Kapitel 13

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Die Sonne schien hell in mein Zimmer und kitzelte mich wach. Ich drehte mich um und öffnete langsam meine Augen. Ich lag in meine Decke gekuschelt in meinem Bett, konnte mich allerdings nicht daran erinnern, wie ich hierhin gekommen war. Nur langsam fielen mir die Vorkommnisse des letzten Abends ein. Mit einem Schlag war ich hellwach. Ich war gestern in Luis' Armen eingeschlafen! Er hatte mich festgehalten und getröstet! Warum hatte er das gemacht? Er, der arrogante, selbstverliebte Idiot, der immer nur an sich dachte! Er hatte sich um mich gekümmert und mir zugehört, als ich es gebraucht hatte! Er war so anders gewesen, als ich ihn bis jetzt kannte! Vielleicht steckte doch ein guter Kern in ihm, den man eben ausgraben musste -auch wenn man sehr lang Graben musste. Die Tür ging auf und fast erwartete ich, sein Gesicht zu sehen. Ich ärgerte mich umso mehr über den Stich der Enttäuschung, den ich verspürte, als Bertie seinen Kopf in den Eingang steckte, und mich fragend ansah.

"Darf ich Ihnen Frühstück zubereiten, Miss?",

fragte er vorsichtig, fast so, als ob er erwartete, dass ich an seinen Worten zerbrach. Ich war mir der Tatsache bewusst, dass er wissen wollte, wie ich mit der erneuten Enttäuschung, dass meine Eltern mich versetzt hatten, umgehen würde, doch ich hatte keine Lust, auf die unausgesprochene Frage zu antworten. Stattdessen sagte ich:

"Ja Bertie, Frühstück wäre schön."

Ich überlegte kurz.

"Wie spät ist es denn?",

fragte ich dann, da ich wusste, dass Bertie sich Sonntag Vormittags immer frei nahm, um in die Kirche gehen zu können. Demnach musste es entweder sehr früh sein, denn dann wäre er noch nicht weg oder relativ spät, denn dann wäre er schon zurück. Wie auch immer war ich sehr froh über seine Anwesenheit.

"11:00 Uhr ist es, Miss",

antwortete er vage. Um diese Uhrzeit war er an einem Sonntag nie bei uns -es sei denn meine Eltern baten ihn eindringlich. Und das hieß für gewöhnlich, dass sie nicht anwesend waren. Ich war mir sicher, dass Bertie meinem Gedankengang folgen konnte, denn er hatte wieder sein mitleidiges Lächeln aufgesetzt.

"Wollen Sie heute Tee oder Kakao? Oder heute vielleicht ausnahmsweise einen Kaffee?",

fragte der einzige, der mich verstand. Obwohl das ja jetzt nicht mehr stimmte -ich hatte Luis von meinen Eltern erzählt. Im Nachhinein wusste ich nichtmehr warum ich es getan hatte. Es war ein Fehler gewesen, den ich jetzt sehr bereute. Wie hatte das passieren können? Ich hatte vor ihm zugegeben, wie schwach ich war. Sicher war er sobald ich geschlafen hatte gefahren, um der Welt von meiner Schwäche zu erzählen! Ich verlor mich erneut in meinen eigenen Gedanken und vergaß ganz, das Bertie auf eine Antwort wartete, bis dieser sich räusperte.

"Oh, Bertie! Sie sind noch da",

rief ich überrascht, antwortete dann aber doch auf seine Frage, die mir wieder einfiel.

"Heute bitte Kaffee, den brauch ich jetzt ganz dringend",

sagte ich frustriert und gähnte laut. Mir schwirrten so viele Fragen im Kopf, dass ich nicht wusste, wo ich anfangen sollte. Wo waren meine Eltern? Was machte Luis? Wie würde es zwischen uns weiter gehen? Tief in meinem innersten fragte sich ein besonders verletzter und unvernünftiger Teil von mir, ob meine Eltern vielleicht planten, mich los zu werden und deshalb so wenig da waren. Bei diesem Gedanken lief mir ein Schauer über den Rücken. Langsam stand ich auf. Jetzt, wo meine Eltern mich wieder versetzt hatten, waren meine Pläne für den Sonntag geplatzt. Ich schlich zum Fenster und sah eine Minute lang einfach nur hinaus. Dann riss ich mich zusammen, setzte ein Lächeln auf und beschloss, mir diesen Tag von niemandem verderben zu lassen. Weder von meinen Eltern, noch von Luis, der noch immer in meinen Gedanken herum spuckte, noch von sonst jemandem. Ich konnte mich ja nicht ewig im Selbstmitleid wälzen und vor der Welt verschanzen. Ich würde zuerst eine Dusche nehmen und mich dann eben früher mit Marie und Tess treffen.

Got your heart,  princessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt