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"Das hier ist definitiv mein Lieblingsbild!", meinte Hermione und nahm es noch einmal in die Hand, während ich die übrigen Bilder wieder in den Umschlag steckte. Es war ein Bild von ihrem ersten Geburtstag. Sie hatte das ganze Gesicht verschmiert mit Kuchen. Ich sass in einem Hochstuhl, streckte meine Hände nach ihr aus und versuchte nach ihr zu greifen und im Hintergrund war Mom, die fröhlich lachte. Ja, ich verstand, warum das ihr Lieblingsbild war. 

"Das ist wirklich süss! Meinst du, wir sollen langsam mal in den Turm? Ich meine, wenn wir wie immer gleich nach dem Abendessen zu Astronomie gehen, sollten wir mal unsere Bücher holen,nicht?", schlug ich vor. Hermione sah auf die Uhr. 

"Ja, wir sollten wohl langsam zu den anderen. Was meinst du, sollen wir es den anderen Sagen?", wollte sie wissen. Ich zuckte mit den Schultern. 

"Ginny würde ich es nur ungern vorenthalten. Und Ron auch. Aber wenn du mich fragst, müssen die anderen es jetzt nicht unbedingt erfahren", schlug ich vor. 

"Ich bin der Meinung, es muss kein Geheimnis sein. Wer es rausfindet weiss es halt, aber wir müssen es ja nicht an die grosse Glocke hängen!"

Damit war ich einverstanden. Bei dem Gedanken, dass irgendetwas in meinem Leben ein Geheimnis bleiben könnte musste ich leicht grinsen. Ein unbedachtes Wort von mir in der Öffentlichkeit und am nächsten Morgen steht es im Propheten. Wir verliessen den Raum der Wünsche und machten und auf den Weg in den Gemeinschaftsraum. Wir schwiegen eine Weile. Erst, als wir nur noch einen Gang vom Portrait entfernt waren brach Hermione das Schweigen.

"Harry, kannst du mir die Karte mal ausleihen?", fragte sie. Verwirrt sah ich den Lockenkopf an. 

"Was willst du denn damit?", fragte ich verwirrt. Was wollte eine Hexe die alle Regeln so gewissenhaft befolgte wie Hermione denn mit der Karte des Rumtreibers?

"Ich....ähm....also...ich...Harry, kann ich dir das wann anders erzählen?", stotterte sie. Was zur Hölle war bitte mit meiner besten Freundin los? Sie war doch sonst nicht so.

"Willst du wieder durchs Schloss wandern? Wieder zum Nachdenken?"

Ihre Ausrede hatte vorhin schon sehr fadenscheinig gewirkt. War da etwas im Busch? Traf sie sich etwa heimlich mit jemandem?

"Bitte Harry, du musst mir einfach vertrauen! Ich erkläre es dir bald! Aber bis dahin, musst du mir einfach Vertrauen, ok?"

Ich seufzte. Es war ja nicht so, dass ich nie Geheimnisse vor ihr gehabt hatte. Ich kramte das alte Pergament aus meiner Tasche hervor. 

"Darf ich annehmen, dass du ausserhalb des Gemeinschaftsraum sein wirst?", fragte ich. Sie nickte und wurde rot, was mich leicht zum Lachen brachte. Dann griff ich noch einmal in meine Tasche und zog den Tarnumhang hervor. Die ältere sah mich erstaunt an. 

"Du sollst doch nicht deinen guten Ruf verlieren, wenn man dich erwischt! Ausserdem steht er dir, nach allem was wir heute herausgefunden haben, doch mindestens genauso zu wie mir!", meinte ich nur. Sie lächelte und nahm mir  etwas zögerlich Karte und Umhang ab. Sie faltete den Umhang sorgsam zusammen und verstaute beides in ihrer Tasche. Es war die Perlenhandtasche, die uns durch das ganze letzte Jahr begleitet hatte, nur war ihr Aussehen so verändert, dass sie nun aussah, wie eine ganz gewöhnliche Schultasche. Hermione zog mich in eine Umarmung.

"Danke Harry! Kann ich dich noch um eine letzte Sache bitten?", wollte sie wissen. Ich ahnte, was sie noch wollte. 

"Ich lenk Ginny und Lavender ab, dass du dich wegschleichen kannst. Ron kriegt das wahrscheinlich sowieso nicht mit", versprach ich. 

"Danke Harry, du bist der Beste! Ich will gleich nach Astronomie weg, schaffst du es, die beiden abzulenken?", wollte sie wissen. Sie sah mich fragend an. Ihre Augen strahlten und ich war mir sicher, dass ich sie noch nie so breit und aufrichtig hatte Lächeln sehen. 

"Natürlich! Hallo, ein bisschen mehr Vertrauen in mich und meine Fähigkeiten!", empörte ich mich, mit einer guten Portion Ironie in der Stimme. Ich boxte sie spielerisch in die Schulter. 

"Ich bin der Junge der lebt! Ich habe Voldemort zwei mal überlebt, da ist das Ablenken von zwei Teenagerinnen nun wirklich ein Kinderspiel!"

Ich sah sie an, und versuchte einen ernsten Blick zu behalten. Leider mit mässigem Erfolg. Ich brach in schallendes Gelächter aus und Hermione stieg mit ein. Sie hatte recht. Einen so grossen Unterschied machte es gar nicht, dass wir jetzt Geschwister waren. Wir waren noch immer einfach nur Harry und Hermione! 

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