In love with hell

10~ Montag Vormittag

Angelica

Ein Blick in den Spiegel verrät mir, das ich mich heute rechtfertigen muss. Es ist ja nicht so, dass er eh schon ahnt was mir passiert. Ich streiche mir meine Haare hinter dem Ohr hervor, damit die Wunde wenigstens etwas verdeckt wird. Verdammt... Hätte ich doch ein Pony.

Gerade als ich den Gedanken hatte, nehme ich mir die Verbandsschere aus dem Spiegelschrank und trenne mir die Haare ab. Entschlossen halte ich die Schere an mein Haar. Soll ich? Nein. Oder? Das kann aber nicht die Lösung sein. Ich kann mir doch nicht immer die Haare passend schneiden, nur, weil ich Wunden in meinem Gesicht trage. Die einzige Möglichkeit wäre mich zu trennen.

Und dann? Dann findet er mich wieder so wie letztes mal. Dann bedroht er die, die ich am meisten liebe wenn ich ihn noch ein mal verlassen würde. Also ist trennen auch keine Lösung. Tot, der Tot wäre die einzige Lösung um für immer meine ruhe zu haben. Aber wessen tot? Ein Gefühl breitet sich in mir aus. Dieses Gefühl hatte ich schon mal mit 15 bevor ich eine Hand voll Pillen schluckte.

Schnell schüttle ich den Kopf. ,,Reiß dich zusammen, Angelica." spreche ich leise zu mir. Himmel noch mal, ich kann doch nicht wieder an so einem Tiefpunkt angekommen sein. Aber... wer würde mich denn schon vermissen? Ich habe doch niemanden. Der einzige der mich vermissen würde ist noch so klein, dass er mich irgendwann vergessen würde. Und das ist auch besser so. Ich bin entbehrlich. Ein ernster Blick an mich selbst. Ich kann jetzt nicht aufgeben, wenn ich kurz vor meinem Ziel bin. Ich muss weiter kämpfen, für ihn.

Tief durchatmen... Ein, und aus. Gut so. Und jetzt los. Ich öffne so schnell die Tür, das sie nicht knarrt. Das hatte ich im laufe der Zeit schon gelernt, wie ich unauffällig hier verschwinden kann. Ich schnappe mir schnell die schwarzen Sneaker die neben der Tür stehen, ziehe meine Jeansjacke vom improvisierten Harken an der Wand und greife nach dem Schlüssel in meiner Tasche. Doch bei der Hektik fällt er mir auf den Boden.

Ich halte die Luft an. Etwas knarrt, aber... Nichts. Es passiert nichts. Er schläft. Okay. Mit leichtem Schritt eile ich aus der Wohnung und ziehe mir erst unten am Eingang die Schuhe. ,,Angelica!" Mist! Mit einem lächeln auf den Lippen drehe ich mich zu dem Mann um, der mich gerufen hat. ,,Guten morgen Hektor."

,,Spar dir das guten morgen. Du hast die letzten zwei Mieten nicht gezahlt." mein Herzschlag beschleunigt sich schlagartig. ,,Ich weiß. Ich werde dir am ende des Monats alles zurückzahlen. Versprochen." er mustert sie. ,,Hör mal, ich lasse das nicht mehr durchgehen, Angelica. Ich will die Kohle sehen, bis ende der Woche." was?! Hektor kratzt sich sein Bauch über dem Unterhemd welches mal weiß war und schon einige Flecken beinhält, die man nicht Definieren sollte.

Seine Zähne blitzen für einen Moment kurz auf als er leicht lächelt. Sie sind gelb und schief und in einem hingen noch Reste vom Frühstück, hoffentlich. Seine Glatze glänzte und seine Beine waren in einer grauen Jogginghose versteckt, Gott sein dank. ,,Ich kann bis ende der Woche keine 1000$ auftreiben. Du weißt doch wie Joh..." er unterbricht mich, was er immer tat.

,,Es interessiert mich ein scheiß was der Säufer tut. Ich will die Kohle haben, ende der Diskussion. Es sei denn..." ich schaue ihn eindringlich an und erkenne an seinem Blick, was er dachte. ,,Es sei denn, du zahlst es anders zurück." er streift mit seinen dicken Fingern meinen Arm entlang und verpasst mir damit eine Gänsehaut. Ich schlage seine Hand weg und sehe ihn warnend an.

,,Du bekommst dein Geld." und damit gehe ich raus. Zu meiner Überraschung parkt da ein schwarzer SUV. Drinnen sitzt der Fahrer von Ryan, der mir zunickt und das Fenster runter lässt. ,,Ich soll Sie mitnehmen." ich diskutiere nicht mit ihm, auch wenn ich wirklich nicht abgeholt werden will, sondern setze mich einfach hinein. Olliver ist ja eh schon hier.