Kräuterläden und Blumenverkäufer I

8 3 0
                                    

Am nächsten Morgen ist die Sonne noch nicht einmal richtig aufgegangen, als Zabel schon vor meiner Wohnungstür steht. Noch während ich sie ihm nur mit Unterhemd und Schlafhose bekleidet öffne, rauscht er herein, sodass ich sie direkt wieder schließe.

Er bleibt stehen und schaut sich irritiert um, sein Blick schweift über das dunkle Parkett meiner Wohnung. „Sieht seltsam aus, so ganz ohne Teppich", stellt er beiläufig fest, fängt sich aber schnell wieder. „Wo ist das Spitzohr?", will er barsch wissen und dreht sich zu mir herum.

Gähnend fahre ich mir mit einer Hand durch die vom Schlaf zerzausten Haare. „Nenn ihn nicht so, er hat einen Namen!" Aller Müdigkeit zum Trotz lege ich eine gewisse Schärfe in meine Worte. „Sillír schläft noch. Warum überhaupt?"

„Dann weck ihn, damit wir gleich aufbrechen können", erwidert Zabel ungerührt und ohne auf meine Frage einzugehen.

„Wozu die Eile?", frage ich und gehe gemächlich zu meiner Küchenzeile, um Kaffeepulver und einen Filter aus einem der Hängeschränke sowie zwei Tassen aus einem weiteren zu holen. „Kaffee?"

Zabel brummt etwas vor sich hin, das ich als Zustimmung werte, derweil ich kleine Holzscheite in den Ofen unter dem Herd schiebe und mit einem Streichholz anzünde, damit ich darauf Wasser in einem Teekessel erhitzen kann.

„Also? Haben sich deine Kollegen gemeldet? Gibt's was Neues auf Hohenhain?"

Zabel seufzt und lässt sich auf einem der Stühle am runden Küchentisch nieder. Er stützt die Ellenbogen auf der Holzplatte ab und legt seine Stirn in die gefalteten Hände.

„Nein, das ist es ja", nuschelt er gerade so laut, dass ich ihn verstehen kann. „Da ist nichts. Es ist, als würden sie ahnen, dass sie beschattet werden." Zabel reibt sich sein Nasenbein. „Wir müssen weitere Indizien und Zeugen finden, um den Fall voranzutreiben."

„Und woran dachtest du dabei?", frage ich ihn.

Kurzerhand zieht Zabel sein Zigarrenetui aus der Manteltasche, um es auf dem Küchentisch in Sicherheit zu bringen, bevor er sich aus dem Kleidungsstück windet und es über die Stuhllehne hängt.

„Du solltest den Fae wecken, damit wir aufbrechen können, nachdem ihr etwas gegessen habt", grummelt er. Irgendwie fühle ich mich leicht übergangen.

In übertrieben formeller Geste neige ich den Kopf und lege mir die Hand aufs Herz. Zerknirscht sage ich: „Wie der Herr wünscht. Dann gehe ich mal Sillír wecken."

Minuten später sitzen Sillír und ich vollständig bekleidet mit Zabel am gedeckten Frühstückstisch, trinken Kaffee und essen Brot mit Käse und süßem Aufstrich, während hinter den Fenstern meiner Wohnung die Sonne höhersteigt und ihre rosig-goldenen Strahlen die letzten Fetzen der Dämmerung vertreiben.

Der Alltag draußen lebt auf und tönt durch die geöffneten Fenster, die frische Luft hereinlassen. Hufe klappern und Pferde schnauben, da erste Kutschen sich ihren Weg durch die Straßen Westhavens suchen, laute Morgengrüße werden einander zugerufen.

„Möchtest du uns vielleicht endlich an deinem Plan teilhaben lassen?", frage ich nach einer Weile, als ich es leid bin auf die Folter gespannt zu werden.

„Ich habe nachgedacht ..."

„Glückwunsch!"

Unter zusammengezogenen Augenbrauen und mit mahlender Kieferpartie funkelt Zabel mich böse an. „Ich habe nachgedacht", wiederholt er kräftiger, „und bin zu dem Entschluss gekommen, dass es uns weiterbringen könnte, wenn wir uns auf die Suche nach dem Laden machen, aus dem der Köngismörder das Blauwurz her hat."

Nachdenklich ziehe ich die Stirn kraus, dann nicke ich und meine: „Keine dumme Idee. Wir könnten nach jemandem fragen, der sich für diese Gegend auffällig gekleidet oder verhalten hat. Adlig halt."

„Und wenn der Königsmörder jemanden geschickt hat, um das Blauwurz für ihn zu holen?", wirft Zabel zu Bedenken ein. „Jemanden wie Wolfram Feuerbrant?"

„Selbst dann dürfte es nicht so unwahrscheinlich sein, etwas Verdächtiges zu finden. Es gibt nur wenige Läden, in denen Blauwurz vorrätig ist", erwidere ich. „Außerdem hätten wir dann einen weiteren Zeugen."

Er verzieht den Mund, sodass sein Schnauzbart zuckt. Beinahe wirkt es, als würde er mit einem Mal doch zweifeln. Dennoch verzichte ich darauf ihn daran zu erinnern, dass er derjenige ist, der den Vorschlag gemacht hat.

„Einen Versuch ist es wert!" Ich werfe Sillír einen warmen Blick zu. „Vielleicht ist ja dieses Mal die Fähigkeit unseres neuen Freundes auf unserer Seite."

Detektiv Schwarzherz und der Fall des Königs - überarbeitete VersionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt