Kapitel 3

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* TILL *

An dem Gebäudekomplex meiner Firma angekommen, hält Thomas den Wagen vor dem Haupteingang und öffnet mir die Tür.

Thomas ist noch immer einer meiner treusten und langjährigsten Angestellten und mittlerweile sehe ich ihn bereits als Familienmitglied an. Er kennt mich nur allzu gut und weiß genau, wie sehr ich unter der Trennung meiner Frau leide.

Ein bis zwei Mal hat er versucht das Thema anzuschneiden, doch ich habe sofort abgeblockt. So wie ich es früher, vor Aurora, gemacht habe und nun wieder mache, seitdem sie gegangen ist.

„Thomas, Benjamin kommt um 17:00 Uhr hier her und dann möchten wir in eine Bar. Bitte halten Sie den Wagen bereit!" informiere ich ihn, als ich aussteige, meine Aktentasche vom Rücksitz nehme, ihn allerdings keines Blickes würdige.

Er würde versuchen mich in ein Gespräch zu verwickeln, weil er mich so gut kennt und er heute in meinem Gesicht, wie in einem offenen Buch lesen könnte, gebe ich ihm erst gar keine Chance dazu. Ich habe schlichtweg heute keine Nerven für eine solche Unterhaltung, oder Fragen nach meinem Zustand.

Ich weiß, er kann nichts dafür, dass sie mich verlassen hat. Aber ich kann auch nicht vergessen, dass er sie von mir fortgebracht hat in dieser Nacht. So wie damals, als ich von ihrer Schwangerschaft mit Teddy erfuhr.

„Ja Sir." antwortet er nickend und schlägt die hintere Wagen Tür zu. Aus dem Augenwinkel sehe ich seinen ehrfürchtigen Blick, beschließe aber auch darauf nicht einzugehen.

Ich lasse ihn einfach stehen und laufe durch die großen Flügeltüren aus Glas, auf denen in großen Lettern WARNER ADVERTISING steht, direkt auf die Aufzüge zu.

Gefühlt 100 Mitarbeiter grüßen mich freundlich, aber mehr als ein Nicken oder teils auch einen genervten Blick, sind sie mir in diesem Moment nicht wert.

Ich husche in den Aufzug und bin erleichtert festzustellen, dass ich allein bin, als die Türen sich schließen. Ich lasse mich mit dem Rücken an die Aufzugwand fallen, lege den Kopf in den Nacken und atme tief durch.

Nachdem ich den Knopf für den 18. Stock, meine Chefetage, betätigt habe und der Aufzug sich langsam in Bewegung setzt, bekomme ich ein schlechtes Gewissen meinen Mitarbeitern gegenüber. Ich war nicht immer so! Im Gegenteil, ich war immer darauf bedacht meinen Mitarbeitern mit Respekt und Freundlichkeit entgegen zu treten. Und nie meine privaten Differenzen oder Probleme mit zur Arbeit zu bringen.

Bis vor ein paar Wochen!

Mit ihrem Auszug hat Aurora einen Teil von mir mitgenommen! Den freundlichen, liebevollen und fröhlichen Teil. Ich fühle mich einfach nur leer ohne sie!

Ich ziehe mein Handy aus dem Sakko und hoffe dieses Mal eine Antwort von ihr erhalten zu haben.

Nichts!!! Mist! Ich habe es wirklich verbockt!

Als die Aufzugtüren aufschwingen, stecke ich mein Handy wieder zurück in die Innentasche meines Sakko's und zwinge mich nicht zu aufgewühlt zu wirken und meine Gedanken an Aurora beiseite zu schieben. Wenigstens bis nach dem Treffen mit den Investoren! Viel länger wird es mir eh nicht gelingen, dass ist mir schmerzlich bewusst!

„Mr. Warner, Sir, da sind Sie ja. Ihre Investoren warten bereits im Konferenzraum und die Post habe ich Ihnen auf den Schreibtisch gelegt. Ebenso Ihre Anruferliste. Kann..." spricht Veronika, meine Assistentin, wie ein Wasserfall.

Oh man, geht mir diese Stimme und ihre schleimige Art auf die Nerven! Ich weiß nicht, ob das von Unsicherheit ihrerseits herrührt, oder ob sie auf mich steht. Trotz allem muss ich zugeben, sie macht ihren Job wirklich gut. Ausserdem würde wohl keine Andere mit meinen derzeitigen Stimmungswechseln zurecht kommen, sondern eher heulend davonlaufen.

Die Macht seiner Augen 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt