mich und hält mir ein ziemlich lecker-aussehendes Sandwich entgegen. ,,N..nein, danke.'', antworte ich stotternd. Er zieht eine Augenbraue hoch. ,,Bist du dir da ganz sicher?'' Ich muss schlucken und nicke vorsichtig, als mein Magen plötzlich wieder ein lautes knurren von sich gibt. Wie peinlich. Er lacht, greift in seine Tasche und holt ein weiteres Sandwich hervor. ,,Na los! Nimm schon! Das bin ich dir nach dem Auftritt echt schuldig! Abgesehen davon, habe ich genügend dabei.'' Leicht sabbernd schaue ich das Sandwich an. Er macht ja schon einen ziemlich netten Eindruck. Und mein Magen bringt mich noch um! ,,Danke. Sehr lieb, von dir.'' Glücklich packe ich das Sandwich aus und beiße genüsslich rein. ,,Mhhh, lecker! Du hast mir den Tag gerettet! Nun kann ich glücklich sterben!'' Wir müssen beide lachen. ,,Ich bin Jay.'' Er streckt mir seine Hand entgegen. ,,Melody.''
Vielleicht ist dieser Tag ja doch nicht so schlecht, wie ich dachte..
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Great Misfortune ~
RastgeleDas Leben läuft nicht immer so ab, wie man es gerne hätte. ~