Kapitel 12

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* AURORA *

Es ist dunkel, warum ist es so dunkel?

Mit flatternden Augenlidern versuche ich zu erkennen wo ich bin. Doch zunächst erkenne ich nichts und höre nur eine mir vertraute Stimme, die ich jedoch keinem Gesicht zuordnen kann.

"Schwester, Mrs. Warner ist soweit. Sie können sie auf die Station bringen. Ihre Vitalwerte sind in Ordnung und die Narkose lässt auch langsam nach. Ich werde dann später noch einmal nach ihr sehen."

Schwester? Vitalwerte? Narkose?

Was zum Teufel ist hier los?

Oh Gott mein Baby! Was ist mit meinem Baby?

Ich versuche krampfhaft mich irgendwie bemerkbar zu machen, doch ich scheine nicht fähig zu sein mich zu bewegen, oder zu reden. Mir ist klar, dass ich im Krankenhaus bin.

Gerade als ich spüre, wie mein Bett bewegt wird, verschwindet alles wieder im Dunklen.

"Oh Till, sie ist wirklich wunderschön!" höre ich Sandra's Stimme, als ich das nächste Mal zu mir komme, aber immer noch nicht richtig wach bin.

"Oh ja, das ist sie! Sie ist genauso schön wie ihre Mutter!"

Als ich die Stimme des Mannes höre, dem mein Herz gehört, beruhigt mich das ungemein. Und mitzubekommen, dass es offensichtlich auch meiner Tochter gut geht, lässt mein Herz höher schlagen.

"Und Aurora? Ist mit ihr auch alles in Ordnung?" erkundigt sich Sandra. Mein Arm wird zaghaft gestreichelt.

"Ja, sie hat definitiv Glück gehabt und es geht ihr gut. Ich hoffe sie wacht bald auf. Ich weiss nicht, was ich gemacht hätte, wenn ihnen etwas Schlimmeres passiert wäre!"

An dem Klang von Till's Stimme fühle ich den Schmerz und gleichzeitig Erleichterung, die ihn erfassen. Ich habe keinerlei Erinnerung mehr, was passiert ist. Und ich bin ungeduldig meine Tochter zu sehen! Aber zu wissen, dass sie in seinen starken Armen liegt, lässt mich wieder wegdämmern.

Das nächste Mal als ich wach werde und offensichtlich wieder Herr meiner Sinne bin, ist es draussen dunkel. Ich sehe mich in dem schummrigen Licht, das in meinem Zimmer leuchtet, um.

Till sitz neben meinem Bett in einer Art Sessel, sein Kopf ist auf seiner Schulter abgelegt und er schläft tief und fest. Eine Hand liegt auf meinem Arm und die Andere ruht auf dem kleinen Bett auf Rollen, das an seiner rechten Seite steht und in dem unsere Tochter schläft.

Ich versuche mich vorsichtig aufzusetzen, ohne ihn dabei zu wecken, denn ich bin neugierig. Ich muss sie sehen! Und ich möchte sie endlich in meinen Armen halten!

Also recke ich meinen Hals, soweit es mir möglich ist und versuche einen Blick auf den kleinen Menschen zu werfen, den ich Monate lang unter meinem Herzen getragen habe.

"Hey..."

Sein verschlafenes Flüstern lässt mich meine Aufmerksamkeit auf ihn richten. Und meine Augen begegnen seinen tiefbraunen Augen.

"Hey..." wispere ich zurück. Till setzt sich weiter auf und nimmt mein Gesicht in seine Hände.

"Wie geht es dir Liebes? Du hast mir einen riesigen Schreck eingejagt. Mach das ja nie wieder, hörst du?!"

Noch bevor ich etwas erwidern kann, landen seine Lippen auf meinen und meine Emotionen kochen hoch. Ich spüre, wie jede Faser meines Körpers sich nach ihm verzehrt.

"Was ist passiert? Geht es ihr gut?" frage ich, nachdem er sich wieder von mir gelöst hat.

Sein Blick schweift zu unserer Tochter und er dreht sich zu ihr, um sie vorsichtig aus dem Bettchen zu heben.

"Was passiert ist erzähle ich dir später. Und ja, es geht ihr gut. Liebes sie ist so wunderschön wie du und das pure Glück!"

Vorsichtig legt er sie mir in die Arme und sofort treten mir die Tränen vor Freude in die Augen. "Mein Gott. Hallo Kleines."

Ich nehme sie so nah an meine Brust, wie es nur möglich ist. Kurz öffnet sie die Augen und gähnt.

Sie hat eindeutig die Augen ihres Vaters!

"Du hast Recht Schatz, sie ist unglaublich und sie hat deine Augen!" Er grinst stolz.

"Ja und deine Grübchen und diese süße Stupsnase." Mit dem Zeigefinger tippt er auf meine Nase und gibt mir anschließend einen langen, intensiven Kuss.

Wieder einmal bin ich von meinen eignen Gefühlen für ihn überwältigt. In diesem Moment bin ich überglücklich und verschwende keinen Gedanken mehr an seinen Seitensprung.

"Wo ist Teddy? Sandra war doch vorhin hier, oder?" frage ich ihn und reisse erschrocken die Augen auf.

"Es ist alles gut Liebes. Teddy war bei Benjamin's Eltern und ist jetzt wieder bei Sandra. Ich habe ihr gesagt, sie soll morgen mit ihm vorbeikommen." beruhigt er mich.

Erleichtert lehne ich mich wieder an und bewundere dieses süße, kleine Baby auf meinem Arm, als es an der Tür klopft.

"Guten Abend Familie Warner, na wie geht es Ihnen Dreien?" Dr. Miller kommt auf mein Bett zu und schaut mich eindringlich an.

"Es geht mir sehr gut, Dr. Miller. Wann kann ich nach Hause?" frage ich ungeduldig. Er lacht und greift nach meinem Handgelenk um meinen Puls zu messen.

"Mrs. Warner, es freut mich zu hören, dass sie sich gut fühlen. Aber bitte unterschätzen Sie nicht, dass ein Kaiserschnitt eine OP ist! Zudem haben Sie viel Blut verloren und daher werden Sie noch etwas bei uns bleiben müssen." antwortet er mir.

Ich ziehe einen Schmollmund und versuche ihn vom Gegenteil zu überzeugen. "Aber Dr. Miller, ich mag Krankenhäuser nicht. Das wissen Sie, gibt es denn keine andere Möglichkeit?"

Ich klappere mit den Wimpern und ernte nicht nur von meinem Arzt, sondern auch von meinem Mann ein leichtes Kopfschütteln und Grinsen.

"Wie immer unbelehrbar! Nun gut, ich lasse mich erweichen, Sie schnellstmöglich zu entlassen, wenn sich Ihre Blutwerte verbessern und sich Ihr Allgemeinzustand nicht verschlechtert. Aber..." er hebt drohend einen Finger. "...nur, wenn Sie zuhause das Bett hüten und nicht alleine sind! Und ich sage Ihnen gleich, das Ganze wird nicht heute und morgen sein. Ein wenig müssen Sie sich noch gedulden."

Noch bevor ich etwas erwidern kann, ergreift Till das Wort.

"Oh Dr. Miller, sie ist nicht allein! Ich werde mir frei nehmen und dafür Sorgen, dass sie sich an Ihre Anweisungen hält!" Verwundert starre ich ihn an und Dr. Miller nickt.

„Gut. Unter diesen Umständen würde ich sie früher entlassen, aber erst wenn sich ihr Blut regeneriert hat. Und nun schlafen Sie und ruhen sich aus."

Immer noch vollkommen überrascht von Till's Aussage, sehe ich zu, wie Dr. Miller das Zimmer verlässt.

Till hat mit solch einer Überzeugung und Selbstverständlichkeit in seiner Stimme gesprochen, dass es mir regelrecht die Sprache verschlagen hat. Meine Gedanken überschlagen sich, bis er mir über die Wange streichelt.

„Liebes, ist alles in Ordnung?" Ich kehre zurück in die Wirklichkeit und schaue in sein besorgtes Gesicht.

„Ich... ich wundere mich nur, dass du dir frei nehmen möchtest, nur um dich um mich zu kümmern?!" Ein Lächeln erscheint auf seinen Lippen.

„Aber natürlich. Ich habe mir fest vorgenommen mehr für dich bzw. euch da zu sein." verkündet er stolz und hoch erhobenen Hauptes.

„Das ist wirklich schön, aber ich muss mich erst daran gewöhnen. Du lebst schließlich für deine Arbeit. Und falls du dich erinnerst war das eines unserer größten Streitthemen."

Traurig und schuldbewusst senkt er den Blick. „Ja ich weiss. Aber die Trennung von Euch und der Vorfall heute haben mich wachgerüttelt. Ihr seid mir wichtiger!"

Auch wenn ich dem Ganzen noch etwas skeptisch gegenüberstehe, kann ich mir mein Lächeln nicht verkneifen, denn das wäre definitiv ein Zugeständnis und großer Liebesbeweis seinerseits.

Die Macht seiner Augen 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt