Kapitel 7

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Es war früher Freitag als erwartet. Aber ich hatte den ganzen Tag das Gefühl, dass Donnerstag sein musste und am Abend als Tess und Marie anfingen sich zusammenzupacken, war ich dementsprechend verwundert.

"Was macht ihr denn da? Normalerweise packt man erst am Tag der Abreise!", sagte ich.

"Ach, Alice! Es ist Freitag!",

antwortete Tess, die wusste, dass ich nicht nach Hause wollte, mitfühlend. Am Internat war es üblich, dass alle Schüler über das Wochenende nach Hause fuhren, seit die Regel eingeführt wurde, dass jeder, der da blieb beim putzen helfen musste. Sharon, die am anderen Ende Kaliforniens lebte, ließ sich, wie einige andere, sogar mit dem Privatjet abholen. Ich warf schnell meine Zahnbürste und andere Hygieneartikel in eine kleine Tasche und verabschiedete mich wiederstrebend von meinen beiden süßen Freundinnen, die mir versprachen, dass wir uns am Wochenende treffen würden. Dann sah ich auf die Uhr und bemerkte, dass es schon fünf nach acht war und da meine Limousine für gewöhnlich um acht vorfuhr, rannte ich schnell hinunter, um Bertie, unseren Chauffeur und Butler, nicht länger warten zu lassen. Als ich mich durch die kleine Menschenansammlung am Eingang zu zwängen versuchte, zog mich Leon plötzlich zurück und sagte eindringlich:

"Alice! Bitte glaube mir! Ich liebe dich! Und ich weiß, dass du mich auch liebst! Du willst es nur nicht zugeben! Aber ich würde alles für dich tun! Und ich werde auf dich warten, bis du merkst, dass wir zusammen gehören!"

"Leon! Ich habe dir gesagt ich will nichts von dir und du könntest dich langsam mit dem Gedanken abfinden! Wie oft muss ich es dir noch sagen?!", fragte ich frustriert und genervt.

"Aber Alice! Ich wollte doch-"

"Nein, Leon! Ich sage dir jetzt mal was ich will! Ich will, dass du mich in Ruhe lässt und dir wen anderen suchst, den du Nerven kannst! Wie wäre es mit Sharon?", fiel ich ihm ins Wort.

"Aber Sharon kann doch überhaupt nicht mit dir mithalten!", argumentierte Leon jetzt. Ich war erleichtert, dass er das erkannte, denn das sprach eindeutig für seinen Verstand, aber trotzdem sollte er mich endlich in Ruhe lassen. Ich hatte ihm schon gefühlte hundert mal erklären müssen, dass ich nichts von ihm wollte und vielleicht hätte ich mehr Geduld mit ihm gehabt, wenn ich nicht so im Stress gewesen wäre... Oder wenn er der einzige gewesen wäre, der mir diese Woche eine Liebeserklärung gemacht hatte. Ich riss meine Hand aus der festen Umklammerung und wollte mich schon umdrehen und gehen, da lagen plötzlich Leons Lippen auf meinen. Das konnte doch nicht wahr sein?! Ich sagte ihm gerade, dass ich nichts von ihm wollte und er küsste mich? Ich riss mich los und schlug ihm ins Gesicht.

"Welchen Teil an 'ich empfinde nichts für dich' hast du nicht verstanden?", fragte ich verärgert und bahnte mir kopfschüttelnd einen Weg durch die schaulustige Menschenmenge, die unsere Auseinandersetzung gespannt verfolgt hatte. Ich war keine fünf Schritte weit gekommen, da hörte ich eine neue Stimme, die ich in diesem Moment genauso wenig hören wollte. Es war Taylor.

"Hey Babe! Ich wäre dir ja zur Hilfe gekommen... Aber den Typ hast du ganz schön erledigt, diesen La.. Li... Lio? Le... Leon! Aber keine Sorge, sollte er dir nochmal so kommen, bekommt er es mit mir zu tun. Denn du gehörst allein mir!", sagte er verführerisch, während er mir den Arm um die Schulter legte.

"Ich gehöre dir genauso wenig wie ihm! Warum glaubt ihr alle ich sei ein Objekt, das man besitzen kann? Ich bin ein Mensch und habe Gefühle und in diesem Fall sagen sie mir, dass ich weder ihn noch dich will! Warum versteht ihr das denn nicht?!", erwiderte ich immer lauter werdend und befreite mich aus seiner ungemütlichen Umarmung. Ich war schon so genervt, dass ich mit bloßen Händen einen Baum hätte entwurzeln können. Gerade wollte ich in die Limousine einsteigen, deren Tür mit Bertie jetzt schon seit ungefähr zehn Minuten aufhielt, da rief schon wieder jemand meinen Namen.

"Was zum Teufel ist denn jetzt noch?!", schrie ich ungeduldig und verärgert.

"Kein Grund zur Aufregung! Ich wollte nur fragen, ob du morgen eh zu meiner Party kommst!", hörte ich Alex' Stimme.

"Oh, Alex! Es tut mir so leid ich wollte dich nicht anschreien! Es ist nur... Es ist nur...", versuchte ich mich zu entschuldigen.

"Kein Problem. Also kommst du?", winkte er in seiner üblichen guten Laune ab.

"Ja klar, ich schau was sich machen lässt", beantwortete ich seine Frage schnell, um dann endlich in den ledernen Sitz des Autos zu sinken.

Als ich erschöpft aus dem Auto ausstieg, fand ich ein dunkles und verlassenes Haus vor, obwohl meine 'Eltern' versprochen hatten, dass sie da sein würden. Aber ich war daran gewöhnt, dass sie ihr Wort nicht hielten und hatte garnicht mit ihrer Anwesenheit gerechnet. Wie erwartet fand ich am Küchentisch einen kleinen Zettel, auf dem stand, dass sie kurzfristig zu einer wichtigen Spendengala eingeladen wurden und dass sie dort unbedingt erscheinen mussten und dass es ihnen so leid tat, nicht da sein zu können, wenn ich kam und wie sehr sie mich doch liebten. Außerdem lagen 50 Dollar unter dem Zettel, die wohl als Entschädigung dienen sollten. Ich hasste es! Nie waren sie für mich da! Sie schienen nicht zu verstehen, dass ich nicht ihr Geld, sondern ihre Liebe und Zeit brauchte. Bertie, der das Haus nach mir betreten hatte, bedachte mich mit einem mitfühlenden Lächeln und ich beschloss ohne Essen in mein Zimmer zu gehen.

"Gute Nacht, Bertie.", rief ich unserem Butler und der einzigen Person in diesem Haus, mit der ich mich wirklich gut verstand, noch über die Schulter zu.

Got your heart,  princessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt