Kapitel 22

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* TILL *

Sie hat gerade das Zimmer verlassen und ich nehme mir die Wärmflasche, lege sie an meinen Bauch und rolle mich, so klein wie nur möglich zusammen.

Belogen habe ich Aurora nicht, aber ganz ehrlich war ich auch nicht zu ihr. Die Übelkeit ist zwar fort, aber die Krämpfe sind noch immer ziemlich heftig. Ich kann und will einfach nicht schwach vor ihr wirken. Immerhin bin ich der Mann im Haus und muss Stärke für sie und unsere Kinder zeigen.

Nur leider gelingt mir das gerade nicht sonderlich gut.

Ich spüre wie Aurora sich neben mich legt und ihre kleinen, zarten Finger ganz sanft durch mein Haar fahren. Ich liebe es, wenn sie das macht!

Langsam drehe ich mich auf den Rücken, die Wärmflasche lege ich mir auf den Magen, da sie mir wirklich ein wenig Linderung verschafft, und ziehe sie näher an mich heran.

"Danke für Alles. Ich liebe dich." flüstere ich ihr zu.

Ihre Worte bekomme ich nicht mehr mit, denn ich übertrete gerade die Grenze der Wirklichkeit zur Traumwelt...

Mit einem lauten Gepolter wird die Tür zu meinem Büro aufgestossen. Erschrocken schaue ich von meinen Unterlagen hoch und sehe Samantha zur Tür hereintreten.

"Hallo Liebster, kannst du deiner inkompetenten Assistentin bitte mal sagen, dass ich hier rein darf, wann immer ich möchte?!" ruft sie mir mit in die Hüften gestemmten Händen zu.

Überrascht starre ich sie an.

Was zum Teufel macht sie hier?

Und wann ist sie aus der Klinik entlassen worden?

Und vor Allem, warum nennt sie mich Liebster???

Unfähig ihr etwas entgegen zu bringen, bleibe ich regungslos auf meinem Bürostuhl sitzen und beobachte, wie sie durch mein Büro stolziert und sich vor das Fenster stellt.

Sie trägt ein, meines Erachtens nach, viel zu kurzes, ja schon fast aufreizendes Kleid. Ihre High Heels betonen zwar ihre schlanken Beine, aber irgendwie sieht die Kombination aus Beidem einfach nur billig aus. Ihr gesamtes Outfit schreit regelrecht "Reiß mir die Klamotten vom Leib!" Innerlich schüttelt es mich.

"Liebster?" holt sie mich aus meiner Schockstarre. Ich stehe auf, gehe um meinen Schreibtisch und lehne mich, mit den Händen in den Hosentaschen und überkreuzten Beinen, an den vorderen Teil.

"Samantha, was zum Teufel machst du hier?"

Entgeistert starrt sie mich an. "Darf eine Frau ihren Mann nicht auf der Arbeit besuchen?"

Mann???

"Ich bin nicht dein Mann!" antworte ich schroff und gleichgültig.

Langsam kommt sie auf mich zu, nimmt meine Hand aus meiner Hosentasche und tippt auf meinen Ringfinger.

"Und was ist das dann hier?" sie lächelt mich an und versucht sexy zu wirken. Doch bei mir sorgt es mehr für Übelkeit, als Erregung.

Langsam senke ich meinen Blick auf meinen Ringfinger. Der darauf sitzende goldene Ring lässt Erinnerungen an meine Hochzeit aufblitzen.

Meine Hochzeit mit meiner einzig, wahren Liebe... Aurora!

"Ja, das ist mein Ehering! Aber nicht du bist meine Frau, sondern Aurora!" Sie legt ihre Hand an meine Wange.

"Liebster... geht es dir gut? Und wer ist Aurora?"

Ich drehe mich von ihr weg und laufe verwirrt und aufgeregt zum Fenster. Mit meinen Händen fahre ich aufgewühlt durch mein Haar.

Die Macht seiner Augen 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt