Kapitel 4

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"Habt ihr ihr Gesicht gesehen, als es zum Ende der Stunde geläutet hat? Sie war so überrascht! Ist sie immer so?", fragte uns Marie gerade über unsere IT Lehrerin Mm Rose aus.

"Ja sie verliert sich immer so in ihrem 'spannenden' Unterricht, dass sie nie bemerkt, wie die Zeit vergeht", antwortete ich lachend und Tess rief in dem für Mm Rose typischen französischen Akzent:

"Ach Kinderlein, jetzt ist die Stunde schon wieder zu ende und dabei wollte ich doch gerade erst anfangen!" Und wir alle brachen in Gelächter aus. Wir waren auf dem Weg in unser Zimmer, da die Doppelstunde IT für heute über letztes Fach war. Tess, die die Zimmertür aufschloss, hob einen Zettel vom Boden auf.

"Sollen wir ihn lesen? Er ist sicher wieder von einem deiner Verehrer" sagte sie zu mir. Ich wollte schon Antworten, dass wir das nicht tun würden, als Marie an mir vorbei sprang und ihn Tess aus der Hand riss. Sie faltete ihn auf, las die kurze Nachricht, die darauf stand und sagte verschmitzt:

"Na, na! Nicht so eingebildet! Der Zettel ist garnicht für Alice. Zumindest nicht nur..." Und sie reichte Tess den Zettel weiter. Diese las laut:

"Hi, können wir das mit gestern Nacht wiederholen? Diesmal aus Revanche in eurem Zimmer?"

Der Zettel hatte zwar weder Unterschrift noch Absender, aber wir wussten trotzdem genau, wer uns in der Nacht treffen wollte. Die Badboys vom Dienst. Aber letzte Nacht hatte uns allen sehr Spaß gemacht und wir beschlossen, dass es abgesehen davon, dass wir wieder von Lehrern erwischt werden konnten, vollkommen ungefährlich war, also schrieben wir ein kleines Zettelchen, auf dem nur vier Worte standen: 'Wenn ihr euch traut!' Marie bestand darauf es mit ihrem Flaschenzug zu befördern und da keine von uns große Lust hatte aufzustehen und den Jungs das Zettelchen vor die Türe zu legen, waren wir alle einverstanden. Kurze Zeit später klopfte es an der Tür und Tess, die inzwischen ihren Teil des Zimmers aufgeräumt hatte, sprang hin. Luis, Alex und Tom betraten schnell das Zimmer und Tess schloss die Tür hinter ihnen leise wieder. Als wir wieder in einem Kreis saßen -er war diesmal schon fast als ein solcher zu erkennen- fragte Luis:" Was machen wir heute?" Und Marie sprang sofort auf, um aus ihrem riesigen Koffer Werwolfkarten zu zaubern. Einige von uns stöhnten auf aber Tom rief begeistert:

"Hey toll! Ich hab schon seid dem Kindergarten nichtmehr Werwolf gespielt!" Also spielten wir Werwolf. Aber Tom war nicht der hellste Kopf. Einmal sagte Tess als Spielleiterin:

"Das Dorf schläft langsam ein. Alle Dorfbewohner schließen die Augen..." Nach einer kurzen Pause sagte sie etwas eindringlicher:

"ALLE Dorfbewohner schließen die Augen." Und nach einer weiteren kurzen Pause wollte sie noch einmal ansetzten:

"ALLE Dorfbe...", doch Tom fiel ihr plötzlich ins Wort:

"Aber ich bin kein Dorfbewohner! Ich bin ein Werwolf, schau!" Wir alle bekamen einen Lachkrampf und nach einigen Versuchen dieser Art gaben wir es schließlich auf. Tess packte ihre beim Fliegen leuchtende Frisbee aus, also gingen wir auf den Sportplatz hinter dem Schulgebäude, wo uns sicher keiner sehen konnte und spielten dort solange, bis keiner mehr konnte. Erschöpft legten wir uns ins Gras und schauten uns die Sterne an. Ich lag neben Alex und da ihn die Sterne nicht so zu interessieren schienen, fing er an mit mir zu sprechen. Wäre es nach mir gegangen, hätten wir uns einfach nur die Sterne angesehen und geschwiegen. Aber es ging nicht nach mir.

"Warum haben wir das eigentlich früher noch nie gemacht? Miteinander abhängen, mein ich?", fragte er.

"Keine Ahnung... Wussten nicht, dass es Spaß machen könnte, nehme ich an...", antwortete ich vorsichtig.

"Das stimmt wahrscheinlich, aber es ist schon schade um die ganze verlorene Zeit. Wir haben wohl noch einiges aufzuholen... Ein paar Küsse zum Beispiel -die kann man schnell nachholen..." Ich wusste, dass es ein Scherz war und gerade wollte ich etwas sarkastisches erwidern, als Tom aufsprang, sich auf Alex stürzte und ihn anschrie:

"Wie kannst du es wagen so etwas zu meiner Freundin zu sagen! Erst recht wenn ich daneben sitze?!" Und an mich gewandt fügte er hinzu: "Du weißt schon, dass das echt an Fremdgehen grenzt, Alice? Ich hätte von dir schon mehr Treue erwartet!" Gespielt niedergeschlagen antwortete ich:

"Ich wusste nicht, was ich tun sollte! Unsere Beziehung hätte doch ein Geheimnis bleiben sollen! Aber jetzt hast du alles ruiniert!" Alex rief geschockt:

"Nicht echt jetzt?! Ihr seid zusammen und du sagst mir nichts Tom? Und mit IHR?? Wie konntest du nur? Was soll das Alter?" Auch Marie glaubte unser kleiner Scherz sei echt gewesen. Nur Tess kannte mich gut genug um daran zu zweifeln und auch Luis schien uns nicht zu glauben. Gelangweilt sagte er zu Alex:

"Das glaubst du jetzt aber nicht echt, oder?!" Und wir fingen wieder alle an lauthals zu lachen.

Got your heart,  princessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt