"Ich bin ja so aufgeregt! Stell dir vor, heute kommt Marie endlich! Ich hoffe so, dass Sharon nett zu ihr ist! Stell dir vor wenn sie als erstes Sharon treffen würde! Das würde mir so leid tun!"
So und ähnlich redete Tess schon seit genau sechs Uhr in der Früh ohne Punkt und Komma und allmählich verlor ich die Hoffnung, dass sie je wieder aufhören würde. Aber wenn sie redete, hieß das noch lange nicht, dass ich zuhören musste. Müde stieg ich aus unserer Limousine aus und schlurfte ihr hinterher. Ich hatte eigentlich aufgegeben sie zum schweigen zu bewegen, weshalb ich jetzt, da ich in sie hineinlief und sie keinen Ton von sich gab, sehr überrascht war. Aber gerade als ich sie fragen wollte, was los war, sah ich es selbst. Taylor Collins (diesmal nicht betrunken) stand wie üblich am Schultor. Aber das war nicht, was Tess zum schweigen gebracht hatte. Vielmehr das Mädchen, das er gerade anmachte. Sharon stand mit Funken sprühenden Augen hinter den beiden. Das Mädchen war eindeutig Marie. Aber sie hatte ihre blonden Haare Rot gefärbt und kurz abgeschnitten. Auch ihr Kleidungsstil hatte sich stark gewandelt. Anstatt der vielen Bunten Röcke und Tücher, die sie früher immer bunt kombiniert hatte, und die für sie so typisch gewesen waren, trug sie ein eng anliegendes, figurbetontes Shirt und Skinnyjeans. Sie sah gut aus, obwohl es ungewohnt war, sie so zu sehen. Es schien ihr überhaupt nicht zu gefallen vor allen so angebaggert zu werden. Also beschloss ich kurzerhand, dass sie Hilfe brauchte und drängte mich durch die Menge, die damit beschäftigt war, das neue, hübsche Mädchen zu betrachten. Keiner dachte darüber nach, ob ihr das passte. Das taten sie nie. Bei ihr angekommen nahm ich ihren Arm, rief:
"Hey! Toll dass du endlich da bist! Wir haben uns ja schon so lange nicht gesehen! Ich habe dir so viel zu erzählen!",
und zog sie mit mir zur nächsten Toilette. Als wir in Sicherheit waren ließ ich sie los.
"Danke, Alice! Du warst meine Rettung!" Sie war so außer sich vor Erleichterung, dass sie mir um den Hals fiel.
"Haha kein Problem! Aber sag mal wie siehst du denn aus?!", erwiderte ich und war überrascht, dass sie mich überhaupt verstand, denn sie schnürte mir die Luft ab. Jetzt merkte sie das wohl auch, denn sie hatte mich losgelassen und trat aufgeregt von einem Fuß auf den anderen.
"Entschuldigung, aber die ganzen Leute haben mir so Angst gemacht! Ich hasse es angestarrt zu werden und dieser Typ! Wie heißt er nochmal? Seine Kommentare waren echt widerlich!",
fing nun auch sie zu plappern an. Na toll! Vom Regen in die Traufe. Mussten Menschen immer so viel reden? Ich fand ja auch schön, dass sie jetzt auf diese Schule gehen würde und sie so öfter sehen konnte aber ich war müde und ich wusste aus Erfahrung, dass Marie noch mehr reden konnte als Tess, wenn sie aufgeregt war.
"Ich zeige dir wohl besser den Weg zum Sekretariat", unterbrach ich sie schnell, nur um dann von einem neuen Redefluss überrollt zu werden:
"Ja das wäre toll, Danke! Es ist so toll, dass ich dich getroffen habe! Was würde ich nur ohne dich machen?",
plapperte sie weiter und ehrlich gesagt hatte ich sie so vermisst, dass es mir nicht so viel ausmachte. Am Weg schauten uns zwar einige hinterher aber diesmal Pfiff niemand und es quatschte uns auch keiner an. Dafür war ich sehr dankbar.
Wie sich herausstellte war Marie zum Glück in unser Zimmer eingeteilt und ich wurde, da wir uns schon kannten (und außerdem das selbe Zimmer bewohnten) zu ihrem Guide ernannt. Ich zeigte ihr den Weg zu ihrem ersten Kurs und da sie Mathe und ich Geschichte hatte trennten sich unsere Wege relativ bald wieder. Allerdings übergab ich sie an der Tür zum Klassenraum an Tess, die ebenfalls Mathe hatte. Während der gesamten Stunde saß ich am Fenster, dachte nach und sehnte dem Läuten entgegen. Ich mochte Geschichte normalerweise -ok ich mochte jedes Fach aber Geschichte war doch besonders interessant. Nur an diesem Tag konnte ich mich nicht konzentrieren. Nicht, dass das meiner Note in irgendeiner Weise Schaden könnte -Mr Carson liebte mich! Einmal nicht aufpassen würde mich schon nicht den Kopf kosten. Obwohl Mr Carson das eigentlich nicht so gerne sah.
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Got your heart, princess
RomanceAlice Graymark ist auf einem strengen Privatinternat, hat Eltern, die sich nie richtig um sie kümmern und viele Menschen, die sie bewundern, aber wenige, die sie kennen. Sie öffnet sich nur wenigen Menschen, denn damit hat sie nicht so gute Erfahrun...