18~ Samstag

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Ich bin zum ersten mal nach sehr langer Zeit wieder erholter aus dem Schlaf erwacht. Viel früher als sonst hat mein Wecker geklingelt. Neuen Mutes begebe ich mich ins Badezimmer und dusche erstmal.

Heute ist es wieder so weit. Ein Monat ist vergangen und ich bin voller Vorfreude. Dies ist immer der schönste und schlimmste Tag im Monat. Jeder dritte Samstag im Monat erfüllt mich mit so viel Freude und gleichzeitig mit so unendlich viel Trauer.

Sie haben ihn mir genommen. Sie haben dafür gesorgt, dass ich ihn nur ein mal im Monat sehen kann. Das ich nur ein mal im Monat seine Welt etwas schöner machen kann. Das ich ein mal im Monat ihn darauf vorbereiten kann was passieren könnte und das er stark sein und werden muss. Er muss überleben, so wie ich es getan habe. Nur so lange bis ich ihn zu mir holen kann.

Ich habe es fast. Ich habe fast das ganze Geld zusammen was sie für ihn haben wollen. Ich lebe allein von den Grundbedürfnissen und lege so viel wie möglich beiseite damit ich ihn abkaufen kann.

Es hört sich so falsch an das zu sagen, aber so läuft das eben. Ich habe mir den Arsch abgearbeitet um uns frei zu kaufen doch dann haben sie den Preis für uns beide verdoppelt. Ich bin gerichtlich vorgegangen, habe verloren aber konnte verhandeln Ben ein mal im Monat zu besuchen. In dieser kurzen Zeit von elf Stunden versuche ich alles was ich ihm bisher beibrachte immer wieder zu festigen und wiederholen.

Es ist unfassbar wichtig, dass er nicht vergisst, was ich ihn Lehre. Nur so kann er ohne Probleme durchhalten bis ich die Summe zusammen habe. Der Abschied ist immer wieder schrecklich. Das ist der Teil, vom schlimmsten Tag im Monat.

Sein weinen und schreien ihn nicht los zu lassen. Die Angst in seinen Augen zu sehen, wenn er versteht, dass er wieder in dieses Haus muss. Die Trauer, dass ich nur elf Stunden im Monat Zeit für ihn habe. Das ist das, was mich in ein so unendlich tiefes Loch zieht. Ich Ringe jedes Mal mit den Tränen und jedes Mal aufs neue, breche ich zusammen wenn er von der Sozialarbeiterin ins Auto gesetzt wird und meinen Namen schreiend gegen das Fenster schlägt.

Fertig angezogen schiele ich noch einmal in das Schlafzimmer, wo Johnny noch tief schläft. Eigenartig. Normalerweise versucht er mich immer an dem Tag vorher anzupassen, weshalb ich meinen Wecker jeden Monat eine halbe Stunde früher stelle.

Auf meine schwarze Radlerhose und dem weißen bauchfreien Top ziehe ich eine dunkelblaue Jeansjacke. Dann öffne ich leise eine der Bodendielen unter der Mülltonne in der Küche und hole ein kleines Geschenk raus. Es ist nicht viel, aber mehr als er sonst bekommen würde.

Dann nehme ich meinen Schlüssel und verschwinde in den Hausflur. Ich eile die Treppe hinunter und hoffe nicht auf mein Schwein von Vermieter zu treffen. Doch auch er scheint noch nicht wach zu sein, wobei auch er jedes Mal aufs neue versucht mich anzutreffen um wieder einen dreckigen Kommentar abzugeben.

In der Bahn ist es noch ruhig. An einem Samstag morgen um sieben sitzen hier nur ein paar Leute. Eine Krankenschwester die aussieht als würde sie vom Nachtdienst heim fahren. Ein alter Mann mit einem Rollator, der eine Zeitung in der Hand hat. Außerdem noch ein paar Leute, die aussehen als hätten sie eine lange Partynacht gehabt.

Eine halbe Stunde später bin ich endlich da und warte im Park auf Joslyn, die mir Ben bringt. Immer um 08 Uhr beginnt unser Tag und um 19 Uhr muss er wieder zurück zu seinen Eltern. Ich sehe in den Himmel und freue mich über den Sonnenschein und keine Wolken. Der Tag scheint Wettertechnisch vielversprechend zu sein.

Ich greife in meine kleine Tasche um mich zu vergewissern, dass Johnny nicht schon wieder Geld herausgenommen hat. In den kleinen von mir eingenähten Fach war alles noch da wo es hingehört. Mit den Jahren habe ich so meine verstecke und Tricks gefunden, wie ich wichtige Dinge vor ihm verstecken konnte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 22 ⏰

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